Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
Vom Netzwerk:
zerren, bevor es zu spät war. Aber das war nicht möglich. Steif saß er in der Bank, die Hände hilflos zu Fäusten geballt, während sich Sarah räusperte und weitersprach.
    „Als ich hierher nach Miner’s Gulch kam, erfuhr ich von euch allen Freundschaft und … Vertrauen.“ Ihre Stimme schwankte, und sie blickte auf ihre Hände. Einen Moment hoffte Donovan, dass sie wieder zu Verstand kommen und innehalten würde, aber dem war nicht so. Sie hob den Kopf, atmete tief durch und fuhr fort zu sprechen.
    „Ich bemühte mich, eurem Vertrauen, eurer Freundschaft gerecht zu werden, wollte euch nützlich sein. Ich half euch, eure Babys zur Welt zu bringen, unterrichtete eure Kinder …“
    Sie holte tief Luft und bemühte sich um Haltung. „Ich versuchte es jedenfalls. Aber wenn das ganze Leben nur noch eine Lüge ist, zählt alles andere nicht mehr. Nichts kann die Wahrheit ersetzen.“
    Wieder machte Sarah eine Pause, um sich zu sammeln. Inzwischen war die schläfrige Atmosphäre aus der Kirche gewichen. Alle Köpfe waren ihr zugewandt, die Blicke hingen wie festgenagelt an der schmächtigen Gestalt, die da allein im Gang stand, direkt unter dem einzelnen Sonnenstrahl, der durch das Fenster der Kirche hereinfiel und ihr zu einem Knoten gebundenes Haar seidig glänzen ließ.
    Donovan spürte, dass Katy ihn heimlich anstieß. „Was ist los, Onkel?“, fragte sie. „Worüber spricht Miss Sarah?“
    „Schschsch!“ Eine dicke Matrone in der nächsten Bank nahm Donovan die Aufgabe ab, seine Nichte zum Schweigen zu bringen. „Sei ruhig, und hör zu, Kind.“
    Sarahs Gesicht war so blass, dass Donovan befürchtete, sie würde ohnmächtig werden – oder sollte er sich das wünschen? Dies hier hatte er nicht von ihr erwartet und gewollt. Er hatte sie nur aus Miner’s Gulch forthaben wollen. Jetzt war sie im Begriff, sich in größte Lebensgefahr zu bringen, und er sah keine Möglichkeit, das zu verhindern.
    Sarah nahm all ihren Mut zusammen. Sie reckte sich, nahm die Brille von der Nase und ließ sie fallen. Nun baumelte sie nutzlos an der schwarzen Kordel vor ihrer Brust. Ihre Stimme war völlig verändert. Es war die kräftige Stimme einer ausgebildeten Schauspielerin.
    „Ich habe euch alle lange genug angelogen“, erklärte sie der gaffenden Menge. „Jetzt ist die Zeit gekommen. Ich werde das Buch meines Lebens öffnen und über meine Vergangenheit Rechenschaft ablegen. Wenn ihr meine Geschichte gehört habt …“, sie machte einen tiefen, zittrigen Atemzug, „… wenn ihr alles über mich wisst, überlasse ich es euch, Freunde und Nachbarn, über mich zu Gericht zu sitzen. Ich kann nur um euer Verständnis bitten … und um eure Vergebung.“
    Ein Raunen ging durch die Menge – es klang wie Wind, der durch ein Kornfeld strich. In Miner’s Gulch hatte Sarah sich nichts zuschulden kommen lassen. Nun rief es größte Aufregung hervor, dass diese fromme, aber auch geheimnisvolle junge Frau etwas zu verbergen hatte.
    Dies hier sind im Grunde anständige Leute, erinnerte Donovan sich, aber es sind eben auch nur Menschen mit Fehlern … sie werden sie kreuzigen …
    „Ich habe fast die ganze letzte Nacht darüber nachgedacht, wie ich beginnen soll.“ Sarah strebte unbeirrt ihrem Verhängnis entgegen. „Damit ihr alles versteht, fange ich am Anfang an. Ich wuchs in New Bedford auf, in Massachusetts. Mein Vater war Prediger, welcher Kirche er angehörte, tut hier nichts zur Sache. Auf seine Weise liebte er mich sicher, aber er war streng, und ich lehnte mich gegen ihn auf. Mit sechzehn brannte ich mit einem Schauspieler durch, der im Land herumreiste, mit Reginald Buckley aus Savannah.“
    Ein Raunen erhob sich in der Kirche, ein Gemurmel, das Überraschung und Spekulationen ausdrückte. Schon diese ersten Enthüllungen waren skandalös. Wie würden die Einwohner von Miner’s Gulch erst auf den Rest der Geschichte reagieren?
    „Mr. Buckley lehrte mich seinen Beruf.“ Sarah sprach so steif, als hätte sie den Text auswendig gelernt. „Fast sechs Jahre gaben wir Vorstellungen, meistens im Süden. Dabei lernte ich die Herzlichkeit und Dankbarkeit der Südstaatler lieben. Nur eines war mir unerträglich: die Sklaverei.“
    Damit hatte sie einen Nerv berührt. Die meisten ihrer Zuhörer waren zu arm gewesen, als dass sie sich vor dem Krieg hätten Sklaven leisten können. Trotzdem hatten sie zu dem Thema eine konservative Meinung. Donovan spürte es förmlich, wie in der kleinen Kirche Feindseligkeit aufkam. Da

Weitere Kostenlose Bücher