HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
zu nehmen. Sie vermutete, dass ein Mann, der einen so kräftigen Körper wie der Marquess besaß, genügend essen musste, um diese faszinierende Form zu behalten. Gleichzeitig wollte sie aber nicht Mr. Hawkins aus den Augen verlieren.
Leider hatte der Vikar bisher noch nichts Bemerkenswertes unternommen. Er war nicht vor zwölf Uhr mittags aus seiner Wohnung gekommen und hatte dann wie üblich eine kurze Zeit im „Pump Room“ verbracht, wo er mit ein paar älteren Damen, möglicherweise Gönnerinnen, ein paar Worte wechselte. Keine von ihnen sah besonders kriminell aus, wie Georgiana enttäuscht zugeben musste.
Vom „Pump Room“ hatte er eine der Damen zu ihrem Haus begleitet, bevor er dann durch die Läden in der Milson Street gebummelt war. Georgiana dachte, dass er sich für einen Mann, der kein festes Einkommen besaß, viel mit Einkäufen beschäftigte. Er trug zwar keine Pakete, schien sich aber für so manches zu interessieren, was es in den Geschäften zu erstehen gab.
„Glauben Sie, er weiß, dass wir ihm folgen?“, fragte sie, als ihr diese Möglichkeit plötzlich in den Sinn kam.
Der Marquess warf ihr einen strengen Blick zu, ganz so, als ob sie ihn irgendwie beleidigt hätte. „Der gute Vikar hat keine Ahnung“, sagte er. Dann schwieg er für einen Moment, um sie nachdenklich zu betrachten. „Außer wenn er meinen Magen knurren hören kann.“
„Also wirklich, Ashdowne!“, erwiderte Georgiana, die durch seine direkte Äußerung ein wenig pikiert war. Sie hatte jedoch wenig Zeit, sich weiter darüber auszulassen, denn ihr Verdächtiger lief bereits weiter. Sie nahm Seine Lordschaft am Ärmel und stellte sich mit ihm vor das Schaufenster eines Hutmachers. Dort wies sie auf ein paar Handschuhe, während sie in der Spiegelung des Fensters die gegenüberliegende Seite der Straße beobachtete. Mr. Hawkins betrat gerade wieder ein Geschäft.
Georgiana warf einen Blick über die Schulter und stöhnte, denn der Mann war gerade in eine Bäckerei gegangen. Bei diesem Anblick drohte Ashdowne mit Meuterei, und sie selber, die eine Schwäche für Süßigkeiten hatte, spürte, wie ihre eigene Entschlossenheit ins Wanken geriet. Doch noch einmal wehrte sie sich dagegen. Mr. Hawkins war schließlich ihre letzte Chance, aufgrund eines berühmten Falles ihre Karriere zu beginnen, und sie wollte diese Möglichkeit nicht wegen eines Gebäckstücks mit Zuckerguss oder eines Himbeertörtchens vorübergehen lassen.
„Sie können tun und lassen, was Sie wollen, aber ich bleibe an seinen Fersen“, erklärte sie dem Marquess energisch. Obwohl sie erwartet hatte, dass er sie daraufhin verlassen würde, blieb Ashdowne mit einem Seufzer und einem Achselzucken, wo er war. Georgiana durchlief eine warme Welle der Freude. Er ist wirklich ein sehr brauchbarer Assistent, dachte sie, denn auch wenn der Vikar den ganzen Tag über zu sehen gewesen war, wusste sie, dass es sehr langweilig gewesen wäre, ihn ohne Gesellschaft zu verfolgen.
Da er darauf bestand, hatte sie es aufgegeben, Ashdowne „Mylord“ zu nennen. Ihrer Mutter würde das zwar nicht gefallen, aber sobald sie einmal den Vikar dem Londoner Detektiv übergeben hatten, würden der Fall und ihre Beziehung zu dem Marquess sowieso beendet sein. Leider verursachte ihr dieser Gedanke einen Stich, anstatt sie zu erfreuen.
Georgiana, ganz die Vernünftige, führte diese seltsame Empfindung auf ihren Hunger zurück und marschierte tapfer weiter. Mr. Hawkins kam in diesem Moment aus der Bäckerei heraus und aß eine Süßigkeit, die er anscheinend gerade erstanden hatte. Neidvoll beobachtete sie, wie er es sich so richtig schmecken ließ. Er leckte sogar seine Finger und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, was sie besonders abstoßend fand.
„Nur ruhig, du da unten“, meinte Ashdowne zu seinem Magen, und Georgiana warf einen Blick auf ihren Begleiter. Obwohl sie nichts gehört hatte, starrte sie dorthin, wo seine Hand auf seinem flachen Bauch lag; jeglicher Gedanke an Essen war auf einmal verschwunden. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie auf seinem Schoß gesessen und seine Schenkel gespürt hatte, während er ihre Brust berührte. Ihr wurde ein wenig schwindlig.
„Geht es Ihnen ähnlich wie mir?“ Ashdownes Stimme erwärmte sie wie eine Tasse heiße Schokolade. Eine Erregung durchlief sie, dann schaute sie ihn wieder an. Worüber redete er eigentlich? Ihr Gesicht wurde beim Gedanken an ihre sinnlichen Empfindungen flammend rot; sie drehte sich auf dem
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