HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
blieb. „Einem Soldaten geht es wirklich schlecht.“
„Ich komme sofort.“ Shanna stand auf, obwohl sie das Essen kaum angerührt hatte und der Kaffee kalt geworden war.
„Verdammt! Ich werde nicht gehen“, stieß Wayne wütend hervor. Sein Gesicht war von zu viel Alkohol glühend rot. Er stand, die Hände in die Hüften gestemmt, da und schaute Damaris zu, wie sie sich anzog, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Ohne Warnung hatte sie ihm die Neuigkeit verkündet. Am liebsten hätte er diesen schlanken Hals mit bloßen Händen gepackt und ihr die Kehle zugedrückt.
Damaris hatte ihn zurückgenommen, nachdem er Wildwood verlassen hatte. Aber es war nicht mehr wie früher zwischen ihnen. Wayne musste sogar herausfinden, dass sie Hanson in ihr Bett gelockt hatte – allerdings hatte es bei diesem Mann nicht viel Lockung bedurft. Wayne schäumte vor Wut. Damaris war so tief gesunken, dass sogar er schockiert war.
„Die Yankees stehen praktisch schon vor meiner Schwelle, Wayne, Liebling. Du bist im Weg, wenn sie kommen. Ich habe vor, dafür zu sorgen, dass die siegreichen Soldaten des Nordens gut zu essen bekommen, Spaß haben und weiterziehen, ohne auf meiner Plantage irgendeinen Schaden anzurichten.“
„Und du glaubst, dass du das ganz allein schaffst?“, höhnte er.
Damaris drehte sich um und blickte ihn an. Die Verachtung auf ihrem Gesicht sagte ihm deutlich, was sie von ihm hielt.
„Du hast mich immer unterschätzt. Der einzige Mann, der mich je richtig kannte, ist dein Bruder Rafe. Das war ein richtiger Mann. Und er hat jetzt deine kostbare Shanna. Die beiden sind bestimmt in Hochstimmung …“
„Halte den Mund, du Hure!“ Wayne wollte sich auf sie stürzen, aber sie lachte ihm schallend ins Gesicht.
„Ein richtiger Mann, nicht so ein Schlappschwanz wie du!“
Die Beleidigung saß. Wayne schlug Damaris so, dass sie nach hinten auf die Frisierkommode geschleudert wurde und dann zu Boden fiel. Dabei stieß sie mit dem Kopf gegen den Messinghund, der als Zierde neben der Terrassentür stand. Leblos blieb sie liegen. Wayne rief ihren Namen, kniete nieder und hob ihren Kopf hoch. Blut! Sie war tot! Er hatte sie getötet!
Einen Augenblick lang geriet er in Panik und hatte Angst, dass jemand den Streit belauscht haben könnte – aber es kam niemand. Die Dienerschaft war an die lautstarken Wutausbrüche ihrer Herrin gewöhnt und daran, dass ständig Männer in ihr Bett stiegen und es wieder verließen. Wayne setzte sich und versuchte sich zu sammeln. Dann durchwühlte er ihre Schmuckschatulle. Er nahm nur die Stücke, von denen er wusste, dass sie einen guten Preis erzielen würden. Schließlich steckte er noch ein paar kleine Figuren aus Porzellan und Jade ein, die ihrem Gatten gehört hatten.
Vorsichtig verließ er das Haus. Niemand sah ihn. Hanson war draußen auf den Feldern und ließ wie üblich die Peitsche knallen. Als Wayne sich aufs Pferd schwang, kam ihm ein niederträchtiger Gedanke: Wie gut, dass er dem Mann die Stellung bei Damaris verschafft hatte. Logischerweise würde man ihm den Mord in die Schuhe schieben, wenn man Damaris fand … Doch wohin konnte er jetzt gehen? Es gab nur einen Ort: Wildwood. Er musste auf Knien alle um Verzeihung bitten, aber dort war er wenigstens sicher. Und wenn man Hanson nicht die Schuld an Damaris’ Tod gab, blieben immer noch die Yankees.
Lächelnd ritt er nach Hause. Wie lächerlich von Damaris, zu denken, dass sie ihn einfach hinauswerfen konnte! Wenn er erst wieder in Wildwood war …
Eine Stunde, nachdem Wayne weggeritten war, trafen die ersten Unionssoldaten ein …
18. KAPITEL
Kurz vor sechs Uhr früh wurden die verwundeten konföderierten Soldaten am nächsten Tag auf den Wagen geladen. Rafe gab ihnen drei Arbeitspferde. Obwohl einige zu zweit reiten mussten, gewannen sie doch einen Vorsprung vor dem Feind.
Shanna fröstelte und zog den Schal dichter um die Schultern, als sie ihnen nachsah, wie sie in den Nebelschwaden verschwanden, die vom Fluss herüberzogen und sich um diese Jahreszeit noch mehrere Stunden nicht lichten würden. Rafe legte den Arm um ihre Schultern. Sie lächelte ihn an. Ihr Lächeln war so traurig, dass es ihm im Herzen wehtat.
„Wir konnten so wenig für sie tun“, sagte Shanna.
„Wir haben getan, was wir konnten.“
„Ich hoffe, dieser junge Lieutenant erreicht Savannah lebend. Dort ist ein Arzt, der sich um sein Bein kümmern kann …“
„Ohne deine Pflege hätte er die Nacht nicht
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