HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Abenteuer.
Hatte er diese Lektion nicht gelernt, nachdem seine Mutter wieder heiratete und ihn sowie seine Brüder in die feine Gesellschaft einführte? Aus diesem Leben hatte er sich verabschiedet. Diese Schlinge wollte er sich nie mehr um den Hals legen lassen. Er war ein freier Mann, und seine einzige Verpflichtung ging über unregelmäßige Briefe an seine Mutter in San Francisco nicht hinaus.
Jed schrubbte seine Haut so lange, bis sie zu brennen schien. Dann stieg er aus dem Teich und blieb am sandigen Ufer stehen. Das Wasser verdunstete rasch an der trockenen Wüstenluft. Er streifte sich die frische Gallabije über und fuhr sich unbewusst mit dem Zeigefinger an der Innenseite des Halsausschnittes entlang, als könnte er schon fühlen, wie sich die Schlinge zusammenzog. Er verzog das Gesicht. Vicky sah zwar aus wie ein Engel, doch sie stellte eine Gefahr dar. Deshalb schwor er sich, auf der Hut zu sein, bis er diese beunruhigende Engländerin zu Reed zurückgeschafft hatte.
Jetzt war es an der Zeit, wieder ins Lager zu gehen. Jed Kinkaid zögerte. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, wie er sich einer Frau gegenüber verhalten sollte. Das bedeutete Mangel an Selbstvertrauen, was ihm ganz und gar nicht gefiel. Sein Stolz erwachte. Er war doch wohl Manns genug, der Frau gegenüberzutreten, die hinter der Düne wartete!
Entschlossen ging Jed zu den anderen, doch er vergaß beinahe seine Absicht, als er die Erhebung umrundete. Dort saß Vicky, und sie erschien ihm stiller und wehrloser, als er sie je erlebt hatte. Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen, denn er erkannte, dass er selbst der Grund für ihren Kummer war. Am liebsten hätte er sich bei ihr entschuldigt; er wollte sie in die Arme nehmen und ihr die Sorgenfalten von der Stirn küssen – kurzum, er hatte das Bedürfnis, sie zu trösten und zu beschützen.
Zumindest wollte er das, bis er merkte, dass dies nicht nötig war, denn der mitfühlende Ali hatte diese Aufgabe bereits übernommen und offensichtlich mit seiner Güte erreicht, dass die beiden einander nähergekommen waren. Der Amerikaner fragte sich gereizt, was Ali wohl zu ihr gesagt hatte, denn die hochmütige englische Erbin und der ägyptische Krämer gaben ein ungleiches Paar ab. Dennoch fanden gewiss viele Frauen den hochgewachsenen Ägypter attraktiv, und zudem erregte ein Verwundeter bei den Damen unweigerlich Mitgefühl.
Hoffentlich ist das auch alles, was Ali erregt hat, dachte Jed wütend, als er die beiden erreicht hatte.
„Zeit, zum Lager zurückzukehren“, befahl er unwirsch.
„Ja, das ist für uns alle am besten“, stimmte Ali zu. Ihm war die Erschöpfung anzusehen. „Wir haben heute viel mitgemacht“, fügte er mit einem strafenden Blick auf Jed hinzu.
Dieser nahm das nicht zur Kenntnis, sondern half dem Krämer auf, legte sich Alis Arm um den Nacken und wollte sich schon in Bewegung setzen, als er zu seiner Bestürzung sah, dass Vicky versuchte, den Verwundeten auf der anderen Seite zu stützen. Anscheinend bin ich keinen Moment zu früh zurückgekommen, dachte er wütend.
„Nicht doch, Miss Victoria“, wehrte Ali mit einem kleinen Lächeln ab. „Ich lasse es nicht zu, dass meine Schwäche Ihre Kräfte aufzehrt.“
„Ich will Ihnen doch nur helfen, Ali.“
„Nichts da“, lehnte er ab. „Ich möchte das selbst schaffen mit Kinkaids Hilfe.“
Er wollte es selbst schaffen! War dem Mann denn nicht klar, dass er ihnen vor die Füße fallen würde, wenn er nicht gestützt wurde? Wollte er mit seiner Haltung Vicky beeindrucken, oder war dem Bastard plötzlich eingefallen, dass er in Kairo eine Ehefrau besaß?
Der kurze Weg zurück zum Lager erwies sich als überaus mühsam und anstrengend. Mit jedem Schritt wurde Ali sichtbar schwächer, und als sie ankamen, war sein dunkles Gesicht blass geworden. Jed dagegen merkte, wie die Zornesröte sein eigenes Gesicht färbte, weil Victoria nicht aufhörte, den Ägypter zu umsorgen.
Nachdem er den Verwundeten auf dessen Schlafdecke gelegt hatte, wollte Jed seine innere Spannung durch Arbeit abbauen und begann, Brennmaterial für das Feuer zu sammeln. Aus dem Augenwinkel sah er Vicky herankommen.
„Sie brauchen sich nicht die Hände schmutzig zu machen“, meinte er. „Setzen Sie sich zu Ali.“ Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, gelassen und gleichgültig zu erscheinen, klang das ziemlich spöttisch.
Victoria betrachtete ihn eine Weile, und als sie den Kopf auf eine Seite neigte, hätte Jed schwören
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