HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
begannen zu zittern. Die Tinte auf der Seite verwischte und verlief, als sie, nach langer Zeit, endlich wieder weinen konnte.
8. KAPITEL
Donovan hatte das angemietete lange offene Fuhrwerk vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Pferdestall abgeholt. Jetzt lenkte er das Gespann durch die Hauptstraße von Miner’s Gulch in Richtung Central City.
Der Tag war erst angebrochen, er zeigte sich mit silbriggrauem Schein über den Gipfeln im Osten. Donovan fuhr langsam, er genoss die Stille. Nach der letzten Woche empfand er es als befreiend, Bauholz für den Hüttenanbau besorgen zu müssen. Dies war eine vom Himmel gesandte Chance, Abstand zu gewinnen. Keinen Tag länger hätte er es bei dem Lärm in der Hütte ausgehalten.
Eudora Cahill und andere Frauen, die so dachten wie sie, kamen täglich durch die Schlucht herauf, um Varina zu drohen, von ihr zu fordern oder sie anzuflehen, ihre Meinung über Sarah Parker zu ändern. Ganz wie es ihre Art war, rückte sie aber nicht von ihrer Meinung ab. Donovan fürchtete, dass sie bald ebenfalls eine Außenseiterin sein würde.
Was Sarah betraf … Er riskierte einen kurzen Blick hinauf zu ihren Fenstern, als er an Sattelees Laden vorbeikam. Hinter ihnen war es dunkel, dort gab es kein Lebenszeichen.
Sarah hatte er seit jener verrückten Nacht nicht mehr gesehen, in der sie ihn aus ihren Zimmern verbannt hatte. Doch sie war geblieben. Das wusste er, weil Varina Annie und Katy nach wie vor den Schluchtweg zu ihr hinunterschickte. Die beiden kleinen Mädchen waren ihre einzigen Schülerinnen.
Matsch spritzte von den Hufen der vier schwerfälligen Braunen auf, als der Karren an der Kirche vorbeifuhr. Immerhin hatte es gegenüber Sarah keine Gewalt gegeben. Man bestrafte sie, indem man sie mied. Außer Varina und wenigen anderen im Ort taten alle so, als ob sie nicht existierte.
Was macht das?, fragte sich Donovan ärgerlich. Ich habe mein Bestes getan. Wenn sie trotzdem in Miner’s Gulch bleiben will – soll sie! Ich habe sie nicht gezwungen, sich den Einwohnern dieser Stadt mit ihrer Vergangenheit zu offenbaren. Daher bin ich auch nicht dafür verantwortlich, wie sie hier behandelt wird.
Trotzdem machte sich Donovan Sorgen wegen des Gespräches, das er gerade mit MacIntyre im Mietstall geführt hatte, während der ihm beim Anschirren der Pferde half. Der rotbäckige Bär von einem Mann war gerade aus dem Bett hochgekommen, und sein spärliches, schmutzgraues Haar hatte zu Berge gestanden. Schmierige lederne Hosenträger hielten sein Beinkleid, unter dem er eine graue, fadenscheinige lange Unterhose trug.
Donovan hatte es vermieden, auf den Ärmel zu schauen, der wie eine leere Socke von seiner rechten Schulter herabbaumelte. Es war beeindruckend, wie dieser Mann mit den Pferden und dem schweren Geschirr hantierte. Mit der großen linken Hand arbeitete er schnell und geschickt, sein Arm hatte den beachtlichen Umfang des Oberschenkels eines Durchschnittsmannes.
MacIntyre war es nicht entgangen, dass Donovan ihn musterte. „Nicht schlecht für einen Einarmigen, was?“, grummelte er. „Was könnte ich wohl schaffen, wenn ich zwei davon hätte, so wie du.“
Donovan hatte langsam genickt, er hielt das für die beste Antwort. Ihm lag nichts daran, MacIntyre zu verärgern, er wollte nur schnell den Wagen haben und losfahren.
„Hab’ in Shiloh mehr als nur den Arm gelassen“, klagte er, während er sich bückte und den Bauchgurt bei einem der Pferde befestigte. „Hab’ meinen Vetter verloren und dazu meinen besten Freund. Als ich endlich nach Hause kam, schenkte mir meine Braut nur einen kurzen Blick, um dann mit einem dreckigen Vertreter für Whiskey abzuhauen. Sie brauche einen ganzen Mann, keinen Krüppel, sagte sie.“
„Tut mir leid“, erwiderte Donovan und warf einem der Pferde das gefütterte Zaumzeug über den Hals.
„Nicht, dass ich sie dafür tadele! Ohne Hemd sehe ich nicht gerade rassig aus. Die einzigen Frauen, die mich so noch haben wollen, sind solche wie die von Smittys. Na ja, die nehmen ja jeden, der dafür bezahlt. Diese Zoe ist nicht schlecht, schon ausprobiert?“
„Weiß nicht, hab’ ich noch nicht.“ Donovan kletterte auf den Wagen hinauf, ihm lag daran, endlich wegzukommen. MacIntyre überprüfte noch einmal das Geschirr und drehte sich dann, um zu Donovan hinaufzuschielen. Im Licht der Laterne wirkte sein vom Whiskey gezeichnetes Gesicht geradezu teuflisch. „Na ja, die größte Hure lebt ja über dem Laden. Diese hochnäsige Miss Sarah
Weitere Kostenlose Bücher