HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Moment mussten die Zündschnüre abgebrannt sein und die Explosion auslösen, so dass er über die Mauer in das Frauenpferch steigen, Victoria Shaw packen und mit ihr aus Khartum verschwinden konnte.
Nur explodierte leider nichts. „ Verdammt, Ali!“, fluchte Jed leise. „Schaffst du es nicht, ein Streichholz anzuzünden?“ War der Ägypter etwa geschnappt worden, oder hatte ihn im letzten Moment der Mut verlassen?
Gerade entschloss sich der Amerikaner dazu, die Befreiung selbst in die Hände zu nehmen, als ein ohrenbetäubendes Geräusch den Innenhof erschütterte. Ein Stück Sandstein flog aus der Mauer.
„Das wurde auch Zeit“, brummte Jed, während die Menschen in den Pferchen furchtsam aufschrien. Als die Sklaven jedoch merkten, dass sich ein Weg in die Freiheit geöffnet hatte, erhob sich ein Freudengebrüll.
Es herrschte das absolute Chaos. Die Gefangenen kletterten übereinander. Die Wächter versuchten, sie zurückzudrängen. Gewehrschüsse peitschten auf und mischten sich mit den Schreckensschreien vom Marktplatz her. Verängstigte Esel und Menschen rannten, um der Gefahr zu entfliehen. Die noch in ihrem Pferch gefangenen Frauen jammerten laut. Eine zweite Explosion auf der anderen Seite des Marktplatzes übertönte alles, und das Chaos wurde noch größer.
Mittendrin zerriss Jed den Rest seiner Handfessel und schlenderte zu dem Tor, das ihn von dem Gehege der Frauen trennte. Da es aus dickem Holz bestand und verschlossen war, widerstand es seinen Versuchen, es mit Gewalt zu öffnen.
Dass es so einfach sein würde, hatte Jed auch nicht erwartet.
Er nahm das Halfterseil von seinem Hals, machte daraus ein kurzes Lasso und schleuderte es über die Eisenspitze oben auf dem Torpfosten. Dann zog er sich daran hoch und stieg mühelos auf die Mauer. Oben angekommen, entdeckte er auch bald die kleine Blondine mit der europäischen Kleidung, die sich mit den anderen zusammendrängte.
In arabischer und englischer Sprache brüllte er den Sklavinnen zu, sie sollten sich aus der gegenüberliegenden Ecke zurückziehen, ehe Ali die nächste Sprengladung hochgehen ließ. Danach sprang er von der Mauer und eilte an die Seite der Blonden. Er riss sie in die Arme und warf sich trotz ihres Protests über sie. Zusammen fielen sie zu Boden, und in diesem Moment sprengte die nächste Explosion ein Loch in die Außenmauer des Geheges der Frauen.
„Sie müssen Vicky sein“, stellte Jed teuflisch grinsend fest und ließ die Frau unter sich los.
„Ich heiße Victoria!“ Sie arbeitete sich unter dem muskulösen Körper hervor, der sie gefangen hielt, während ihre Gefährtinnen hinaus auf den Marktplatz strömten. Als sie ihre Haltung wiedergefunden hatte, blickte sie den zerzausten, unrasierten Fremden abschätzend an. Was sie sah, gefiel ihr nicht. „Ich bitte jedoch darum, dass Sie mich Miss Shaw nennen“, fügte sie in sehr kultivierter, herablassender Tonlage hinzu.
Diese eingebildete Miss Shaw und Hayden Reed passen ja großartig zusammen, dachte Jed und richtete die undankbare Dame sowie sich selbst auf. „Hören Sie, Schätzchen, von mir aus kann ich Sie auch Queen Victoria nennen, doch jetzt werden wir hier verschwinden.“
„Das geht nicht“, erklärte Victoria verärgert und entzog ihm ihre Hand, die er noch immer festhielt.
„Warum geht das nicht?“
„Sie haben doch sicherlich das Kanonenfeuer gehört“, sagte Victoria so ruhig sie konnte und wich vor dem wütenden Fremden mit den grünen Augen zurück. „Die britische Armee und mein Verlobter sind zu meiner Befreiung gekommen. Gegenwärtig greifen sie Khartum an. Falls ich jetzt hier hinausgehe, finden sie mich nicht. Ich warte hier auf Hayden. Mit Ihresgleichen renne ich nicht davon.“
„Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen schonend beibringen soll“, erwiderte Jed spöttisch. „Sie werden sich schon mit mir abfinden müssen, Lady. Ihr Hayden sitzt nämlich noch in seinem Büro in Kairo.“
„Wollen Sie etwa damit sagen, er hätte Sie geschickt?“
„Nein, das hat er nicht. Dazu fehlte ihm der Mut. Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen. Wenn Sie diesen aufgeblasenen Esel jemals wiedersehen wollen, empfehle ich, dass Sie Ihren niedlichen kleinen Hintern in Bewegung setzen, damit wir endlich hier wegkommen.“
Alis letzte Explosion übertönte Victoria Shaws beißende Entgegnung. Sie wiederholte sie nicht, weil sie sah, dass Jed mit seiner Geduld am Ende war.
„Laufen Sie!“, befahl er und zog die Frau an der Hand zu der
Weitere Kostenlose Bücher