HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
gefolgt war, rieb sich für einen Augenblick an ihren Beinen. Als sie jedoch keine Erwiderung fand, lief sie in die Nacht hinaus.
„Lilly“, stöhnte Deegan. Von seinen Lippen klang ihr Name wie ein Gedicht, wie eine Hymne.
Er musste ein Zauberer sein. Wie sonst konnte er sie so sehr in seinen Bann ziehen? Er war ein Mann, der die schlummernden Versprechen ihres Körpers zu pochendem Leben erweckte. Würde er heute Nacht auch noch ihr Geliebter werden?
Deegan ließ die Hände zu ihrem Po gleiten und zog sie noch näher an sich heran. Der dünne Stoff ihres Morgenmantels und des Nachtgewands konnten keinen Schutz mehr vor dem Feuer bieten, das in Lilly zu lodern begonnen hatte. Ihr Rock wurde durch die Berührung leicht nach oben geschoben, sodass ihre Fesseln und Waden der kühlen Nachtluft ausgesetzt waren, doch sie merkte es nicht. Sie umfasste sein Gesicht und küsste ihn voll Leidenschaft.
Er antwortete mit einer Heftigkeit, die ihr den Atem raubte. Seine Hände umfingen ihre Taille und wanderten zu ihrer Brust hinauf. Mit zärtlichen Fingern strich er sanft darüber, wobei er auch ihre empfindlichen Spitzen berührte. Lilly löste sich von seinem Mund und stöhnte ungewollt.
Sie klammerte sich an ihn und spürte eine Welle der Erregung, die sich ihrer bemächtigte. Erst nach einer Weile kam sie wieder zu sich und merkte, dass seine Hand inzwischen wieder auf ihrer Taille ruhte.
Deegan atmete tief durch und legte seine Stirn gegen die ihre. „Tut mir leid, Mädchen“, sagte er rau. In seiner Stimme spiegelte sich sein innerer Kampf wider.
Lilly hätte am liebsten gelacht. Es tat ihm leid? Ihr tat es gar nicht leid, auch wenn ihre bisherige Erziehung sie eigentlich so hätte empfinden lassen sollen. Sie konnte nicht anders. Sie hatte sich in ihn verliebt.
Dieser Gedanke brachte sie plötzlich in die Wirklichkeit zurück. Sie liebte Deegan, aber er war hoffnungslos in eine andere Frau verliebt.
Lilly strich über den rauen Stoff seines Revers, ohne Deegan dabei anzusehen. „Es tut dir leid, dass du mich geküsst hast?“, fragte sie.
„Niemals“, schwor er heiser. Er küsste sie ein weiteres Mal, und diesmal schien der Kuss besitzergreifend zu sein. „Dich zu küssen ist eine der größten Freuden, die ich jemals erleben durfte.“
Sie bezweifelte zwar, dass er die Wahrheit sprach, doch sie selbst empfand es genauso, wie er es beschrieben hatte.
„Ich befürchte nur, dass ich beinahe die Beherrschung verloren habe, Liebling“, sagte er, und in seiner Stimme lag wieder der irische Tonfall. Er trat einen Schritt zurück. „Du solltest in Zukunft keine Männer empfangen, wenn du nur ein Nachtgewand trägst. Wir sind schockierend schwache Wesen, weißt du. Alle samt und sonders Schurken.“
Lilly strich weiterhin über sein Revers und hielt den Blick gesenkt. Doch sie konnte seine frisch rasierte Oberlippe und seine Wangen betrachten. Dort zeigte sich bereits der dunkle Schatten des neuen Bartwuchses. „Wenn du nicht möchtest, dass Damen – ganz gleich, was sie gerade tun oder tragen – zu dir eilen, solltest du spätnachts keine Steinchen mehr ans Fenster werfen“, tadelte sie ihn freundlich. Dann hob sie den Kopf und blickte ihm tief in die Augen. „Warum bist du zu mir gekommen?“
„Willst du die Wahrheit wissen?“, fragte Deegan. „Du hast mir gefehlt.“
Es war wunderbar, das zu hören, auch wenn es vermutlich nicht ganz zutraf. „Und du hast mir gefehlt“, gestand sie.
Er lächelte schalkhaft. „Das habe ich gemerkt.“
„War ich ziemlich stürmisch?“
„Ziemlich“, erwiderte er. „Und ich habe jeden Augenblick deiner Selbstvergessenheit genossen.“
Nicht so sehr wie sie. Lilly senkte wieder den Blick. „Ich könnte mich noch mehr vergessen“, sagte sie leise.
Deegan strich über ihre samtweiche Wange und legte ihr einen Finger unter das Kinn, damit sie ihn ansah. „Nein, Lilly“, entgegnete er. „Du bist eine Dame und keine verzweifelte Frau, die überleben muss.“
Aber das war sie. Nein, nicht auf dieselbe Weise wie Belle oder die anderen Frauen, die sie in Barbary Coast kennengelernt hatte. Dennoch war sie verzweifelt. Verzweifelt verliebt. Hoffnungslos verliebt, weil er nicht dasselbe für sie empfand.
Vor Scham, dass er die Tiefe ihrer Gefühle erraten konnte und sie dafür vielleicht sogar bemitleidete, riss sie sich von ihm los. Er war ein Adonis und sie ein unscheinbares Mauerblümchen. Sie war keine Frau, die ihn zur Liebe verführen konnte. Wie
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