HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
gelehnte Gewehr und drehte sich damit zu den Arabern um.
„So ein Pech“, meinte ein dritter Mann hinter ihm. „Sie ist nicht hier, und dir wird es auch bald leidtun, dass du hergekommen bist.“
Noch während der Amerikaner herumfuhr und schoss, zischte ein Messer durch die stille Nachtluft. Das Mondlicht blitzte silbern auf der Klinge, die genau auf Jeds Herz zielte. Als es in seiner Brust stecken blieb, hörte er die beiden Sudanesen leise lachen. Er drehte sich um und verpasste einem von ihnen eine Kugel, während dessen Landsmann getroffen zu Boden stürzte.
Die Messerspitze war in das dicke Geldbündel gefahren, das Jed an seiner Brust trug. Jetzt zog er die Waffe heraus und schleuderte sie gegen den letzten Mann, der einen Krummsäbel gezogen hatte. Der Amerikaner zielte auch diesmal genau.
„Kinkaid, brauchen Sie Hilfe?“ Ali trat aus der Dunkelheit.
„Schauen Sie nach, ob dieser da noch lebt, ja? Vielleicht erzählt er uns, wo in Khartum wir Vicky finden können.“
„Er ist tot. Khartum? Kinkaid, Sie haben versprochen …“ Wenn wir jetzt nach Khartum reiten, dachte Ali, wann sehe ich dann Fatima wieder? Er blickte auf die Toten. „Sie haben geschworen, das nicht zu tun!“
„Ich konnte mich wohl nicht zurückhalten.“ Jed lachte leise und hob die umgefallene Flasche Sabib auf. „Wollen Sie einen Schluck?“
Über die Nonchalance dieses Mannes konnte der Ägypter nur den Kopf schütteln. Er nahm die Flasche entgegen und setzte sie entschlossen an die Lippen. Ali hatte keine Erfahrung mit Alkohol, doch er glaubte, Allah würde Verständnis für ihn zeigen. Eine Reise mit Jed Kinkaid musste jeden zum Trinker machen.
Victoria Shaw hatte ebenfalls den Himmel angerufen, doch ihre Gebete waren nicht erhört worden. Sie befand sich in der Frauenunterkunft des Hauses von Zobeir, dem Sklavenhändler. Ungehalten ging sie unter den wachsamen Blicken des Mannes auf und ab.
Das Benehmen der Engländerin besorgte Zobeir. Sie legte eine derartig herrische Haltung an den Tag, dass er beschloss, sie nicht in den Sklavenpferchen unterzubringen; dort könnte sie womöglich einen Aufstand auslösen. Der dicke Sklavenhändler hatte sich noch nicht entschieden, ob er die hübsche Frau mit Schlägen zur Vernunft bringen sollte. Ihr ungebeugter Stolz würde ihren Preis in die Höhe treiben, weil viele Männer gut dafür bezahlten, ein so wildes Geschöpf selbst zähmen zu können.
Der Sklavenhändler bedauerte, dass er sich den Luxus nicht leisten durfte, sie zu demütigen. Wenn er die Engländerin entjungferte und ihre zarte Haut mit der Peitsche zeichnete, verlor sie nicht nur ihren Stolz, sondern auch ihren Handelswert. Nein, er wollte subtilere Methoden anwenden.
Zobeir beobachtete, wie die Blondine hochmütig die Kleidung von sich wies, die eine Dienerin ihr hinhielt. Er trat hinzu.
„Wahrscheinlich haben Sie nicht verstanden, dass Sie nach dem Baden diese Kleidungsstücke anlegen sollen“, sagte er höflich und befingerte die empörend durchsichtige Haremshose. „Ziehen Sie das an!“
„Das werde ich mitnichten tun“, erklärte Victoria in einer Tonlage, die zeigte, dass sie den Mann als ihr nicht ebenbürtig betrachtete.
„Doch, das werden Sie tun, oder Sie werden es bedauern“, entgegnete Zobeir trügerisch sanft.
„Wohl kaum“, meinte Victoria spöttisch.
„Sie unterschätzen den Einfluss, den ich auf Ihr Schicksal habe. Tun Sie, was ich Ihnen sage, und Sie werden an einen gütigen Herrn verkauft. Es gibt auch solche, bei denen es Ihnen nicht sehr gut ergehen wird.“
„Ich werde überhaupt nicht verkauft!“, erklärte Victoria mit Nachdruck, obwohl sie während der letzten Tage da nicht mehr so sicher war. „Die Europäer in Khartum werden eine solche Ungeheuerlichkeit an einer der ihren nicht zulassen.“
„Haben Sie seit Ihrer Ankunft hier schon Europäer gesehen?“, erkundigte sich Zobeir leise lachend. „Da Sklavenversteigerungen in Khartum stets im Geheimen stattfinden, merkt niemand etwas von Ihrer Anwesenheit.“
„Ich sagte Ihnen bereits, dass ich britische Staatsangehörige und die Tochter eines reichen Mannes bin. Ich bin eine Lösegeldsumme wert, die alles übersteigt, was Sie für mich am Sklavenmarkt erzielen können. Falls Sie das nicht umzustimmen vermag, dann vielleicht die Vorstellung, dass mein Verlobter Ihr wertloses Leben beenden wird.“
„Rauben Sie mir nicht die Geduld, meine englische Blume, oder ich werde Sie in einen Garten verpflanzen, der
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