HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
meine eine unschuldige Lebensfreude. Was auch immer passiert, Georgiana schafft es, das ganze Leben als Abenteuer zu betrachten. Es mag sich zwar alles in ihrer Fantasie abspielen, aber sie entwickelt eine solche Begeisterung, dass man von ihr mitgerissen wird.“
„Das Leben als Abenteuer?“, wiederholte Finn nachdenklich. „Ich glaube, ich kannte einmal einen Mann, der selbst so dachte.“
Ashdowne gefiel dieser Hinweis überhaupt nicht. „Das ist schon lange her, Finn“, sagte er.
„So lange auch wieder nicht“, berichtigte ihn der Diener.
„Das war ein anderes Leben, Finn.“
„Ha! Ein Mann gestaltet sich sein Leben selbst“, murmelte Finn und wandte sich zur Tür. Ashdowne wusste, dass der Ire ihn in dieser Hinsicht nicht verstand. Das brauchte er auch nicht. Obzwar er Finn als seinen engsten Freund betrachtete, so konnte der Straßendieb, der zum Diener geworden war, die Verantwortung eines Marquess niemals verstehen.
„Wenn das verrückte Mädchen Sie davon abzuhalten vermag, so wie Ihr Bruder zu werden, dann hat sie mich auf ihrer Seite“, warf ihm Finn über die Schulter hinweg zu.
Ashdowne unterdrückte den Ärger, den er in sich aufsteigen spürte. „Ich bin nicht mein Bruder“, sagte er so kühl wie möglich.
„Bin froh, das zu hören, Mylord“, erwiderte Finn. Dann glitt er lautlos aus dem Zimmer. Seine Lordschaft starrte lange auf die geschlossene Tür.
Er würde nicht wie sein Bruder werden, dessen war er sich sicher. Der verstorbene Marquess hatte nie aus vollem Herzen gelacht, so wie er selbst es heute getan hatte. Die Erinnerung daran ließ ihn erneut lächeln und weckte das Verlangen, Miss Bellewether so schnell wie möglich wiederzusehen.
Am besten gleich. Jetzt. Für immer.
8. KAPITEL
Ashdowne war kein Frühaufsteher. Wie so viele Aristokraten ging er spät zu Bett und schlief bis zum Mittag. Auch wenn sich nach der Übernahme der Pflichten seines Bruders seine Gewohnheiten geändert hatten, so konnte er sich doch nicht an das letzte Mal erinnern, als er bei Sonnenaufgang aufgestanden war. Heute jedoch tat er genau das und sorgte unter den Hausmädchen für Aufregung, als er nach einem kleinen Frühstück klingelte. Er vermutete nämlich, dass Georgiana nicht lange im Bett bleiben würde.
Er verdrängte das Bild von zerwühlten Laken und einem warmen sinnlichen Körper, und trank stattdessen rasch eine Tasse Kaffee und aß etwas Toast. Er wusste, dass er Finn ablösen musste, der ohne Vorwarnung die ganze Nacht über aufgeblieben war, doch er verspürte eine gewisse Vorfreude. Es war die gleiche Art von Erregung, die ihn früher oft befallen hatte, jedoch in seinem jetzigen Leben kaum mehr einen Platz besaß.
Was würde sie als Nächstes tun?
Er eilte in das stille Viertel, in dem sich das Haus von Georgianas Familie befand. Hinter einem großen Busch versteckt, entdeckte er zu seiner Erleichterung einen hellwachen Finn. Was ihm jedoch nicht gefiel, war das wissende Grinsen auf dem Gesicht des Dieners.
„Es hat Sie ganz schön erwischt, nicht wahr, Mylord?“, amüsierte sich der Ire. „Es ist ja schon Jahre her, seitdem Sie so früh aufgestanden sind. Das letzte Mal damals, als der eifersüchtige Liebhaber der kleinen Französin auftauchte und …“
Ashdowne warf ihm einen bösen Blick zu und nickte dann in Richtung des Bellewether-Hauses, wo sich etwas zu rühren begann. „Alles in Ordnung?“
„Kein Problem, Mylord“, antwortete Finn. „Das Mädchen hat sich mucksmäuschenstill verhalten.“
„Sie hat das Haus nicht verlassen?“
„Nein, sie war ganz brav“, erwiderte Finn. Der Marquess fühlte sich erleichtert und stolz. Georgiana hatte also ihr Versprechen gehalten. Vielleicht hielt sie sich an ihr Wort, wenn ihr Wille nicht durch das Verlangen, das zwischen ihnen so leicht aufflammte, geschwächt wurde.
„Was nun?“, erkundigte sich Finn.
„Du gehst zum Camden Place zurück und ruhst dich aus“, sagte Ashdowne. „Ich übernehme.“
„Das glaube ich gern, Mylord“, meinte Finn und zwinkerte ihm zu. „Und ich bin mir sicher, dass es Ihnen ein Leichtes sein wird, selbst wenn es sich um Miss Bellewether handelt.“
„Herzlichen Dank“, antwortete Seine Lordschaft trocken, doch als er dem Iren nachsah, fragte er sich, ob sein Freund tatsächlich recht hatte. Konnte irgendjemand eine Frau wie Georgiana in den Griff bekommen? Er lächelte, als ihm klar wurde, dass er sich bereits darauf freute, einmal die Antwort auf diese Frage zu
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