HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
er stürzte in die Hütte und fand seine Schwester dort im Schaukelstuhl mit dem Baby, das in eine Decke eingewickelt war. Bei seiner Ankunft öffnete sie die blassen Lippen leicht, sagte aber nichts.
Donovan atmete tief durch, um ruhig zu werden. „Gerade habe ich Mattie Ormes den Berg hinunterjagen sehen, als wäre der Teufel hinter ihr her. Wieso ist sie so wütend? Erzählst du mir das?“
„Du warst doch in der Kirche. Dann weißt du doch alles.“ Varinas Stimme klang ungewöhnlich kühl.
„Es geht um Sarah.“
„Ja, um sie und darum, wie schäbig sie behandelt wurde – selbst von dir! Nach allem, was sie hier geleistet hat, und ihrem mutigen Auftreten heute schäme ich mich für die ganze Stadt.“
„Varina!“ Donovan seufzte und ließ sich auf das Fußende des Bettes sinken.
Der Schaukelstuhl – das einzige anständige Möbelstück, das Varina besaß – knarrte auf dem rohen Bretterboden. „Der Krieg ist vorüber, Donovan. Du kannst das Vergangene nicht ändern. Warum können die Leute das nicht akzeptieren und sie in Ruhe lassen?“
Ungläubig starrte er sie an. „Hast du das auch Mattie gesagt?“
Varina beugte sich vor, um sich mit der Windel des Babys zu beschäftigen, und zog dann in aller Ruhe wieder die schäbige Decke über dessen winzige Füße. Mit kaum verborgener Ungeduld beobachtete Donovan die ruhigen Bewegungen ihrer abgearbeiteten Hände. Sie hat es nicht verstanden, sagte er sich. Sie wird anders denken, wenn sie alles erfährt.
„Ich weiß, dass Mattie Angehörige im Krieg verloren hat“, sagte Varina freundlich. „Das geht vielen von uns so. Aber Hass ist wie Gift. Früher oder später müssen wir unsere Verbitterung überwinden, damit wir gesund werden und weiterleben können. Was mich betrifft, ist das längst überfällig.“
Donovan schlug mit der Faust auf das Bett. Dabei drückte er das Stroh der dünnen Matratze ganz zusammen. „Verdammt, Varina. Wenn du zu irgendetwas eine Meinung hast, bist du ja wie ein Maultier mit Scheuklappen. Es gibt Dinge, die verstehst du nicht. Alles weißt du nicht über sie.“
„Ich nehme an, du wirst mir nun alles erzählen, ob ich will oder nicht.“ Mit der Fingerspitze streichelte sie das schlafende Baby und dessen feines rotbraunes Haar. „Gut, Donovan. Ich will dir gegenüber nachsichtig sein. Ich höre also zu.“
Ihr Blick schweifte zu dem vorderen Teil der Hütte. Jetzt erst bemerkte Donovan, dass Annie mit weit aufgerissenen Augen am Ofen stand und mit einem Kochlöffel den Braten wendete.
„Das Fleisch müsste fertig sein, Liebes“, meinte Varina. „Nimm den Topf vom Feuer und geh eine Weile nach draußen. Dein Onkel Donovan hat das Bedürfnis, mit mir zu sprechen.“
Sie machte es sich im Schaukelstuhl bequem. Das Gesicht des Säuglings erschien Donovan wie eine rosafarbene Blüte inmitten des graugelblichen Flanellstoffes, der Varina einhüllte. Donovan wartete nervös darauf, dass Annie ging. Er hatte sich unterwegs so schön zurechtgelegt, was er sagen wollte, doch seine Gedanken waren inzwischen in alle Wind zerstreut wie Distelsamen. Er bemühte sich sehr, sich zu sammeln, während das neugierige Kind widerstrebend den Raum verließ.
„Schließ die Tür“, rief Varina sanft.
Das passierte zögerlich, aber endlich waren sie allein. Varina sah Donovan mit ihren grünen Augen aufmerksam an, als er begann.
„Was weißt du über Sarah Parker?“, fragte er sie.
Varinas Blick war geradeheraus und herausfordernd. „Ich weiß, dass sie freundlich, tüchtig und ehrlich ist – und dass sie während des Krieges für das kämpfte, was ihr am Herzen lag.“
„Du weißt auch, dass sie als Spionin arbeitete. Gib es zu, Varina, weich mir nicht aus.“
„Nun gut. Sie war eine Spionin. Und du hast Yankees erschossen. Wer soll darüber urteilen, was schlimmer war?“
Donovan knirschte mit den Zähnen. Dann fiel ihm aber ein, dass er geduldig sein wollte, und da zwang er sich, freundlich zu sein. Also versuchte er es noch mal in aller Ruhe.
„Das geht noch weiter. Es gibt noch vieles, was du nicht weißt.“
„Ich weiß auch nicht, ob ich es überhaupt hören möchte.“ Varina suchte seinen Blick. „Aber das ist wohl zu viel verlangt.“
„Du musst mich verstehen.“ Wie sollte er beginnen? Zu aufgeregt, um sitzen zu können, sprang er auf und schritt auf den rohen Brettern hin und her.
„Ich kannte Sarah in Richmond. Doch damals war sie sozusagen nicht Sarah. Sie war eine andere, eine, die du gar
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