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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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zurück. „Hören Sie zu. Ich wollte Sie nicht …“
    Als er ihr direkt ins Gesicht blickte, verstummte er. Die Locken, die Wangenknochen, die blitzenden Augen, der große, sensible Mund – auf einmal wusste er, welcher Name zu diesem Gesicht gehörte, geradezu blitzartig ging ihm ein Licht auf … Lydia!
    Sprachlos starrte er sie an. Unmöglich, sagte er sich. Lydia Taggert ist doch tot. Ihre schwarzen Bediensteten hatten ihn an ihr Grab geführt, als Virgil gefallen war und er ihr dessen Verlobungsring überbringen wollte. Angeblich war während des Angriffs der Yankees unter General Grant auf Richmond eine Granate im Schlafraum ihres Hauses explodiert und hatte sie getötet. Da hatte er den kleinen Goldreif auf den Grabstein gelegt und war gegangen.
    Lydia.
    Verrat! Die Einsicht setzte sich bei ihm durch und verdüsterte augenblicklich seine Stimmung. Ich werde schon herausfinden, was hier gespielt wird, schwor er sich – und wenn ich die ganze Nacht dafür brauche.
    Mit geballten Händen trat er einen Schritt auf sie zu. „Lady“, meinte er drohend. „Sie schulden mir eine Erklärung.“
    Blitzschnell sprang sie fort und flüchtete zum Schuppen. Donovan hörte den Maulesel schnauben, als sie sich auf seinen Rücken schwang. Starr vor Staunen beobachtete er, wie sie herausgestürmt kam, das Reittier wendete und wie ein Fantom im nächtlichen Schneegestöber verschwand.
    Unrasiert und übermüdet blickte er ihr eine ganze Weile regungslos nach. Erst als das Hufgetrappel ihres Maulesels aus der Schlucht herauftönte, rührte er sich wieder. Der Schnee knirschte unter seinen Tritten, als er wie ein Schlafwandler zur Hütte zurückkehrte. Lydia Taggert lebte also noch – und sie spielte den Yankee!

2. KAPITEL
    Sarah nahm ihrem Maultier den Sattel ab und ließ es, versorgt mit Heu, in Amos Satterlees Stall hinter dessen Laden zurück. Als sähe ihr die ganze Stadt dabei zu, stieg sie betont ruhig die verschneiten Stufen zu ihren Räumen hinauf, schloss die Tür auf und trat ein.
    Erst nachdem die Tür hinter ihr verriegelt war, überwältigte sie die Furcht. Ihr Herz begann zu rasen, und ihr brach der Schweiß aus. Sie lehnte sich gegen die Wand, ihre Beine versagten den Dienst.
    Sie hätte wissen müssen, dass irgendjemand sie früher oder später erkennen würde. Die meisten Südstaatler in Miner’s Gulch, auch die Suttons, hatten sich hier schon vor dem Krieg während des Goldrausches angesiedelt. Sarah hatte sich zwischen ihnen recht sicher gefühlt. Doch vor einer Woche war sie bei ihrer Stippvisite bei Varina mit Donovan Cole zusammengestoßen. Das hatte ihr einen Schlag versetzt. Erst da hatte sie begriffen, dass Varina Donovans und Virgils Schwester war.
    Wäre Varina nicht so nötig auf ihre Hilfe angewiesen gewesen, hätte sie deren Hütte nicht mehr betreten. Wie hätte sie aber die Bitte der kleinen Annie abschlagen oder ihre eigenen Sorgen ignorieren können. Ohne fachkundigen Beistand wäre Varina vielleicht verloren gewesen. Sie hatte ihre Christenpflicht über ihre Sicherheit gestellt. Dafür musste sie nun die Folgen tragen.
    Sarah sank auf eine der aus rohem Holz gefertigten Bänke, die sie in ihrem behelfsmäßigem Klassenraum stehen hatte. Inzwischen hatte Donovan wohl alles über sie herausgefunden. Schon damals in Richmond, wo er und Virgil ihre Feste besucht hatten, war er distanziert und misstrauisch gewesen. Jetzt gab es für ihn sicher keinen Zweifel mehr. Bestimmt machte er sich einen Reim auf alles. Er war schließlich kein Dummkopf.
    Doch verstand er sie? Natürlich nicht. Von keinem Südstaatler, am wenigsten von Donovan, konnte sie Verständnis für das erwarten, was sie während des Krieges getan hatte. An Verzeihen war sowieso gar nicht zu denken.
    Sie schlug die zitternden Hände vor das eiskalte Gesicht. Himmel, was war da heute Nacht passiert? Warum hatte er ihr unbedingt näher kommen wollen? Warum hatte sie das zugelassen? Zwischen ihnen war in Richmond nichts gewesen. Virgil hatte ihr den Hof gemacht. Der niedliche, eifrige Captain Virgil Cole, der ihr nichts verschwiegen hatte – auch nicht General Lees Pläne, mit seiner Südstaaten-Armee in Pennsylvania einzufallen.
    Später erfuhr sie, dass Virgil bei Antietam gefallen und Donovan gefangengenommen worden war. Dafür und für unzählige andere Tragödien trug sie und niemand sonst die Schuld. Ihre Bediensteten, die für sie als Kuriere arbeiteten, hatten das Vorhaben an die Unionsarmee gemeldet. Die hatten die

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