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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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schlugen hoch. Viele sprangen auf, gleich würden sie wie ein Rudel Wölfe über sie herfallen.
    Sarah lehnte an der Kirchenbank. Sie stand stolz da, das Kinn herausfordernd gereckt. Gegen seinen Willen musste Donovan sie bewundern. So viel Kaltblütigkeit hatte er bisher nicht oft gesehen. In ihren Adern floss wohl Eiswasser statt Blut.
    Zögernd wandte sie sich ihm zu. Einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke. Dabei entdeckte er, wie sehr sie sich fürchtete. Da hatte sie ihren Nachbarn ihr Geheimnis offenbart und auf ihre Bereitschaft zum Vergeben gesetzt – und verloren. Ihre Lage ging ihm zu Herzen. Auf einmal kam er in Schwung.
    „Jetzt reicht’s!“ Schon war er auf den Füßen und erkämpfte sich seinen Weg in den Gang. Natürlich trug er keine Waffe, aber seine breiten Schultern und stattliche Figur würden die Leute davor zurückschrecken lassen, Hand an die Frau neben ihm zu legen. Außerdem wussten die meisten Anwesenden, dass er Gesetzeshüter war. Tatsächlich wichen sie zurück, auch MacIntyre, um abzuwarten.
    „Hört mir zu.“ Donovan sah sich mit glühendem Blick um. „Ich habe mehr als ihr im Krieg mitgemacht. Die Yankees haben die Plantage meiner Eltern niedergebrannt. Ich habe einen Bruder in Antietam verloren und fast zwei Jahre in Camp Douglas dahinvegetiert. Aber das gibt mir nicht das Recht, eine hilflose Frau zu lynchen, was immer sie auch getan haben mag. Als der Krieg vor drei Jahren endete, erließ der Präsident eine Amnestie. Ehemalige Spione aufzuhängen verstößt gegen das derzeit geltende Recht.“
    Er starrte die Versammelten wild an. Während er darauf wartete, dass sie sich beruhigten, spürte er Schweißtropfen auf den Schläfen und im Nacken. Was er gesagt hatte, stimmte. Andererseits würde kein Gericht dieser Welt eine Gruppe verbitterter Südstaatler verurteilen, die sich an einer geständigen Spionin gerächt hatten.
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und sah in die Reihen der Kirchenbänke, dabei tauschte er mit jedem einen harten Blick. Ein pensionierter Marshal in Dodge hatte Donovan diesen Trick gelehrt, er half, wenn man es mit aufsässigen Mengen zu tun bekam. Wenn er auch bisher noch keine Gelegenheit gehabt hatte, ihn anzuwenden, schien die Methode doch zu wirken. Nach und nach, das spürte Donovan, legte sich die Raserei. Wohin er blickte, senkten sich die Köpfe.
    „So ist es besser“, grummelte er und überblickte den kleinen Kirchenraum. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber was mich betrifft, ich wüsste wohl gern, wie Miss Sarah nach Kriegsende zurechtkam. Wie, zum Teufel, gelangte sie ausgerechnet in ein verlassenes Nest wie Miner’s Gulch, als Krankenschwester für einen Haufen erledigter Südstaatler, die Grund genug haben, sich über so viel Dreistigkeit zu empören.“
    Mit stechendem Blick sah er Sarah an, die wie festgewurzelt neben ihm stand und deren Haltung Entschlossenheit ausdrückte.
    „Was dich betrifft, Sarah. Ich kann dir ein Geschäft anbieten. Du erzählst uns den Rest deiner Geschichte, und ich verspreche dir, dass du diese Kirche heil verlassen wirst.“
    Sarah nickte, räusperte sich und verdrängte ihre Angst. Mit bleichem Gesicht, die Augen weit aufgerissen, den Blick wachsam, stand sie da. Donovan trat einige Schritte zurück und setzte sich. Er hatte getan, was man von ihm hatte erwarten können. Jetzt musste sie selbst zusehen, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreite.
    Sie rieb sich nervös die Hände und fummelte an der Bluse herum. Dabei sah sie schmächtig, furchtsam und verwundbar aus. Ist dies auch nur gespielt?, überlegte Donovan. Was an ihr ist überhaupt echt?
    Dünn erhob sich ihre Stimme wie die eines Kindes in der Stille. „Ich war in Richmond, als die Stadt General Grant in die Hände fiel. Zu meinem Glück wusste er, wer ich war. Er stellte mir eine Eskorte zur Verfügung, die mich nach Washington brachte. Das Personal blieb und täuschte den Tod der Person vor, als die ich dort auftrat …“ Sie sah Donovan an. „Wie ich hörte, gibt es auf dem Kirchenfriedhof ihr Grab – mit einem schönen Gedenkstein.“
    Einen Moment fürchtete Donovan, Sarah könne die Beherrschung verlieren und weinen. Dann sammelte sie sich und fuhr in ihrer Geschichte fort.
    „Viele Menschen kamen sich nach dem Krieg verloren vor. Für mich war es geradezu, als ob ich nicht mehr existierte. In Richmond galt ich als tot, bei meinen Eltern auch. Zum Theater konnte ich nicht zurückkehren. Dort hätte ich zwar wieder

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