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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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„… der fehlt hier völlig.“
    So viel zu meiner mühseligen Handarbeit, dachte Lilly. Sie musste allerdings zugeben, dass die graue Farbe im Vergleich zu einem dunkelblauen Seidenstoff düster wirkte. Doch sie hatte stets so wenig wie möglich auffallen wollen und sich deshalb häufig graue Stoffe ausgewählt.
    „Was du brauchst, ist etwas Atemberaubendes“, sagte Vinia. „Ein Kleid, das sich eng an den Oberkörper schmiegt und einen schmalen Rock hat. So etwas ist sehr elegant, und genau das ist nötig, um unter den Abbots hervorzustechen.“
    Das Letzte, was Lilly wollte, war, die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zu ziehen. Eigentlich war ihr nur die eines einzigen Gastes wichtig. „Ich kann noch immer absagen“, schlug sie vor.
    Vinia schloss die Schranktüren. „Du gibst viel zu leicht auf, meine Liebe. Wenn du auch nur ein bisschen an diesem Mr. Galloway interessiert bist, brauchst du deine ganzen Amazonenkräfte, um ihn für dich zu gewinnen.“
    Lilly setzte sich bedrückt auf den Rand ihres Betts. „Ich bin keine Amazone“, sagte sie verzweifelt.
    Zu ihrer Überraschung ließ ihre Schwester sich neben ihr nieder. „Natürlich bist du das, Lillith. Viel mehr, als ich das jemals zu sein hoffte.“
    „Du brauchtest niemals eine Amazone zu sein“, erwiderte Lilly. „Du warst blond, zierlich und schön. Du warst vollkommen.“
    „Nicht ganz. Du hast ‚geistlos, selbstbezogen und schwach‘ ausgelassen“, sagte Vinia leise. „Das sind nicht unbedingt Charaktereigenschaften, die jeden Mann anziehen.“
    Obwohl Lilly ihre Schwester insgeheim schon oft all dieser Makel bezichtigt hatte, protestierte sie jetzt. „Red keinen Unsinn, Vinia. Ich mag vielleicht noch jung gewesen sein, als man dir den Hof machte …“
    „Wie grausam, mich daran zu erinnern“, sagte Vinia mit einem gespielt traurigen Seufzer. Lilly sah ein Blitzen in ihren blauen Augen und musste lächeln.
    „Ach, du bist schrecklich!“ Sie gab ihrer Schwester einen leichten Klaps auf den Arm. „Du hattest Verehrer in einer langen Schlange bis auf die Straße hinaus.“
    „Gut, vielleicht hatte ich das“, gab Vinia zu. „Aber das kannst du auch haben, wenn du auf mich hörst.“
    Lilly schaute auf ihre Hände. „Ich bin nicht so wie du, Vinia.“
    „Nein, das bist du nicht“, stimmte sie zu. „Aber du kannst Männer dazu bringen, dich ebenfalls attraktiv zu finden. Dazu musst du deine natürlichen Vorzüge nutzen.“
    „Ach“, sagte ihre Schwester. „Ich habe doch gar keine.“
    „Selbstverständlich hast du Vorzüge. Zum Beispiel deine Augen. Die blaue Seide wird ihre Schönheit noch mehr hervorheben“, meinte Vinia. „Und dann dein Haar. Es ist herrlich dicht und schimmert seidig.“
    „Und es ist glatt“, erinnerte Lilly sie.
    „Du bist eine furchtbare Schwarzmalerin“, schalt sie. Sie streckte ihr die Hände entgegen. „Komm mit. Ich kann mich an keine Prinzessin in den Märchen aus deiner Kindheit erinnern, die ungern zu einem Ball gegangen wäre, um dort ihren Prinzen zu treffen.“
    In der echten Welt gab es leider nicht genug Zauberkraft, um Lilly auch nur andeutungsweise in eine hübsche Prinzessin zu verwandeln. „Ganz gleich, welches Glück es bedeuten mag, zu Mrs. Abbot eingeladen zu sein“, sagte sie, „es nützt mir alles nichts, solange es mir an Grazie fehlt.“
    „Wenn du damit das gängige Schönheitsideal meinst, hast du sicher recht“, erwiderte ihre Schwester. „Aber Grazie ist viel mehr als das, meine Liebe. Es ist dein Charakter, der andere an dir Gefallen finden lässt.“
    Lilly seufzte tief. „Ich glaube kaum, dass ich Charakter besitze. Du weißt ganz genau, dass ich wahrscheinlich vor Aufregung keinen vollständigen Satz herausbekommen werde. Es werden alles Fremde sein.“
    „Dann sag eben nichts“, schlug Vinia vor. „Lächle ganz einfach. Strahle eine gewisse Rätselhaftigkeit aus. Du wirst sehen, dass du sogleich von neugierigen Männern und Frauen umringt sein wirst. Ich bringe dir bei, wie du antworten und wie du dich geben musst. Es wird ein wunderbarer Abend werden – dessen bin ich mir sicher.“
    Lilly bezweifelte das stark.
    „Außerdem“, fuhr Vinia fort und drückte ihr aufmunternd die Hände, „bin ich überzeugt, dass du dich in deinem verschönerten blauen Seidenkleid wie ein anderer Mensch fühlen wirst.“
    Vielleicht würde sie das. Doch leider gab es das Kleid gar nicht. Sie wusste, dass ihre Schwester von dieser Nachricht ebenso

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