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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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Tatsächlich hatte sie geglaubt, diese arme, rückständige Stadt würde sie brauchen.
    Was für ein Irrwitz! Sie hatte diese Stadt gebraucht, um hier nützlich sein zu dürfen und irgendwohin zu gehören, und die Leute hatten sie geduldet. Sie hatten es hingenommen, dass sie sich überall einmischte, so wie sie ihre sonderbare Nordstaatler-Art akzeptiert hatten. Sie hatten ihr erlaubt, bei ihnen zu leben und nützlich zu sein. Jetzt erst erkannte Sarah dieses Geschenk.
    Zukünftig kam Miner’s Gulch sicher auch ohne ihre Hilfe aus. Die Eltern würden ihre Kinder wieder zu Hause unterrichten und die Frauen sich gegenseitig beistehen, wie sie es immer schon getan hatten. Sie, Sarah, würde kaum vermisst, geschweige denn gebraucht werden.
    Und was sollte aus ihr werden? Was sollte sie ohne die Mütter, Kinder und Babys tun? Was ohne „ihre“ Stadt? Der düstere Klang der alten Pendeluhr füllte die leere Kirche. Einige Schläge lang stand Sarah kerzengerade da und befahl sich, stark zu sein. Aber das war eine zu große Aufgabe. Langsam sank sie in sich zusammen. Sie barg das Gesicht in den Händen, und ihre Schultern bebten, während sie verzweifelt seufzte.

    Auf dem Abhang oberhalb des Marktplatzes teilte sich der Pfad wie die Zunge einer Schlange. Der untere Zweig verlief durch ein Espenwäldchen bis zu Varinas Hütte. Der obere, das hatte man Donovan erzählt, führte zum Bergkamm und zu den dort vor langer Zeit aufgegebenen Schürfstellen.
    Nachdem er seine Nichten auf dem Pfad, der zu ihrer Hütte führte, abgesetzt hatte, stieg er den steilen, felsigen Weg zum Gipfel hinauf. Er mochte nicht zu Varina zurückkehren und ihr ins Gesicht sehen. Nicht, solange er so aufgewühlt war. Er musste sich etwas beruhigen und brauchte einen Spaziergang, um sich zu sammeln.
    Doch der anstrengende Aufstieg war wenig hilfreich. Gut eine Dreiviertelmeile hatte er in einem Tempo zurückgelegt, das ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Er hatte die meiste Zeit geflucht und geschimpft, bemüht, einen klaren Kopf zu bekommen und seinen Verstand wiederzufinden. Selbst wenn er die Augen schloss, sah er nur noch Sarah vor sich.
    Er fluchte wieder, dachte an ihre verrückte Zurschaustellung von Mut und brutaler, unbekümmerter Ehrlichkeit. So eine Vorstellung hatte Donovan bisher noch nicht gesehen. Nach seinem Willen hatte alles diskret und ruhig vor sich gehen sollen. Dann hätte sie ihre Vergangenheit nicht offenlegen müssen. Doch Sarah hatte diesen Bluff nicht nur verhindert, sondern die Wahrheit von seiner zu ihrer Sache gemacht. Er war machtlos.
    Unter Donovans Stiefel spritzte der Matsch, als er durch ein Kiefernwäldchen kam, um dann den Bergkamm zu erklimmen. Sarah würde für alles zahlen müssen. Die Leute hatten sich jetzt nur von ihr abgewandt, früher oder später würden sie sie aber zwingen zu gehen.
    Hatte er nicht genau das beabsichtigt? Hatte er nicht ihre Demütigung im Sinn gehabt, sie auf den Knien sehen wollen? Donovan zog den Mantel aus, seine verletzten Rippen schmerzten, als er ihn sich über die Schulter warf. Der Wind blies eisig durch sein verschwitztes Hemd, und er ließ sich von ihm die erhitzte Haut kühlen. Als könne er das Feuer ausblasen, das in ihm tobte!
    Sarahs Mund kam ihm in den Sinn. Wie er sich angefühlt hatte beim Küssen! Und wie sie sich an ihn geschmiegt hatte und dahingeschmolzen war vor uneingestandenem Verlangen …
    Um die Fantasie zu vertreiben, kickte Donovan einen Stein weg. Der melonengroße Felsbrocken rollte den Pfad hinunter und prallte gegen einen Baum. Das brachte einen Krähenschwarm in Bewegung. Die schwarzen Vögel stoben kreischend auseinander, mit ausgebreiteten Flügeln erhoben sie sich in den klaren Frühlingshimmel. Die schneebedeckten Berggipfel glitzerten im Sonnenlicht.
    Mit einem tiefen Seufzer überließ er sich dem Zauber. Er ließ sich auf einem mit Flechten bewachsenen Flecken nieder. Dabei schimpfte ihn ein Eichelhäher aus, der auf einem Kiefernzweig saß und wie ein blauer Blitz verschwand, als Donovan sich nach ihm umwandte. Es roch nach Frühling, der Wind säuselte in den Kiefern, dazu war das Gurgeln des Schmelzwassers zu hören. Noch ein Stück weiter hinauf konnte Donovan die Ausläufer der alten Goldminen sehen. Sie waren nur oberflächlich bearbeitet, angeschaufelt, um in ihnen vielleicht die Quelle des Erzes zu finden, das in den Bergflüssen glitzerte. Er dachte an all die Knochenarbeit, die in dieser Schatzsucherei steckte, an die Träume, die

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