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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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sanftmütigste Mensch, den sie je kennengelernt hatte. Doch er konnte nicht wissen, welch besondere, wundervolle Ausstrahlung Jennifer hatte, und daher auch nicht verstehen, was es Mary wirklich bedeutete, die Tochter vielleicht zu verlieren.
    „Mary?“ Er lehnte sich ein wenig zurück, strich ihr sacht mit dem Zeigefinger über die Wange und merkte, dass sie weinte. „Oh, verdammt, es tut mir leid, Mary.“ Er küsste ihr die Tränen fort. „ Verzeih mir, mein Mädchen. Ich wollte dich trösten, aber ich hätte mir denken können, dass du, solange unsere Tochter nicht in Sicherheit ist, für Trost nicht empfänglich bist.“
    Mary schloss die Augen und genoss die Zärtlichkeiten des Gemahls. Sie fühlte sich in seiner Wärme geborgen und hatte plötzlich so starkes Verlangen nach ihm, dass es ihr den Atem verschlug. Im Stillen wünschte sie sich, er möge sie lieben, und ganz so, als habe er ihre Gedanken erraten, küsste er sie voller Leidenschaft und legte sich auf sie. Mit halb ersticktem, lustvollen Seufzer nahm sie ihn in sich auf, entschlossen, ihn in dieser Nacht zu lieben, mit aller Hingabe, deren sie fähig war, als sei es zum letzten Mal.

    Im Schatten eines Termitenhügels blieb Cameron stehen und betrachtete die ihm von Halil ibn Aybak übergebene Zeichnung. Seiner Schätzung nach konnte der Dscharengpass nur noch wenige Stunden entfernt sein. Allerdings war der eingeschlagene, offenbar selten benutzte Pfad sehr beschwerlich, da der Regen ihn aufgeweicht hatte und die sprießende Vegetation ihn schwer erkennbar machte. Mehr und mehr musste Cameron sich jetzt an fernen Geländepunkten orientieren.
    „Glaubst du, dass wir noch auf dem richtigen Wege sind?“ Mary hatte sich ins Gras gesetzt und die Beine vor sich ausgestreckt. Seit fast zwei Tagen war sie nun mit dem Gatten forsch voranmarschiert und merkte, dass es nicht mehr zum Besten um ihre körperliche Widerstandskraft stand.
    Besorgt schaute Cameron sie an, und das Herz krampfte sich ihm zusammen. Sie hatte sich längst nicht so gut erholt wie von ihm erwartet. Ihr Gesicht war spitz und mager geworden, und morgens hatte sie sogar das Dörrfleisch erbrochen. Es wäre vernünftiger gewesen, in der Höhle auf einer längeren Ruhephase zu bestehen, aber er hatte der Gemahlin nur so lange Zeit lassen können, wie unter den Umständen zu verantworten war. Er hielt die Hand über die Augen und suchte den in der Hitze flimmernden Horizont ab. „Ja, wir scheinen uns nicht verlaufen zu haben. Ich habe unsere Position mittels der dort drüben zu sehenden Hügelkette angepeilt, die auf der Karte eingetragen ist. Einen Weg kann ich allerdings nirgendwo erkennen.“
    Mary seufzte ergeben. „Dann werden wir eben wie bisher weiterwandern müssen.“
    „Es kann nichts schaden, ein wenig zu rasten, mein Mädchen“, erwiderte Cameron in der Hoffnung, sie möge auf den Vorschlag eingehen.
    „Nein, das ist nicht nötig. Ich bin so weit.“ Sie trank rasch einen Schluck Wasser und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Ihr Gesicht war blass, und ein Schweißfilm überzog die Haut.
    In Gedanken zählte Cameron, wie viele Patronen ihm noch verblieben waren. Es waren nur noch wenige. Dennoch beschloss er, vor dem Dunkelwerden zu jagen. Vielleicht trug der Genuss frischen Fleisches dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Mit festem Griff zog er sie auf die Füße. Seine Mary. Er hätte alles gegeben, um ihr die bevorstehenden Strapazen zu ersparen. Aber er wusste, dass es keinen Sinn hatte, noch einen Versuch zu unternehmen. Es war nicht ihre Art, sich Schwierigkeiten vom Halse zu halten und andere die Gefahren bestehen zu lassen.
    Mit langen, entschlossenen Schritten marschierte sie weiter und rief nach einer Weile erfreut: „Sieh mal da! Dort vorn! Da ist ein Wasserloch! Ich werde mir das Gesicht waschen und unsere Feldflaschen auffüllen.“
    „Sei vorsichtig. Durch das Wasser könnten gefährliche Tiere angelockt werden.“ Das Gewehr schussbereit, beobachtete er die Gattin, während sie die Feldflaschen füllte und sich dann Wasser auf Gesicht, Hals und den Ansatz der Brüste spritzte. Ihm brach das Herz, als sie sich lächelnd aufrichtete und die Tropfen auf ihrer Haut schimmerten. In dieser grausamen, gefährlichen Welt war sie so zerbrechlich wie eine Blume und ebenso kostbar. Sie zu verlieren, wäre ihm unerträglich. Das wäre schlimmer als der Tod, und unvermittelt empfand Cameron Angst.
    Mary bemerkte den über sein Gesicht huschenden Schatten.

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