HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
aus.
„Es sind unsere Jungs … Gott sei Dank!“
Sie machten es den Soldaten in einer Scheune so bequem wie möglich. Der befehlshabende Captain war kaum älter als zwanzig und die Hälfte seiner Männer noch jünger. Sechs waren so schwer verwundet, dass sie getragen werden mussten. Einige humpelten an Krücken und sanken dankbar auf die Decken nieder.
Shanna und Hannah machten sich daran, die Wunden zu säubern und mit zerrissenen Bettlaken zu verbinden. Dann brachten sie Schüsseln mit heißer Suppe, Reis, Kichererbsen und frisch gebackenes Brot. Die Soldaten aßen wie die hungrigen Wölfe und wischten mit dem letzten Stück Brot noch die Teller aus.
Shanna fiel auf, dass ein junger Bursche sie neugierig betrachtete. Auch an Rafe hatte er Interesse gezeigt.
„Ist das nicht das Heim des Majors, Ma’am?“, fragte er.
„Major? Meinen Sie Major Amberville? Ja, das ist sein Heim. Kennen Sie ihn?“
Der Junge nickte und sprach nach kurzem Zögern weiter. „Es war nicht richtig, was sie mit ihm gemacht haben. Er hat nur versucht, seinen Männern zu helfen. Sie hätten ihm einen Orden verleihen müssen, anstatt ihn vors Kriegsgericht zu stellen.“
Shanna stockte der Atem. Rafe war nicht desertiert! Er war vors Kriegsgericht gekommen, aber weswegen? Sie setzte sich neben den jungen Soldaten und sagte: „Sie sollten mir lieber erzählen, was passiert ist.“
„Du siehst erschöpft aus. Komm, trink Kaffee und iss etwas.“
Rafe stand plötzlich hinter Shanna. Als sie in den Augen des jungen Soldaten las, dass er Rafe erkannt hatte, sagte sie: „Er hat mir erzählt, dass man dir befohlen hat, einen Hügel zu stürmen, der von doppelt so vielen Soldaten gehalten wurde, wie du sie hattest. Ein betrunkener Offizier gab den Befehl.“
„Hat er dir auch erzählt, dass ich die Selbstbeherrschung verloren und ihn geschlagen habe – dass ich alles versucht habe, meine Männer vor dem sicheren Tod zu bewahren?“
Shanna stand auf und legte lächelnd den Arm um ihn. Dann verließen sie die Scheune.
„Der Junge hat recht. Du hättest einen Orden verdient. Wie konnten sie so blind sein?“
„Hat er dir gesagt, dass nur vier Männer von fünfzehn überlebt haben? Sie hatten keine Chance, die armen Teufel“, sagte Rafe. Schmerz überschattete seine Züge. „Ein Sergeant hat mich bewusstlos geschlagen, als ich den Befehl widerrufen wollte. Als ich wieder zu mir kam, war alles vorbei …“
„Diese vier werden nie vergessen, was du für sie tun wolltest, und sie werden immer mit Hochachtung an dich denken“, sagte Shanna liebevoll. „Hast du das deinem Vater erzählt?“
„Nein, und ich habe auch nicht vor, es zu tun – jedenfalls jetzt noch nicht.“
Hannah wartete auf sie in der Küche. Sobald die beiden sich gesetzt hatten, stellte sie ihnen die Teller mit köstlich gewürztem Hühnerreisauflauf hin. Shanna stocherte nur im Essen herum. Sie war tief beunruhigt über das, was sie erfahren hatte – die Ungerechtigkeit des Urteils … die Gesichter der jungen Soldaten, die weit vor der Zeit alt geworden waren. Junge Burschen im schönsten Alter sahen wie alte Männer aus. Jeder hatte an irgendeiner Stelle tiefe Narben.
„Danke, dass du mir glaubst“, sagte Rafe leise, damit Hannah ihn nicht hörte. „Ich bin nicht leicht zu verstehen – alles, was ich in letzter Zeit gesagt oder getan habe, scheint irgendwie verkehrt herauszukommen.“
„Wie du gesagt hast: Wir haben unendlich viel Zeit, um uns besser kennenzulernen.“
„Wenn die Yankees uns lassen.“
„Wir werden überleben. Wir haben einander. Du hast auch noch deinen Vater. Jetzt hast du so viel mehr als früher. Er hat recht: Es ist das Jetzt, das zählt.“
„Am liebsten würde ich dich dafür sofort nach oben tragen und dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.“ Das Funkeln in Rafes Augen war gefährlich. Shanna errötete, da sie wusste, dass Hannah die Ohren aufsperrte.
„Nichts auf der Welt würde ich lieber tun“, antwortete sie. Rafes Augen wurden vor Überraschung groß. „Aber nicht jetzt. Die Männer draußen brauchen mich mehr als du.“
„Ich brauche dich! Mein Gott, Shanna, du weißt gar nicht, wie sehr!“ Die tiefe Empfindung in seiner Stimme erregte sie, doch sie durfte heute Abend nicht an sich denken.
„Miss Shanna, Sie werden draußen gebraucht.“ Leon hatte auf der Schwelle ein paar Minuten gewartet, weil er das offensichtlich intime Gespräch nicht stören wollte. Hannah winkte ihm wegzugehen, aber er
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