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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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küssen?
    „Hier“, sagte ihre Schwester und reichte ihr den zarten Fächer. „Übe am besten die Signale, die du geben möchtest.“
    Gab es wohl ein Zeichen, das zur Liebe einlud? Das würde sie am ehesten benutzen. Doch fehlte ihr der Mut, Vinia danach zu fragen.
    Deegan stand an der Bar, wo er Hague getroffen hatte. Er hielt dem Raum den Rücken zugekehrt und beobachtete durch den großen Spiegel, der hinter dem Mahagonitresen hing, das Kommen und Gehen der Leute. Am liebsten hätte er sich an einen der Ecktische gesetzt, um sich etwas abschirmen zu können, doch das würde nicht gerade einladend wirken. Er wollte zeigen, dass er noch immer die Gelassenheit seiner Jugend besaß, auch wenn er gleichzeitig vorsichtiger geworden war. Schließlich war er in den Augen der anderen ein Mörder. Wenn Severn allerdings vermutete, er wäre ein übermäßig argwöhnischer Mann, würde er ihn wahrscheinlich nicht anheuern. Nach Hague zu urteilen, der zu den Kerlen gehörte, die Lilly gesucht hatten, waren Severns Männer nicht gerade für eigenständiges Denken bekannt.
    Hague war gekommen und wieder gegangen, ohne dass Deegan etwas Wesentliches über Severn erfahren hätte. Er hatte ihm erzählt, sein Auftraggeber wolle mehr über ihn wissen, ehe er für ihn arbeiten könne. Anscheinend plante er, mit Diggers Freunden aus früheren Tagen zu sprechen. Deegan hoffte nur, dass sie Wooton nicht auftrieben. Er hatte Hague gesagt, dass er nicht immer den gleichen Namen benutzt hatte. Aber wer tat das schon in Barbary Coast? Er wusste sowieso nicht, wie er in Wahrheit hieß.
    Wenn es stimmte, was Hannah erzählte, wusste selbst seine Mutter nicht, wie sein Vater geheißen hatte. Als Junge hatte er sich oft die Männer auf der Straße angesehen, um vielleicht einen zu entdecken, in dessen Gesicht er seine eigenen Züge wiedererkennen würde. Doch es war ihm nie gelungen. Außerdem behaupteten die Leute, er sehe sowieso seiner einstmals sehr hübschen Mutter ähnlich.
    Sie war tatsächlich sehr hübsch gewesen. Selbst als sie sich auf die Evangelisten eingelassen und ihren Sohn mitgenommen hatte, um ihnen zu folgen, war Bridget Murphy noch attraktiv genug, um Männern den Kopf zu verdrehen. Vielleicht hatten ihr deshalb auch die Frauen der Mission die härtesten Arbeiten aufgebürdet.
    Niemand wusste, woher sie ursprünglich stammte. Sie war etwa zur gleichen Zeit in San Francisco aufgetaucht, als man von dem Goldfund auf Sutters Ländereien erfuhr. Doch statt wie viele Bewohner durch das Gold einen gewissen Wohlstand zu erreichen, war Bridget immer mehr in die Gosse abgesunken.
    „Sie lebte für den Augenblick, Digger“, hatte Hannah erzählt. „Und zwar nur für den Augenblick. Wenn es keinen Mann gab, der ihr den Hof machte, verfiel sie in tiefe Melancholie. Ihr ständiger Whiskeykonsum gab ihr den Anschein, ein fröhliches Mädchen zu sein, in Wahrheit jedoch war Bridget nicht glücklich.“
    Auch Hannahs Leben war nicht einfach gewesen. „Nachdem mein Vater beim Goldschürfen gestorben war“, hatte sie Deegan berichtet, „gingen Mama und ich nach San Francisco. Meine Mutter glaubte, dass sie uns beide durchbringen könnte, indem sie für andere kochte oder deren Wäsche wusch. Doch dann kamen die Chinesen und boten all die Arbeiten, die gewöhnlich von den Frauen gemacht wurden, billiger an. Es gab nur noch eine Art des Geldverdienens, und die war in der Horizontalen.
    Mama widerstand. Erst als sie fieberkrank im Bett lag, suchte ich Bridget auf, um all das zu lernen, was nötig war, um zu überleben. Als ihr plötzlich ein Straßenprediger zu gefallen begann, wusste ich, dass ihre Lage noch schlimmer werden würde. Sie dachte nie weiter als daran, wie man einem Mann den Kopf verdrehen konnte. Du warst ihr niemals wichtig. Warum, glaubst du wohl, hat Trusty dich damals nach dem Tod deiner Mutter aufgenommen? Nur weil ich ihn darum gebeten habe.“
    Deegan war sich nicht sicher, ob Hannah ihm damit einen Gefallen getan hatte. Früher war er einmal davon überzeugt gewesen. Trusty O’Rourke war ihm wie ein Gott erschienen – oder doch eher wie ein Teufel. Denn die Dinge, die er von ihm lernte, waren häufig mit Gefahr verbunden.
    Er hatte die Schläge und die Kämpfe auf den Straßen überlebt. Es war ihm sogar möglich gewesen, Barbary Coast zu verlassen. Aber was hatte er schon aus seinem Leben gemacht?
    Nun war Digger O’Rourke zurückgekehrt und kein bisschen klüger geworden.
    Er schob sich den Hut in den Nacken,

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