HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
„Nicht einmal sie.“
Shanna blieb bei diesen grausamen Worten fast das Herz stehen. Sie wurde blass. Rafe machte auf dem Absatz kehrt und ging davon. Shanna musste gegen heiße Tränen kämpfen, als sie sah, wie er Damaris aufs Parkett führte und mit ihr tanzte.
„Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, fragte sie Alexander. Dieser tätschelte ihre Hand.
„Die Juwelen gehören mir, und ich kann damit tun und lassen, was ich will, meine Liebe. Es stimmt zwar, dass sie einmal seiner Mutter gehört haben. Aber der Schmuck war ein Teil ihrer Aussteuer, als wir geheiratet haben. Nach ihrem Tod ging er selbstverständlich in meinen Besitz über. Rafe hat nicht recht, glaube mir. Ich bin sicher, wenn es eine Frau gibt, die diesen Schmuck ebenso anmutig wie sie tragen kann, dann nur du, meine Liebe.“
Shanna blickte ihn ungläubig an. Er sprach, als habe er Charlotte geliebt – aber alles, was Rafe ihr erzählt hatte, sprach dagegen. Er hatte sie zu der Überzeugung gebracht, dass die beiden ein schreckliches Leben hatten.
„Vielleicht sollte ich sie nicht annehmen …“, begann Shanna.
„Shanna, sie wurden dir mit Liebe geschenkt“, erklärte Wayne ruhig und überzeugend. „Bitte, nimm sie und trage sie. Du wirst doch Rafe nicht gestatten, dir und uns allen den Abend zu verderben? Komm, tanze mit mir! Lass mich der ganzen Welt zeigen, dass einer der Brüder Amberville Schönheit zu schätzen weiß und auch bei einer unverschämten Provokation seine Manieren nicht vergisst. Bitte!“
Shanna zögerte noch, sich unter die Tanzenden zu mischen, die alle bewundernd auf Rafe und Damaris schauten.
Diese Frau sah in dem flammend roten Kleid blendend aus. Sie trug das leuchtende rote Haar offen. Niemand konnte die Blicke von ihr abwenden. Sie schien von Kopf bis Fuß in Flammen zu stehen.
Damaris hatte nur für ihren Tanzpartner Augen. Sie ignorierte ihren Mann völlig, der sie mit gerunzelter Stirn beobachtete. Ein sehr eifersüchtiger Mann, war Shannas erster Gedanke, als sie an ihm vorbeitanzte.
„So ist es jedes Mal“, sagte Wayne. Er war ihrem Blick zu Rafe und Damaris gefolgt. „Immer habe ich im Schatten eines Bruders leben müssen, der auf Frauen unwiderstehlich wirkt. Sie umschwirren ihn wie Motten die Flamme – eine zerstörerische Flamme. Auch seine Launen schrecken sie nicht ab, nicht einmal seine Gleichgültigkeit. Werde ich dich auch an ihn verlieren, Shanna?“
„Ich gehöre dir nicht, daher kannst du mich nicht verlieren“, erinnerte sie ihn ruhig. „Ebenso wenig, wie dein Bruder mich beleidigen kann.“
„Ich bin froh, das zu hören; denn ich hoffe, dass du in mir einen Freund siehst, der dir jederzeit mit Rat oder Tat zur Seite steht, wenn du Hilfe brauchst. Ich bin nicht so ein rücksichtsloser Tatmensch wie Rafe, aber mein Wort ist mir heilig, und ich werde dich nie im Stich lassen. Ich wäre gern mehr als nur ein Freund …“
„Fangen wir mit Freundschaft an“, fiel ihm Shanna ins Wort und lächelte vorsichtig. Mehr wollte sie schließlich von keinem Mann. Aber das war eine Lüge. Dessen war sie sich bewusst, als Wayne sie zum Tanzen führte. Krampfhaft wendete sie den Blick von dem Paar ab, das in der Nähe vorbeitanzte. Von diesem einen Mann mit den blauen Augen wollte sie mehr – viel mehr – und bei ihm war es unmöglich und würde immer ein Traum bleiben.
„Endlich ist das Geburtstagskind allein, und ich darf um diesen Tanz bitten.“
Shanna hatte getanzt, bis ihr die Füße wehtaten. Zum Schluss hatte sie die erneute Aufforderung eines älteren Gentleman mit buschigem, weißem Backenbart, der trotz seines Alters auf dem Tanzparkett erstaunlich beweglich war, abgelehnt. Jetzt saß sie in einem Sessel und ruhte sich kurz aus. Doch nun stand Rafe vor ihr.
„Ich glaube, ich bin zu erschöpft, um noch einen Schritt zu machen“, antwortete sie und fächelte sich mit dem schönen Elfenbeinfächer, den ihr Bruder ihr vor dem Krieg aus Paris mitgebracht hatte, Kühlung zu.
„Unsinn! Die Nacht ist noch jung und du auch. Ich bitte ja nur um einen einzigen Tanz. Danach werde ich sofort andere Menschen mit meiner verhassten Anwesenheit beglücken.“
Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, aber sie spürte, dass die Bitte echt war, als wollte er für seine vorige Grobheit Abbitte leisten.
„Ich werde Ihnen die Juwelen morgen zurückgeben, vielmehr Ihrem Vater“, sagte Shanna, als er sie auf die Tanzfläche führte. „Ich möchte keine Schwierigkeiten mehr zwischen
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