HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
alles zerstören würde. Wenn Rafe recht hatte, würden Blauröcke auch bald den gepflegten Rasen von Wildwood zertrampeln und in das Haus eindringen und es zerstören. Aber wie konnte sie bleiben, wenn sie das wusste?
Sie blieb für ihn – für Rafe. Sie wollte versuchen, das zu schützen, was ihm das Liebste auf der Welt war, weil sie ihn liebte.
Leise Stimmen ganz in der Nähe rissen sie aus ihren Gedanken. Es folgte unterdrücktes Lachen und der nicht sehr starke Protest einer Frau, ihr nicht das Kleid zu zerreißen.
„Ich kaufe dir ein Dutzend neue, wenn du deinen blöden Mann endlich verlässt“, meinte ihr Begleiter unbekümmert.
Shanna erstarrte. Das war Waynes Stimme gewesen. Wayne und Damaris LaFontaine! Aber sie war doch mit Rafe …?
„Und was würde deine kleine Magnolienblüte dazu sagen?“
„Wer? Ach, du meinst Shanna. Ende nächster Woche frisst sie mir aus der Hand. Ich glaube, dass Vater eine schnelle Heirat wünscht. Ihm wäre es völlig egal, wenn ich eine Frau heiraten würde, die ein Gesicht wie ein Schwein hat, solange sie ihm ein Enkelkind schenkt. Wie das Leben aber so spielt, sieht Shanna gar nicht so übel aus. Vor allem ist sie reich …“
„Du bist ein eiskalter Opportunist, weißt du das? Für dich zählt nur Geld“, sagte Damaris.
„Nicht nur, sonst wäre ich jetzt nicht mit dir hier und würde die Wut deines Gatten riskieren.“ Wayne kicherte. „Du und ich werden noch viele schöne gemeinsame Stunden erleben.“
„Aber nur, solange du nicht von mir verlangst, dass ich dir treu sein soll. Das wäre mir zu langweilig.“
„Ich werde genug Geld haben, um mir jede Frau zu kaufen, die ich haben will, falls du Zicken machst“, lautete die herzlose Antwort.
„Vielleicht lebst du nicht lange genug, um es auszugeben.“ Die dritte Stimme riss Shanna hoch. Ganz leise schlich sie zur Hausecke und lugte herum.
Damaris zog das Oberteil des Ballkleides hoch. Es schien ihr nicht im Mindesten peinlich zu sein, dass sie in einer so kompromittierenden Situation erwischt wurde. Wayne war aufgesprungen und schlüpfte in die Frackjacke. Er schien Angst zu haben. Und mit Recht, dachte Shanna. Die Wut, die in Rafes Augen funkelte, hätte dem tapfersten Krieger Todesangst eingejagt.
„Ihr verdammten Idioten! Ihr wisst doch, wie eifersüchtig Claude ist. Er sucht dich, Damaris. Lege dir eine gute Erklärung zurecht.“
„Wie galant du bist, Rafe“, sagte Damaris. Sie strich die weiten Röcke glatt und versetzte ihm einen leichten Schlag mit dem Fächer auf die Wange. „Solltest du mal bei uns vorbeischauen, fällt mir sicher etwas ein, womit ich dir meine Dankbarkeit zeigen kann.“
„Ich bezahle lieber für mein Vergnügen. Dann weiß ich nämlich, dass meine Bedürfnisse befriedigt werden“, lautete die bittere Antwort. Diesmal landete der Fächer sehr heftig auf der Wange.
Shanna lehnte an der Wand. Ihr war ganz schlecht von allem, was sie gehört hatte. Rafe hatte nicht gelogen. Wayne wollte sie wegen ihres Geldes heiraten, und Alexander – der beste Freund ihres Vaters – hatte nur an sich gedacht, als er freundlich zu ihr war. Er wollte ein Enkelkind, sie war ihm völlig gleichgültig.
Und Rafe! Rafe hatte keine Affäre mit Damaris! Nur Wildwood stand zwischen ihm und ihr. Wie konnte sie gegen Erinnerungen und Träume kämpfen? Er betrachtete sie als eine Fremde in dem Haus, in dem sie das Gefühl bekommen hatte, ein Mitglied der Familie geworden zu sein.
Shanna zuckte zusammen, als sie Claude LaFontaines Stimme mit dem französischen Akzent hörte. Er machte seiner Frau Vorhaltungen. Shanna wusste, dass sie eigentlich hätte weggehen müssen, aber sie konnte sich nicht bewegen.
„Es war nichts, alter Freund“, sagte Rafe ruhig. „Ein Moment der Verwirrung im Mondschein.“
„Diese Angelegenheit geht nur deinen Bruder und mich an, nicht dich“, erwiderte Claude kalt.
„Wenn du meinen Bruder zum Duell forderst und tötest, muss ich – so leid es mir tut – anschließend dich fordern und auch umbringen. Das tue ich, aber vorher stelle ich sicher, dass das ganze Land erfährt, was für eine Hure deine Frau ist. Allerdings ist das bereits heute schon kein Geheimnis.“
Shanna stockte der Atem bei diesen Worten. Rafe hatte sie vollkommen gelassen ausgesprochen. Er stand mit leichtem Lächeln vor Claude, ohne einen Blick an seinen Bruder oder Damaris zu verschwenden. Meinte er das ernst? Wie ruhig sprach er vom Tod. Wayne dagegen war leichenblass und
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