HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
an anderer Stelle wieder auf, weil er nur an seinen Profit und nicht an die Befreiung denkt. Doch das ist nicht unser Problem. Solange wir abliefern, was er verkauft, erfüllen wir unseren Auftrag, und der Mahdi kommt umso schneller an die Macht. Möge der Mahdi lange leben!“
„Zunächst einmal: Mögen seine Diener lange schlafen! Wir brechen vor dem Morgengrauen auf, also leg dich noch ein paar Stunden aufs Ohr.“ Hamid erhob sich, warf seinen Becher aus der Hand und wandte sich zum Zelt. „Wenn du hier draußen schläfst, warnen dich die Pferde vor den Schakalen, den vierbeinigen wie den zweibeinigen.“
Jed, der jedes Wort mit angehört hatte, überlegte. Der Sudanese hatte einen Engländer als ihren Lieferanten genannt. Anscheinend versorgte ein Untertan der Krone die Unterstützer des Mahdi mit Waffen und genug Munition, um eine Revolution im Sudan zu ermöglichen. Jetzt würde Reed nicht nur für Victorias sichere Heimkehr dankbar sein, sondern auch für die Gelegenheit, seine Vorgesetzten mit den Informationen zu beeindrucken, die Jed ihm über die List des Mahdis liefern konnte.
Durch die Dunkelheit schlich Jed zurück zu der Stelle, wo er die beiden Wasserschläuche gelassen hatte, und näherte sich damit dem Teich. Diesmal befürchtete er keine Verseuchung.
Jamal war noch immer mit seiner Schnitzerei beschäftigt. Geräuschlos kroch Jed zum Wasserrand und senkte den ersten Behälter ganz langsam hinein, um das gurgelnde Geräusch zu vermeiden. Weil man in der absoluten Finsternis nicht sehen konnte, wie voll der Schlauch schon war, musste er ihn aus dem Wasser heben. Bei dem hierdurch verursachten Geräusch erstarrte er. Da jedoch alles ruhig blieb, fasste er den Ledersack beim Hals, drückte, und als kein Wasser hinauslief, senkte er ihn aufs Neue hinein und wartete, bis er voll war. Das Verfahren kostete nicht nur Zeit, sondern auch Nerven, und er fragte sich, wie lange er wohl noch unbemerkt bleiben würde.
Endlich war der erste Wasserschlauch gefüllt. Nun brauchte Jed sich nur noch um den zweiten zu kümmern, und dann konnte er zu Victoria zurückkehren. Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke: Würde er sie bei seiner Rückkehr noch lebend vorfinden? Ich bin doch ein Narr, mich grundlos zu sorgen, sagte er sich sofort. Die Frau hatte ihn schon so weit, dass er sich Tragödien einbildete, obwohl kein Anlass dazu bestand! Ärgerlich tauchte er den zweiten Wassersack in den Teich und erkannte zu spät, dass er dies viel zu schnell getan hatte.
„Wer da?“, fragte Jamal, sprang auf und blickte um sich. „Ich habe dich gehört. Komm sofort ans Feuer!“
Jed schluckte und presste sich in den feuchten Sand. Er hoffte, der Derwisch würde sich nicht bis ans Wasser wagen; falls er es tat, musste der Amerikaner ihn töten.
„Zeige dich; ich weiß, dass du dort bist“, befahl Jamal.
„Kann man denn nicht einmal in Ruhe seinen natürlichen Bedürfnissen nachgehen?“, fragte unerwartet jemand vom Zelt her.
„Was? Wer ist da?“
Jamal hört sich erleichtert an, dachte Jed. Freilich konnte der Mann nicht erleichterter sein als der Amerikaner.
„Ich habe zu viel Kaffee getrunken.“ Hamid kam hinter dem Zelt hervor. „Ich erwartete nicht, dass ich mich dafür rechtfertigen müsste.“
„Das Geräusch kam eher vom Teich her …“
„Du hörst es plätschern und denkst gleich an den Teich“, spottete Jeds Retter. „Würden etwa die Pferde ruhig geblieben sein, wenn jemand hier eingedrungen wäre?“
„Wahrscheinlich nicht“, gab ihm Jamal widerstrebend recht.
„Geh schlafen und suche nicht nach Ärger, wo keiner ist.“
Jamal blieb noch vor dem Zelt stehen; ihm war es offenbar peinlich, dass er seinen Vorgesetzten in Verlegenheit gebracht hatte. Jed jubelte innerlich; falls Jamal jetzt noch ein Geräusch hörte, würde er es für Einbildung halten, und das war es nicht wert, dass er Hamids Zorn erregte.
Der zweite Wasserschlauch war schnell gefüllt, und dann befand sich Jed wieder auf dem Rückweg zu Victoria … und Ali. Einst hätte er sich geärgert, dass er die Gelegenheit versäumt hatte, mit den Derwischen einen Kampf anzufangen, doch heute freute er sich nur darauf, mit zwei vollen Wasserschläuchen ins Lager zurückzukehren. Es war doch merkwürdig, wie sich eine Frau auf einen Mann auswirkte.
„Wie geht es ihr?“ Jed trat zu Ali, der neben Victoria saß.
„Sie ist unruhig, fühlt sich jedoch inzwischen etwas kühler an“, antwortete der Ägypter. „Hattest
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