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HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

HISTORICAL EXCLUSIV Band 17

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALENTINA LUELLEN ELIZABETH LANE
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Haushalt der Cahills wegen einer Grippewelle geführt. Eudora hatte ihr überschwänglich gedankt. Aber würde sie sich jetzt daran erinnern? Wäre es genug?
    Die Entfernung verringerte sich zwischen ihnen. Sarah rührte sich nicht vom Fleck und hoffte verzweifelt auf ein Zeichen von Zustimmung. Als Eudora mit ihr auf gleicher Höhe war, zwang sich Sarah dazu, aufzusehen und ihr forschend ins Gesicht zu blicken. Was sie sah, ließ sie frösteln. Eudoras Miene war so starr wie Granit. Kalt blickte sie mit ihren blauen Augen geradeaus, als ob Sarah gar nicht existierte.
    Kurz drängte es Sarah, sich zur Wehr zu setzen. Aber was nutzte es, Eudora gönnte ihr nicht mal ein Nicken. Jetzt folgten die Töchter, beide von ihr unterrichtet. Sie folgten dem Beispiel. Selbst der leichtlebige Sam hütete sich, seiner schrecklichen Frau zu trotzen. Er kroch an Sarah vorbei, den Blick sorgsam abgewandt.
    Ein anderes Paar hatte sich vorn in der Kirche erhoben. Sarah erkannte Mattie und Roy Ormes. Deren kleinem Baby hatte sie im letzten Herbst auf die Welt verholfen. Ihr kleiner Sohn besuchte den Unterricht. Aber Mattie hatte Vater und Bruder in Chancellorsville verloren. Sie folgte Eudoras Beispiel und führte ihre Familie an Sarah vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    Damit waren Sarahs schlimmste Befürchtungen wahr geworden. Dass sie ein Yankee war, hatten die Südstaatler in Miner’s Gulch ihr vergeben können, Spionage konnten sie nicht verzeihen.
    Widow Harley folgte, danach kamen die Fieldings, die Camps und die Gordons. Reglos stand Sarah da, während eine Familie nach der anderen in eisiger Gleichgültigkeit an ihr vorüberschritt. Auch wenn sie sich stoisch gab, im Inneren war sie verstört. Aufgehängt zu werden ist bestimmt ein gnädigeres Schicksal, grübelte sie bitter. Das wäre wenigstens eine schnelle Strafe gewesen.
    Langsam leerte sich die Kirche. Choral und Gebet, sonst üblich, waren vergessen. Sarah sah den Gläubigen beim Verlassen des Raumes zu. Da waren von ihr gerettete Mütter, Babys, von ihr zur Welt gebracht, Kinder, die sie schreiben und rechnen lehrte … und dann die Männer, die an die Mütze getippt und sie respektvoll „Madam“ oder „Miss Sarah“ genannt hatten. Jetzt warfen ihr die, die sie bisher akzeptiert hatten, so verächtliche Blicke zu, dass sie ihr genauso gut hätten ins Gesicht spucken können.
    Zum Schluss stand sie allein da. Keiner war geblieben – außer Donovan und den zwei kleinen Mädchen, die an ihrem Onkel hingen und Sarah verängstigt und verwirrt ansahen.
    Donovan stand auf, er wirkte in voller Größe auf sie einschüchternd. Als Sarah allen Mut zusammennahm und ihn ansah, erkannte sie, dass seine Miene der der anderen ähnelte, sie drückte Verachtung und kalten Zorn aus. Sein Blick war hart. Aber was hatte sie erwartet? Schließlich hatte er mehr Grund als die anderen, sie zu hassen.
    Sarah wurde es schwer ums Herz. Er räusperte sich und sagte kühl: „Ich werde eine Kutsche und einen Fahrer mieten, der dich bis Central City bringt. Ab da bist du auf dich gestellt.“
    „Spar dir dein Geld.“ Sarahs Stimme schwankte. Dann nahm sie innerlich wieder Haltung an. „Ich brauche keine Fahrgelegenheit fort aus dem Ort. Ich sagte dir, dass ich bleibe, und das meinte ich. Hier ist meine Heimat.“
    In Donovans Augen flackerte kurz etwas auf, dann sagte er: „Du bist noch närrischer, als ich dachte. Ich werde dich nicht vor deiner eigenen Dummheit schützen. Da kann man nur hoffen, dass du noch lange genug lebst, um deine Meinung zu ändern.“
    Nachdem er ihr diese Bemerkung an den Kopf geschleudert hatte, griff er sich seine Nichten und stolzierte mit ihnen aus der Kirche. Dann schloss sich die Tür hinter ihnen, und Sarah war allein.
    Eine ganze Zeit verharrte sie reglos. Sie spürte nichts außer unerträglicher Pein. Dann ließ die Spannung langsam nach. Sie dachte an ihr kleines Klassenzimmer, die leeren Bänke, die unberührten Schreibtafeln – und an all die Frauen, die ihre Freundinnen gewesen waren, feine, starke Frauen wie Eudora, Mattie und Varina, die ihr nun bei ihrem Kommen den Rücken zudrehen würden … und all die niedlichen Babys! Würde sie jemals wieder bei einer Entbindung um Hilfe gebeten werden?
    „Engel von Miner’s Gulch“ hatte sie Donovan spöttisch genannt. Ihre Knie wurden weich, als ihr die Ironie voll bewusst wurde. Sie war so selbstzufrieden gewesen wegen des mitleidsvollen Dienstes, den sie hier geleistet hatte.

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