HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Fieber ist zu Ende, mein Mädchen. Ich habe den schrecklichen Malariaanfall jetzt überstanden. Wir werden überleben.“
Wortlos schmiegte sie Cameron das Gesicht an die Brust und regte sich eine Weile nicht. Dann löste sie sich vorsichtig und langsam von ihm, kroch aus der Höhle auf den kleinen Felsvorsprung, reckte das Gesicht in den Regen und war bald vollkommen durchnässt. „Wie herrlich! Es regnet!“ jubelte sie, streckte die Hände aus und trank begierig den aufgefangenen Regen.
„Komm zurück, du kleine Närrin! Du holst dir den Tod!“ Cameron schnitt eine Grimasse, als ihm die Unsinnigkeit der Bemerkung bewusst wurde. Sich duckend, verließ er die Höhle und gesellte sich schließlich zur Gattin. Die Regentropfen prallten ihm mit großer Wucht auf die bloße Haut, doch es kümmerte ihn nicht ein bisschen. Er füllte sich die Hände mit dem kostbaren Nass und trank, bis er meinte, trunken vom Wasser zu sein.
Mary war wie eine halb verdorrte Blume zu neuem Leben erblüht. Auf dem Vorsprung hatte sie sich zurückgelehnt und die Arme zum Himmel ausgestreckt, wie eine Heidin, die den Regengott anbetete. Ein Blitz beleuchtete ihr fein geschnittenes Gesicht. Sie war schön. Nein, sie war wunderbar. Spontan fasste Cameron sie um die Taille und zog sie an sich.
Eifrig drängte sie sich an ihn, schob die Finger in sein Haar und bog seinen Kopf zu sich herunter. Sie öffnete die feuchten Lippen und küsste ihn im herabprasselnden Regen, leidenschaftlich, sehnsüchtig und inbrünstig.
„Mary!“, flüsterte er. „Ich liebe dich, Mary Margaret! Habe ich dir das je gesagt?“
In der Dunkelheit ruhte Mary in die Armbeuge des Gatten gekuschelt, den Kopf auf seine Schulter gelegt, die Beine mit seinen unter dem Schlafsack verschlungen. Draußen vor der Höhle rauschte der Regen zur Erde.
Cameron schloss die Augen und genoss das Gefühl, Mary an sich zu spüren. Nie in seinem einsamen, unausgefüllten Leben hatte er so viel Liebe erfahren. Eigentlich hätte er voll und ganz zufrieden sein müssen.
Marys schweres Seufzen durchbrach die gemütliche Stille. „Unsere Tochter …“
„Ich weiß. Wir brechen auf, sobald wir können.“
Ängstlich hob Mary den Kopf und schaute besorgt den Gemahl an. „Wann? Wir haben schon so viel Zeit verloren, Cameron, fast eine Woche!“
„Ja. Wir können nur hoffen, dass wir noch einen Vorsprung vor den Entführern haben. Sie werden jedoch ebenso wie wir vor dem Wolkenbruch Schutz suchen und abwarten müssen, bis die Regenfluten etwas nachgelassen haben. Dadurch gewinnen wir einige Tage, um uns zu kräftigen.“
„Wir dürfen nicht länger bleiben. Wir müssen …“
Cameron legte der Gattin den Zeigefinger auf die Lippen. „In unserer Verfassung kämen wir nicht einmal eine Meile voran, Mary, mein Liebling, erst recht nicht bei diesem Sturzregen. Gott hat uns eine zweite Chance gegeben, doch ich bezweifele, dass wir eine dritte bekämen.“ Cameron strich Mary eine feuchte Strähne aus der Stirn. Er wusste, sie hatte etwas anderes von ihm hören wollen – Worte der Entschlossenheit. Aber er war nicht mehr willens, Risiken einzugehen. Er liebte Mary viel zu sehr, um ihr Leben noch einmal aufs Spiel zu setzen.
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich habe Angst um Jenny, Cameron“, flüsterte sie.
„Ich auch, mein Mädchen.“ Er strich ihr über den nassen Kopf. „Aber in unserem Zustand können wir ihr nicht helfen. Wir müssen genügend Kraft haben, um zu ihr zu gelangen und sie zu befreien.“
Mary erschauert. „Und wenn wir zu spät kommen?“
„Ich glaube nicht, dass wir die Karawane verpassen. Die Entführer mussten einen weiteren Weg als wir zurücklegen, und da sie auf dem Treck noch mehr Sklaven mitgenommen haben, wurde ihr Vorankommen verzögert. Auch der Regen dürfte sie aufhalten.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet, Cameron.“
Er hörte die Furcht aus Marys gepresst klingender Stimme.
„Was passiert, wenn die Sklavenhändler früher zum Dscharengpass gelangen als wir?“
Cameron zögerte. Er wusste, dass sowohl die Umkehr nach Mombasa als auch die Fortsetzung des Marsches in die höllische Wüste im Norden in großem Kummer und Leid enden würde. Natürlich wollte Mary etwas anderes hören, doch belügen konnte er sie nicht. „Warte ab!“, sagte er weich. „Es hat keinen Sinn, voreilige Entscheidungen zu treffen.“
Schweigend kuschelte Mary sich wieder an ihren Mann.
Fürsorglich drückte er den Schlafsack um sie. Ihm
Weitere Kostenlose Bücher