HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
nicht an der Nachmittagssonne lag, sondern an dem Feuer in ihrem Inneren. Immer wenn sie Jed ansah, loderte es ein wenig höher auf. Langsam glaubte sie, dass sie die falsche Wahl getroffen hatte. Jed Kinkaid war tatsächlich ein Maverick, ein Rebell, der sich nicht von Konventionen an die Kette legen ließ. Die Welt brauchte Menschen wie ihn dringender als die vielen Hayden Reeds – und heute Nacht brauchte Victoria ihn.
Ehe sie noch ihr Verlöbnis mit Hayden bedenken und ihre Meinung ändern konnte, stand sie auf und ging zu Jed. Sie vergaß Vergangenheit und Zukunft, vergaß Schicklichkeit und gesellschaftliche Erwartungen und ergab sich der Spontaneität, die Jed in ihr erweckt hatte. Sie stellte sich vor ihn, entblößte die ganze Länge ihres Beins und erwartete seine Aufmerksamkeit. „Ich glaube, es ist Zeit“, sagte sie leise.
„Zeit?“ Jed vermochte den Blick nicht von ihr zu wenden.
„Jed, ich möchte an Land gehen.“ Sie beugte sich zu ihm und ließ ihre Hand über seine Schulter bis zu dem aufgerollten Hemdsärmel und weiter zu den krausen Härchen auf seinem muskulösen Unterarm streichen.
Jed erkannte, dass er heute Nacht keine Chance hatte, das abzulehnen, was sie ihm anbot. Er fasste ihre Hand, hob sie sich an die Lippen und drückte einen Kuss in die Innenfläche. Wenn ihn sein Gefühl nicht trog, würden Victoria und er in dieser Nacht unbeschreibliche Liebesfreuden erleben.
„Ali, wach auf. Am linken Ufer scheint sich eine geeignete Stelle zum Übernachten zu befinden“, rief Jed laut und weckte den Ägypter aus dessen Trägheit auf. „Wir brauchen alle unseren Schlaf“, fügte er mit einem vielversprechenden Blick zu Vicky hinzu.
Eine Stunde später merkte Jed, dass ihm das Abendessen heute nicht recht schmeckte, und er vermutete, dass das an seinen Plänen für den Nachtisch lag. Mit der Hand strich er sich durch das dunkle Haar und gähnte laut.
„Entschuldigung. Ich weiß nicht, was mit mir los ist“, sagte er. „Ich bin heute einfach todmüde.“
„Nach mehr als zwei Wochen der abenteuerlichsten Gefahren gibt dein Körper endlich seine Grenzen zu. Victoria und ich sind schon lange erschöpft“, erklärte Ali.
„Ali hat recht.“ Victoria stand auf und sammelte das Essgeschirr ein. „Für uns alle ist es Zeit, schlafen zu gehen.“
Bald lagen die drei Reisenden unter ihren Decken. Einer von ihnen wartete auf den Schlaf; die anderen beiden erwarteten etwas ganz anderes.
Als Vicky das nächste Mal aufwachte, war ringsum alles still. Ali schnarchte leise, und Jed kniete neben ihr.
„Das Feuer ist aus“, flüsterte sie und richtete sich auf.
„Das brauchen wir nicht, wenn wir uns vom Lager fortbewegt haben.“ Jed nahm zwei Decken auf und ging voraus an dem schlafenden Ägypter vorbei. Victoria folgte ihm nur zu gern. Mit jedem Schritt schlug ihr Herz schneller, weil sie dem verlockenden Ruf gehorchte, der ihre Seele verführte.
Leise gingen sie über das Gras beim Ufer. Die unberührte Schönheit der Nacht nahm Victoria gefangen. Der dunkle Himmel bildete den perfekten Hintergrund für die Sterne, die wie funkelnde Diamanten auf tintenschwarzem Samt ruhten. Der Halbmond im Westen schien aus schimmerndem Alabaster zu bestehen.
Jed hielt an, breitete die Decken auf dem Boden aus und nahm Victoria sofort in die Arme. Sie empfand seine Körperwärme als beruhigend und aufregend zur selben Zeit.
Während des ganzen Tages hatte sich Jed danach gesehnt, sie fest an sich zu drücken und sie in die Ekstase zu treiben, doch jetzt wollte er lieber alle Hast vermeiden. Er schaute in ihre erwartungsvollen Augen und neigte sich lächelnd zu einem Kuss zu ihr hinunter.
Als seine Lippen auf ihren lagen, musste Victoria an die feurigen Küsse des gestrigen Nachmittags denken. Diesmal berührte Jed sie nur ganz sanft, und jeder zärtliche Kuss sprach von seiner Geduld. Er ließ seinen Mund liebkosend über ihre Wangen, ihre Augen, ihr Kinn und ihre Nasenspitze streichen und dann zu ihren wartenden Lippen zurückkehren. Heute wollte er nicht dominieren, sondern nur Freude schenken. Vicky öffnete ihm ihre Lippen, doch er berührte mit seiner Zunge nur ihren Mundwinkel und biss zärtlich in ihre rosige Unterlippe.
Victoria erbebte von Kopf bis Fuß und stöhnte vor Wollust laut auf. „Jed …“ Sie klammerte sich an ihm fest.
„Hier bin ich“, flüsterte er ihr ins Ohr, und sein heißer Atem ließ sie aufs Neue erzittern.
„Jed …“ Vicky vermochte kaum seinen Namen
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