HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Detektiv war. Der arme Mann würde ohne ihre Hilfe nie den Dieb entlarven können, das wusste sie. Deshalb wollte sie auch ihre Vorbehalte Ashdowne gegenüber für den Moment vergessen und mit ihm zusammenarbeiten. Sie musste einfach vermeiden, ihn zu nahe an sich herankommen zu lassen, und sie schwor sich, dass es keine Küsse mehr geben würde.
Georgiana unterdrückte das Gefühl, in diesem Fall recht viel zu verlieren, und konzentrierte sich stattdessen auf die Notizen, die sie vor sich ausgebreitet hatte. Stirnrunzelnd starrte sie eine lange Zeit auf die kurze Liste ihrer Verdächtigen. Dann nahm sie die Feder und strich die Namen von Cheever und Whalsey durch. Nun waren nur noch Mr. Hawkins und Ashdowne übrig.
Es musste der Vikar sein.
Die Vorstellung, dass der elegante Marquess eine Häuserwand hinaufkletterte, um ein paar Klunker an sich zu bringen, schien lächerlich. Georgiana musste sich eingestehen, dass sie vielleicht ein wenig voreilig gewesen war, als sie den reichen Gentleman als einen möglichen Dieb verdächtigt hatte. Selbst wenn sie ihre eigenen Gefühle für den Marquess einmal beiseiteließ, fiel ihr kein Motiv ein. Der Mann schien alles zu haben – was hätte er also mit Lady Culpeppers Halskette anfangen sollen? Auch wenn sie sich noch nicht klar darüber war, weshalb Seine Lordschaft sich in Bath aufhielt, konnte sie ihn nicht einfach des Diebstahls bezichtigen.
Georgiana hob die Feder und wollte auch Ashdownes Namen durchstreichen, als etwas sie zögern ließ. Dunkel erinnerte sie sich an eine Sache, konnte sie jedoch nicht greifen. Was war es nur? Sie legte das Schreibwerkzeug nieder und konzentrierte sich. Da gab es etwas im Zusammenhang mit dem Diebstahl, das sie übersah. Etwas Wichtiges. Doch so lange sie auch darüber nachsann, so wenig kam dabei heraus.
Es muss der Vikar sein, dachte Georgiana und schüttelte ihren Lockenkopf. Ihn jedoch zu entlarven würde wohl ziemlich schwierig werden, da sie keine Beweise besaß. Aber sie liebte Herausforderungen, und in diesem Fall winkte ein Preis, nach dem sie sich schon immer gesehnt hatte.
Allerdings brauchte sie jemanden, der ihr half.
Nachdem sich Ashdowne entschlossen hatte, noch etwas in Bath zu verweilen, freute er sich auf die kommenden Tage. Zwar waren ein paar Dinge in Hinblick auf seinen Familiensitz zu regeln, doch irgendwie schien das Dasein als Marquess in diesem kleinen Badeort nicht mehr so stumpfsinnig zu sein. Er war in seinem Arbeitszimmer beschäftigt, ein Tablett mit Sandwiches neben sich, das er noch nicht berührt hatte, als auf einmal Finn hereinkam.
„Mylord, eine Dame ist hier, die Sie sehen möchte“, verkündete er.
Ashdowne sah überrascht auf. Selbst in dem etwas liberaleren Bath besuchten Frauen einen Mann nur, wenn sie miteinander verwandt waren, und er hatte keinerlei Familie außer der Witwe seines Bruders. „Es ist doch nicht Anne?“, fragte er und schaute an Finn vorbei, als ob er befürchten würde, dass seine Schwägerin hinter dem Butler auftauchte.
Finn schnaubte. „Sie glauben doch nicht, dass sie genug Mut aufbringen würde, um allein eine solche Reise zu unternehmen?“
„Nein“, erwiderte Ashdowne. Anne war eine von den Frauen, die Angst davor hatten, eine Gans zu verscheuchen. Sie war süß, ruhig und völlig langweilig, so langweilig, dass es ihm einen Ausschlag verursachte. „Wer ist es denn?“, fragte er und ärgerte sich über Finn, der inzwischen von einem Ohr bis zum anderen grinste.
„Vielleicht hätte ich nicht eine Dame, sondern die Dame sagen sollen, denn eine wie sie findet sich sicher nicht ein zweites Mal.“
Ashdowne verstand mit einem Schlag Finns Anspielung. Aber würde sie es wagen, so völlig gegen alle Gesellschaftsregeln zu verstoßen? „Man hat sie doch nicht auf der Schwelle stehen lassen?“, erkundigte er sich und warf Finn einen scharfen Blick zu, während er sich erhob.
Finn plusterte sich auf. „Natürlich nicht! Ich habe sie sogleich in das Empfangszimmer geführt, wie es sich gehört.“
Ashdowne fand das keineswegs beruhigend. Der Gedanke, dass Georgiana sich in seinem Salon aufhielt, war nicht viel besser, als wenn sie einfach hereingeplatzt wäre.
Er starrte Finn an. „Sie ist doch hoffentlich nicht allein?“ Wenn sie es gewagt hatte, ohne Begleitung zu einem Junggesellen zu gehen, dann würde er ihr an die Gurgel springen. Am besten würde er das sowieso machen, denn selbst wenn sie sämtliche Mitglieder der „Ladies Coffee House
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