HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
„Ich bezweifle es, denn ich glaube, dass Lady Godbey Juwelen besser kennt als so mancher Goldschmied“, bemerkte er trocken.
„Oh“, sagte Georgiana und ließ diese Theorie fallen. „Er schenkte ihr also eine Diamantenkette und wusste nicht, dass sie diese schon bald durch eine Nachahmung ersetzte. Als dann die Katze zuschlug und genau dieses Schmuckstück entwendete, war er wütend. Vielleicht versteht er es sogar als eine persönliche Beleidigung und schwört, dass er den Dieb finden und bestrafen lassen wird.“
Georgiana hielt inne. Ihr Puls raste, als sie merkte, dass ihre Überlegungen Sinn ergaben. „Aber dann zogst du dich zurück und bist ihm damit entkommen. Doch er ist kein Mann, der eine Niederlage so leicht hinnimmt. Deshalb versuchte er, dich ein letztes Mal zu einem Diebstahl zu verführen“, sagte sie, wobei ihre Stimme vor Aufregung fast schrill wurde. „Er weiß, dass du es nicht wegen des Geldes getan hast, und deshalb musste er sich etwas Besonderes ausdenken, um dich anzulocken. Hier kommt Anne ins Spiel. Er ist mit Lady Culpepper verwandt, und so wird es ein Leichtes für ihn gewesen sein, sie zu überreden, bei seiner Intrige mitzumachen.“
Ashdowne sah sie skeptisch an. „Ich weiß nicht, Georgiana. Es scheint mir ein etwas verdrehter Plan zu sein, den er sich da ausgedacht haben soll, um sich an mir zu rächen.“
„Ja, aber Savonierre selbst ist verdreht“, behauptete sie. „Ich habe das Gefühl, dass er nichts geradlinig tun kann, sondern ständig irgendwelche Pläne ausheckt – und sei es zu seinem eigenen Amüsement.“
Ashdowne schien ihre Theorie noch nicht ganz überzeugend zu finden, aber er gab nach, wofür Georgiana ihn am liebsten geküsst hätte. Der Gedanke, dass sie nun ihr ganzes Leben lang Zeit haben würde, diesen Mann immer wieder zu küssen, ließ sie schwindlig werden.
„Nun gut, sagen wir also, du hast recht. Was nun?“, wollte er wissen.
Georgiana schluckte, als ihr klar wurde, was ihre Theorie bedeutete.
„Natürlich kann ich dir nicht sagen, was er als Nächstes zu tun gedenkt. Aber eines weiß ich.“
„Was?“
„Er wird nicht aufgeben“, antwortete Georgiana, und bei dem Gedanken lief ihr ein Schauder über den Rücken. „Niemals.“
Nachdem sie nach Hause zurückgekehrt war, überfiel ihre Familie sie mit Fragen und Glückwünschen. Auch wenn sie sie allesamt liebte, hätte sie es in diesem Augenblick doch vorgezogen, mit Ashdowne durchzubrennen. Unglücklicherweise war ihre Mutter schon mitten in der Planung der Hochzeitsfeierlichkeiten, für die sich Georgiana nicht im Mindesten interessierte.
So war sie zunächst froh, als eine Einladung für sie abgegeben wurde, bis sie bemerkte, von wem sie stammte. Warum wollte Lady Culpepper eine Überraschungsfeier zu Ehren ihrer Verlobung geben?
Georgiana war überzeugt, dass Savonierre seine Hände im Spiel hatte. Was plante er nur? Wollte er beweisen, dass sie während der Tatzeit nicht mit Ashdowne zusammen gewesen war? Das kann er nicht, sagte sie sich. Aber was war, wenn er behaupten würde, dass sie und der Marquess Komplizen waren und das Collier gemeinsam gestohlen hatten? Obwohl sie vor Erregung zitterte, schickte sie den Laufburschen mit einer Zusage zurück. Schließlich konnte sie schlecht die Einladung zu einer Feier ablehnen, die ihr zu Ehren gegeben wurde. Und Ashdowne konnte das ebenso wenig.
Man hatte sie in eine Falle gelockt. Es war nicht möglich, die Kette vor Einbruch der Nacht zurückzubringen. Und dann würde das Haus voller Gäste sein, und vor allem würde der rachsüchtige Savonierre den Marquess aufs Schärfste beobachten. Was wäre, wenn Ashdowne erwischt würde? Georgiana wollte unbedingt mit ihm sprechen, doch es war keine Zeit mehr. Ihre Eltern verlangten bereits von ihr, dass sie sich für den Abend umzog.
Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, während sie sich eilig zurechtmachte. Auch während der Fahrt zu Lady Culpepper nahm sie nur mit einem halben Ohr das unaufhörliche Geplapper ihrer Schwestern wahr. Sie betrat das verschwenderisch ausgestattete Haus Lady Culpeppers mit einem dumpfen Gefühl der Angst in ihrer Magengrube.
Die herzliche Begrüßung der Hausherrin überraschte sie genauso wie die der anderen Gäste. Wie anders wurde sie doch diesmal im Vergleich zu ihrem vorigen Besuch mit Bertrand empfangen! Die plötzliche Aufmerksamkeit, die ihr nur deshalb zuteilwurde, weil sie von einer Landpomeranze zu einer zukünftigen Marchioness
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