HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
aufgestiegen war, ärgerte Georgiana.
Der einzige Mensch, den sie sehen wollte, war Ashdowne. Er hatte sich verspätet, und sie musste sich die verschiedensten Witzeleien anhören, die alle darauf hinausliefen, dass er es sich wohl doch noch anders überlegt hätte. Ihre Mutter, die den Marquess stets kritisch beäugt hatte, sah besorgt aus, bis ihr Georgiana beruhigend die Hand tätschelte.
„Er wird schon noch kommen“, sagte sie mit einem ermutigenden Lächeln. Sie selbst bezweifelte keine Minute, dass er auftauchen würde, und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie sich völlig auf ihn verlassen konnte und dass er sie nie enttäuschen würde.
Auch wenn Ashdowne das Gesetz gebrochen hatte, so besaß er doch ein starkes Pflichtgefühl und einen Charakter, wie ihn sicher nicht viele der ehrenwerten Gäste um sie herum ihr Eigen nennen konnten. Egal, was in der Vergangenheit passiert war – sie vertraute ihm und war stolz auf ihn, auf seinen Verstand und seine Begabung, die ihn zu dem Mann machten, der er war.
Savonierre schlug gerade mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme vor, dass man jemand zu Ashdowne schicken sollte, um ihn holen zu lassen, als er eintraf. Er sah so elegant und gelassen aus wie immer und erklärte, dass an seiner Kutsche ein Rad gebrochen war, was ihn dazu gezwungen hatte, zu Fuß zu gehen. Georgiana war sich sicher, dass man das Gefährt nicht weit entfernt vom Haus entdecken würde, wenn man wollte. Finn reparierte es wahrscheinlich gerade – ob das nun notwendig war oder nicht.
Wo hatte Ashdowne sich wirklich befunden? Leider konnte sie ihn nicht fragen, da sich sofort viele Gäste um sie versammelten, um ihnen zu gratulieren. Danach wurden in endloser Folge ein Toast nach dem anderen auf sie ausgebracht, und schließlich verkündete Lady Culpepper, dass angerichtet sei. Georgiana sah sich gezwungen, sich höflich mit einem geschwätzigen Armeeoffizier zu unterhalten, der ihr Tischherr war, während Ashdowne ihr gegenübersaß.
Erst als die Gäste sich wieder in den Salon zurückgezogen hatten, schlug Savonierre zu. Gelangweilt schwenkte er den Champagner in seinem Glas und trat mit unbeteiligter Miene, von der Georgiana das Gefühl hatte, dass sie seine Feindseligkeit maskierte, auf sie zu. Mr. Jeffries hielt sich dicht hinter ihm und schien sich ausgesprochen unbehaglich zu fühlen. Sie erschrak. Der Londoner Detektiv war doch wohl nicht hier, um eine Verhaftung vorzunehmen?
„Nun, Miss Bellewether, ich nehme an, Ihre Verlobung bedeutet, dass Sie mit den Ermittlungen aufhören“, meinte Savonierre. Georgiana, die wenig routiniert war, ihre Gefühle zu verbergen, konnte beinahe nicht antworten.
„Natürlich nicht!“, quietschte sie schließlich übertrieben entrüstet.
Savonierre schien die Situation zu genießen. „Wirklich?“, fragte er mit einem teuflischen Lächeln. „Ich gestehe, ich finde das schwer zu glauben“, murmelte er. „Und Sie, Jeffries?“
„Ich weiß nicht recht, Sir“, erwiderte der Detektiv ausweichend.
„Nun, ich stimme zur Abwechslung einmal mit Ihnen überein“, wandte Ashdowne sich an Savonierre und überraschte Georgiana so sehr, dass sie beinahe einen Schrei ausstieß.
„Schließlich wird die Dame mich ja heiraten und hat dann keine Zeit mehr für einen derartigen Unsinn“, setzte er hinzu.
Georgiana wurde bei seinen Worten sogleich wütend, auch wenn ihr klar war, dass Ashdowne eine bestimmte Absicht damit verfolgte. Leider schnappten mehrere ältere Herren, die in der Nähe standen, auf, was er gesagt hatte, und stimmten ihm mit beifälligem Gemurmel zu. Eine Frau musste schließlich ihren Platz kennen. Georgiana wollte sich gerade empört einmischen, als Ashdowne eine Braue hob.
„Es ist gar nicht die Ermittlung als solche, gegen die ich etwas einzuwenden habe, sondern dieser vermeintliche Juwelenraub“, erläuterte er. „Ich bitte Sie, ein Diebstahl auf einem Ball in Bath? Banditen, die an der Hausmauer hochklettern sollen?“ Er ließ ein verächtliches Schnauben hören, sodass das Ganze unvorstellbar lächerlich erschien.
„Und was ist dann Ihrer Meinung nach mit den Juwelen passiert?“, fragte Savonierre gespannt.
Ashdowne zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Sie wissen doch, wie Frauen sind. Ich nehme an, dass es viel Lärm um nichts war, und die Dame einfach ihre Halskette verlegt hat.“
Savonierre lachte humorlos. „Ich fürchte, Sie müssen sich etwas Besseres einfallen lassen. Mein Detektiv hier
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