HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Rafe. „Leon, geh mit meinem Bruder und pass auf, dass er nichts mitnimmt, was ihm nicht gehört. Er kann seine Kleidung nehmen, und das ist alles. Wenn es nach mir ginge …“
Wayne stand auf. Er schwankte etwas. Shanna übernahm Leons Platz, um Alexander zu stützen. Leon ging auf Wayne zu.
„Bleib mir vom Leib …“
„Ich will Ihnen nur nach oben helfen, Master Wayne“, sagte Leon mit breitem Lächeln. Wayne schrie vor Schmerzen auf, als Leons Finger sich in seinen Arm gruben.
„Brich ihm nicht den Arm, sonst kann er nicht packen“, spottete Rafe. Dann folgte er Shanna und seinem Vater zur Bibliothek. Seine Wut ließ nach. Jetzt hatte er an Wichtigeres zu denken. Jetzt, da Wayne ihm nicht mehr im Weg stand, konnte er das.
„Eines Tages, mein lieber Bruder …“, stieß Wayne hasserfüllt hervor. „Eines Tages …“
Rafe wäre am liebsten umgekehrt und hätte ihm das Maul gestopft, betrat aber dann doch die Bibliothek. Er war gerade zwei Schritte hineingegangen, da wollte Shanna zur Tür zurück.
„Warte … bitte. Wir müssen reden, kleine Shanna“, sagte er ruhig.
„Wir haben uns nichts zu sagen, Rafe.“ Shanna war jetzt ganz ruhig. „Was dein Vater gesagt hat, ist dir gleichgültig, das weiß ich. Ich akzeptiere, dass Wildwood das Einzige ist, was du je haben willst. Ich bleibe natürlich, bis wir wissen, was die Zukunft bringt, aber sobald der schreckliche Krieg vorbei ist, folge ich deinem Rat und gehe zurück nach New Orleans. Da du nicht willst, dass ich mein Geld für Wildwood ausgebe, werde ich damit mein Haus in Baton Rouge wieder aufbauen.“
„Und dort wirst du ganz allein leben, nur mit einem Schwarm Dienstboten zur Gesellschaft. In einem Jahr wirst du eine säuerliche alte Jungfer sein. Erinnerungen können dir nicht das geben, was du willst – was ich dir gestern gab.“
„Du hast kein Recht, das zu erwähnen“, wies Shanna ihn scharf zurecht. Alexander war ganz Ohr.
Als sie an Rafe vorbeigehen wollte, packte er sie am Handgelenk und stieß die Tür zu. Worüber Hannah sehr betrübt war, da sie mit großer Freude der Unterhaltung zugehört hatte.
„Rafe, bitte, mach nicht alles noch schwieriger.“
Seine Augen schienen heller zu werden, ihr Ausdruck war beinahe boshaft. „Verstehst du denn nicht? Ich will nicht verlieren, was ich in dir gefunden habe. Ich lebe in diesem Augenblick in einer völlig neuen Welt, einer unwirklichen Welt. Ein Vater, den ich nie richtig gekannt habe, will mich kennenlernen und lieben, und weiß Gott, ich verspüre denselben Wunsch. Seit ich dich gesehen habe … seit dem ersten Mal … ist nichts mehr für mich wie vorher. Aber mein Stolz – mein verdammter Stolz stand mir im Weg. Ich weiß nicht, wie ich mit meinem Vater sprechen soll – oder mit dir. Ich war zu lange allein … ich brauche Hilfe. Hilfe von euch beiden.“
Es war der Aufschrei des Herzens eines verwirrten, verängstigten Mannes. Angst, geliebt zu werden – zu lieben und wieder zurückgestoßen zu werden, wie er es in der Vergangenheit erleben musste.
Shanna nahm sein Gesicht in die Hände. In ihren Augen glänzten Tränen so hell wie Diamanten.
„Sagst du mir damit, dass du mich liebst, Rafe Amberville?“, flüsterte sie.
„Nun mach schon, Sohn“, befahl Alexander. „Frage Shanna anständig, ob sie dich heiraten will.“
„Sie will mich nicht“, sagte Rafe und verzog das Gesicht.
„Natürlich will sie dich. Aber du musst um sie werben, Sohn. Ihr den Hof machen.“
„Was weiß so ein Bursche wie ich schon, wie man einer Frau den Hof macht und um sie wirbt?“ Jetzt zuckte ein Lächeln um Rafes Lippen.
„Ich schlage vor, dass du es ganz schnell lernst“, grollte sein Vater. Shanna wurde rot, als Rafe das Lachen kaum noch unterdrücken konnte.
„Wir haben unendlich viel Zeit“, sagte er liebevoll und nahm Shanna in die Arme. Sie lehnte den Kopf an seine Brust. Rafe betete, dass sie die Zeit haben würden, um ihr die ganzen Dinge zu sagen, die er nie in Worte hatte fassen können – um ihr die Tiefe seiner Liebe zu zeigen.
Liebe! Bis jetzt hatte er sie nie erfahren, sie nicht erkannt, als sie in sein Leben kam. Blinder Tor!
„Master Rafe … Master Alexander, Soldaten … Soldaten kommen die Einfahrt herauf. Zwanzig, vielleicht mehr.“ Abraham hatte die Tür aufgerissen und stand mit angstvollem Gesicht auf der Schwelle. „Was sollen wir jetzt tun?“
Rafe lief zum Fenster und schaute hinaus. Dann stieß er einen unterdrückten Fluch
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