HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Parker oder wie sie sich nennt. Solche Frauen gehören nicht in eine Stadt mit anständigen Leuten. Weißt du was, die sollte man teeren und federn und mit Schimpf und Schande fortjagen. Und wenn du nicht meiner Meinung bist, bist du kein Sohn des Südens.“
Donovan hatte ihm einen finsteren Blick zugeworfen, während er die Zügel aufnahm. „Kein Sohn des Südens würde wollen, dass irgendeiner Frau so etwas angetan wird. Gib ihr etwas Zeit. Sie wird fortziehen, du wirst es sehen.“
MacIntyre hatte irgendetwas gemurmelt und in den Matsch gespuckt. „Meiner Meinung nach ist ihre Zeit hier längst abgelaufen. Die Leute sollten sich endlich zusammentun und etwas unternehmen.“
„Erzähl es mir, wenn ich aus Central City zurückkehre.“ Donovan drängte es, endlich wegzukommen. So zerrte er an den Zügeln der Leittiere. Das Fuhrwerk setzte sich in Bewegung und rollte aus dem Stall. Zurück blieb MacIntyre, der im Matsch stand, zu den verblassenden Sternen hinaufsah und lauthals über Sarah herzog.
Wenn er an diese Szene dachte, überkam ihn eine unangenehme Vorahnung, und er fröstelte. Der redet nur, versicherte er sich. Was den Rest der Einwohner betrifft, die sind doch ganz anständig. Die tun doch wohl einer hilflosen Frau nichts. Bis ich morgen Nacht zurückkehre, wird Sarah wohl in Sicherheit sein.
Nicht, dass er sich darüber ernsthaft Sorgen machte! Sie hatte sich ihre Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben. Wenn ihr etwas zustieß, war er nicht dafür verantwortlich.
Das redete er sich ein. Dabei musste er unwillkürlich daran denken, wie sie sich in dem dünnen Nachthemd angefühlt hatte. Unwillkürlich wurde er ganz schwach.
Verdammt. Er hatte da wohl den Verstand verloren – wie ein wollüstiger Idiot hatte er nach Sex gelechzt und dabei das Gehirn ausgeschaltet. Dass er sie dann auch noch Lydia genannt hatte! Peinlich. Bei der Erinnerung wurde ihm trotz der kalten Morgenluft ganz heiß. In dem einen Moment hatte er alles verraten: seinen Bruder, seine Prinzipien, seine Integrität. Alles hatte er über Bord geworfen.
Aufgewühlt lenkte er die Gäule um Pete Ainsworth herum, der vor Smitty’s Saloon volltrunken zusammengebrochen war. Donovan hatte von diesem Ort genug. Dieser verdammte Fleck hat mich vergiftet, dachte er. Niemals zuvor war ich in meinem Leben so verwirrt und aus dem inneren Gleichgewicht gebracht wie jetzt, seit ich hier bin.
Sarah hatte angedeutet, dass sie ihn lieben würde. Nein, falsch. Sie hätte ihn lieben können – damals als Lydia, aber diese Frau existierte ja gar nicht.
Trotzdem war sie es gewesen, die er im Arm gehalten hatte. In dem ganzen Gefühlswirrwarr fand er sich nicht mehr zurecht. Wie hatte das alles passieren können? Hätte er zuviel Schnaps getrunken, wäre das eine Erklärung gewesen. Doch letzte Nacht hatte er nicht einen einzigen Tropfen angerührt. Vom Regen durchnässt und völlig wirr, war er die Stufen zu ihrer Wohnung hinaufgestiegen, um nach Antworten zu suchen, die Virgil betrafen. Doch er war nur auf weitere Fragen gestoßen.
Sarah geht dich nichts an, ermahnte er sich. Er konnte es sich einfach nicht leisten, ihre Angelegenheiten zu seinen zu machen. Nicht, wenn ihn jede Begegnung verstörter und verletzbarer zurückließ. Deshalb beschloss er, sie wenigstens für die Dauer dieses Ausflugs aus seinen Gedanken zu verbannen. Vielleicht war dies der erste Schritt dazu, sie für immer zu vergessen.
Jetzt standen am Rande der Durchgangsstraße nur noch vereinzelt Häuser. Er kam an den Hütten vorbei, die unten am Bach errichtet waren, und an dem schmucken „Pfefferkuchenhäuschen“ der Cahills, das auf einem Steilufer thronte und einen eigenen Brunnen besaß. Das erzählte man sich jedenfalls. Er lächelte bitter, als er an Eudoras anmaßende Forderungen dachte und an Varinas ruhige Weigerung. Wenn sich Eudora auch für die maßgebliche Person des Ortes hielt – mit Varina Cole Sutton musste sie rechnen, auch wenn diese arm war!
Die liebe, eigensinnige, unmögliche Varina, die sich selbst mehr als jeder andere, den er kannte, treu geblieben war! Er ließ die Schultern sinken, als ihm einfiel, wie gespannt das Verhältnis zwischen ihm und seiner Schwester seit einigen Tagen war. Varina zählte ihn ganz klar ins feindliche Lager. Über die Mädchen stand sie mit Sarah in Verbindung. Doch darüber erfuhr er nichts. Dass Varina vor ihm Geheimnisse hatte, war ganz etwas Neues. Es war überraschend, wie sehr ihn das schmerzte.
Um des lieben
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