HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
nehmen.
Langsam, wie im Schlaf, drehte er sich zum Lagerfeuer herum und ergriff die neben ihm liegende Pistole. Vorsichtig öffnete er ein Auge. Sein Körper bereitete sich auf eine Reaktion vor. Der Anblick bestürzte ihn. Er war bereit zu töten, und der einzige Mensch im schwachen Schein des Lagerfeuers war Victoria Shaw!
Was zum Teufel hatte die Frau vor? Dann sah er, wie sie ihre Decke wegen der Kälte der Wüstennacht dichter um ihre kleine Gestalt zog. Er meinte sogar, ihre Zähne klappern zu hören.
Verdammt! Hatte er sich eben noch dazu gratuliert, dass es ihm gelungen war, Vicky zu ignorieren? Das war wohl ein wenig voreilig gewesen. Er stützte sich auf einem Ellbogen auf, seufzte tief und verfluchte sich für das, was er gleich tun würde. Leider fand er es unmöglich, ihr den Rücken zu kehren, nachdem er gesehen hatte, in welcher Notlage sie sich befand.
„Kommen Sie her“, rief er unwillig, hob einen Zipfel seiner Decke an und deutete auf den leeren Platz neben sich.
Es dauerte eine Weile, bis Victoria in der Dunkelheit hinter dem Feuer etwas erkennen konnte, doch dann wusste sie, weshalb er sie gerufen hatte. Sie zögerte. Bot Jed Kinkaid ihr nur die Wärme seines Körpers an, oder wollte er sie aus anderen Gründen bei sich haben? Es hatte ihn nicht viel Mühe gekostet, ihre Erwiderung seines Kusses zu erhalten; erwartete er etwa jetzt wieder die gleiche Begeisterung von ihr?
„Das Angebot steht nicht die ganze Nacht“, sagte er. „Ich brauche meinen Schlaf.“
Mit einem Mal erkannte Victoria, dass seine Einladung nichts Wollüstiges enthielt, sondern ein schlichter Akt der Großmut war. Sofort kroch sie zu ihm und schlüpfte unter seine Decke.
„Es ist kaum vorstellbar, wie kalt es nachts an einem Ort wird, an dem tags die Sonne so heiß brennt.“ Ohne eine Erwiderung abzuwarten, kuschelte sie sich an Jeds harten männlichen Körper. Sie empfand nur seine Wärme, die sich langsam auf sie übertrug, sowie das großartige Gefühl der Sicherheit. Im nächsten Moment war sie schon zufrieden eingeschlummert.
Jed hörte das langsame, gleichmäßige Atmen der Frau an seiner Seite und hob den Kopf, um in ihr Gesicht zu schauen, das jetzt so friedlich wirkte. Er fluchte innerlich. Es war verdammt schwierig, Abstand von Vicky zu wahren, wenn sie sich direkt neben ihm zusammenkuschelte!
„Los, Vicky, aufstehen!“ Im grauen Licht der anbrechenden Morgendämmerung rüttelte Jed sie wach. Er war schon eine ganze Weile auf den Beinen. Die meisten Sachen waren gepackt, und die Pferde einschließlich Victorias Stute waren auch schon gesattelt.
„Waschen Sie sich, wenn Sie wollen. Heute Abend werden wir nicht bei einer Oase halten. Schütteln Sie das Bettzeug aus, und rollen Sie es zusammen. Dann tränken Sie die Pferde“, befahl er. „Danach werden Sie beim Lagerfeuer Kaffee vorfinden, ebenso Trockenfrüchte sowie Brot. Ich werde mich mit Ali beschäftigen. Der Narr glaubt, er könne heute schon reiten.“ Vor sich hin murmelnd schritt er davon, doch seine Worte waren in der Stille gut zu hören: „Als ob ich es gebrauchen könnte, wenn er vom Pferd fällt und sich noch einmal verletzt. Wie stellt er sich eigentlich vor, dass ich ihn und eine verwöhnte Frau quer durch die Wüste schleppe, wenn das passiert?“
Victoria vermochte es kaum zu glauben, dass der Mann, der sie in der vergangenen Nacht so herrlich gewärmt hatte, heute so fürchterlich kalt war. Er versuchte nicht einmal, freundlich oder auch nur höflich zu sein. Dennoch konnte sie ihm sein Verhalten nicht übel nehmen, wenn sie bedachte, welche Verantwortung auf ihm lastete. Das Überleben aller drei hing schließlich von ihm ab.
Zum ersten Mal hatte Victoria das Gefühl, für ihn eine Bürde zu sein. Sie nahm sich vor, ihre Aufgaben hier noch besser zu erfüllen. Zunächst wollte sie sich nicht mehr mit dem rätselhaften Jed Kinkaid beschäftigen, sondern sich ausschließlich auf das Überleben konzentrieren. Wenn sie sich wieder in Kairo befand und er fort war, würde sie noch genügend Zeit haben, über ihn nachzudenken.
Victoria hatte ihre Aufgaben erledigt und wollte gerade den Kaffeebecher an die Lippen setzen, als sie sah, wie Jed Ali auf dessen Pferd half und dabei fortgesetzt auf ihn einschimpfte.
„Ich sagte, du darfst nur dann reiten, wenn du hiermit einverstanden bist“, erklärte er und holte einen breiten Lederriemen aus seiner Satteltasche.
„Ich lasse mich nicht an mein Pferd binden“, protestierte
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