HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
vor seinem Bruder und warnte: „Steig nicht ab! Du bleibst nicht hier!“
„Ich komme, um euch zu warnen. Die Yankees – keine halbe Stunde hinter mir. Sie haben Damaris’ Haus in Brand gesteckt. Schau selbst, wenn du mir nicht glaubst.“
Er drehte sich im Sattel um und deutete hinter sich. In der Ferne sah man eine schwarze Rauchfahne. Sie stammte nicht von einem kleinen Feuer.
„Und Damaris?“ Rafes Augen verengten sich. „Hast du sie dort zurückgelassen?“
„Nein, sie glaubte, sie könne die Yankees aufhalten. Sie wollte nicht mitkommen …“
„Dann reite sofort zurück und hilf ihr! Hier bist du nicht willkommen.“
„Rafe, du kannst ihn nicht zurückschicken. Sie werden ihn töten“, sagte Shanna. Trotz allem, was Wayne ihnen angetan hatte, brachte sie es nicht über sich, ihn so brutal dem sicheren Tod zu überlassen.
„Lass mich bleiben! Du kannst ein weiteres Gewehr brauchen“, bat Wayne und glitt aus dem Sattel. Sein Gesicht war vor Angst kreidebleich. „Um Gottes willen, ich bin dein Bruder!“
„Lass ihn bleiben.“ Alexander betrachtete seinen jüngeren Sohn von der Veranda aus mit tiefer Verachtung. „Sobald es sicher ist, soll er nach Savannah reiten. Komm herein und nimm dir eine Waffe. Falls du dich versteckst, wenn die Yankees hier sind, werde ich dich eigenhändig erschießen.“
„Shanna, geh ins Haus!“, befahl Rafe.
„Und du?“, fragte sie und bemühte sich, die Angst nicht zu zeigen, die in ihr aufstieg.
„Ich werde nicht das aufs Spiel setzen, was ich in dir gefunden habe, kleine Shanna. Ich werde honigsüß und liebenswert sein – außer, sie geben mir einen Stoß“, antwortete Rafe und lächelte ihr beruhigend zu. Sie spürte bereits, wie er sich von ihr zurückzog und darauf vorbereitete, was die nächsten Stunden bringen würden. Sie sah, dass er seinen Armee-Colt trug. Außerdem hatte er bestimmt sein tödliches Messer im rechten Stiefel stecken und die kleine Pistole für den Notfall irgendwo anders am Körper. Ihr hatte er einen doppelschüssigen Derringer im Schlafzimmer zurückgelassen und ihr Instruktionen gegeben, wie sie damit umzugehen habe, falls ein Soldat sie anrührte.
„Und wenn sie das Haus niederbrennen wollen?“ Shanna wollte die Arme um den geliebten Mann schlingen und ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte, und ihm das Versprechen abringen, nicht zu kämpfen, aber sie wusste, dass sie das nicht tun durfte. Sie durfte auch nicht die eigene Angst zeigen. Sie musste so stark wie er sein.
„Was ist das alte Haus schon? Steine und Mörtel. Es kann wieder aufgebaut werden. Aber ich könnte nie dich ersetzen, Liebste. Geh bitte hinein und bleibe außer Sicht.“
Nie hatte er sie so genannt. Shanna wurde ganz schwach, aber sie riss sich zusammen.
Alexander lehnte schwer auf seinem Stock und sagte: „Nie hätte ich gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem er eine Frau über Wildwood stellt. Ich schätze, der Junge liebt dich wirklich, Kind. Aber jetzt schnell. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Sie half ihm ins Haus.
Shanna musterte den Salon. Sie hatte absichtlich einige feine Gläser und Porzellanstücke in den Vitrinen stehen lassen. Rafe hatte recht: Die Soldaten würden misstrauisch werden, wenn sie zu viel versteckte. Vielleicht waren sie mit dem, was sie vorfanden, zufrieden. Einige der wertvollen Gegenstände waren schon seit Generationen im Besitz der Ambervilles.
Alexander hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen. Ein Colt lag unter der Decke auf seinem Schoß. Am Schreibtisch lehnte ein Gewehr. Abraham hatte sich ebenfalls bewaffnet. Leon hatte seiner Mutter untersagt, ein Gewehr zu nehmen. Mit etwas verunglücktem Lächeln hatte er gemeint, dass niemand mehr für sie kochen könnte, wenn sie sich erschießen ließe. Bei dieser Bemerkung mussten alle lächeln. Dabei wich ein wenig von dem Druck, der sich in allen aufgestaut hatte.
„Die Scheune brennt …“ Mimosa kam auf dem Korridor angerannt, als Shanna gerade nach oben gehen wollte, um noch einmal alle Räume dort zu inspizieren. „Bei den hinteren Koppeln sind Yankees, und noch mehr kommen auf der Straße. Hunderte!“
„Beruhige dich!“ Shanna packte sie an den Schultern und hielt sie fest. Einen Augenblick lang glaubte sie, dass sie dem Mädchen eine Ohrfeige versetzen müsse, damit es nicht ganz hysterisch wurde. Doch Mimosa verstummte und blickte Shanna mit großen Augen an.
„Tut mir leid, Miss Shanna. Alle sind so tapfer, und ich schnappe
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