HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
hatte der Londoner Detektiv neue Informationen. Wenn sie ihre Köpfe zusammensteckten, konnten sie den Diebstahl auch ohne die Hilfe ihres Assistenten lösen.
Schließlich habe ich die Ermittlung auch ohne ihn begonnen, überlegte Georgiana, während sie Mr. Jeffries durch einen Laufburschen eine kurze Notiz zukommen ließ. Sie hatte Ashdowne nicht einmal als Assistenten gewollt, war er doch einer ihrer Verdächtigen gewesen. Das erinnerte sie daran, dass der einzige Name, der nach Whalseys und Hawkins’ Ausscheiden noch übrig blieb, der des Marquess war.
Dieser Gedanke beunruhigte sie, obwohl die Idee, dass er der Dieb sein könnte, natürlich absurd war. Sie musste sich den ganzen Fall noch einmal durch den Kopf gehen lassen und versuchen, ihn aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Allerdings fiel ihr nicht ein, wie sie das anstellen sollte, und deshalb hoffte sie, Mr. Jeffries könnte ihr irgendwie helfen.
Sie musste nicht lange auf eine Antwort warten. Der Londoner Detektiv reagierte rasch und kam kurz darauf selbst vor dem „Pump Room“ an, wo Georgiana wartete. Sie war froh, den einfach gekleideten Mann zu sehen. Erfreut winkte sie ihm zu, und er nickte zurück, während er sie mit seinen braunen Augen neugierig musterte.
„Sie wollten mich sprechen?“, fragte er.
„Ja“, sagte Georgiana. Sie lenkte ihre Schritte in Richtung des Crescent und bat ihn, ihr zu folgen. „Leider habe ich recht entmutigende Nachrichten.“
„Wirklich?“, fragte Jeffries überrascht.
Sie seufzte. „Ich habe inzwischen herausgefunden, dass Mr. Hawkins den Diebstahl nicht begangen hat“, erklärte sie.
„Ich glaube, dass Sie recht haben, Miss“, sagte er und rieb sich gedankenvoll das Kinn. „Ich habe mich bei seiner letzten Stellung erkundigt, aber da ergab sich nicht viel außer einer gewissen … äh, Indiskretion.“ Er räusperte sich.
Georgiana nickte betrübt. „Nun, er behauptet, dass er sich zur Zeit des Diebstahls mit Mrs. Howard in der Wäschekammer befunden hat. Sie werden sicher nachprüfen können, ob das stimmt.“
Jeffries sah sie nicht nur überrascht, sondern auch beeindruckt an. „Das werde ich, Miss. Ich werde ihn noch beobachten lassen, auch wenn ich nicht glaube, dass er die Kette in seinem Besitz hat. Er ist zwar merkwürdig, aber niemand, der einen solch wagemutigen Diebstahl ausführen würde.“
„Dafür hat er auch gar keine Zeit“, sagte sie. „Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, sich einer möglichen Gönnerin zu widmen … und ein paar anderen Dingen.“
Jeffries lachte. „Sie haben ein paar Gauner gefunden, Miss, aber leider nicht die richtigen.“
Sie runzelte die Stirn. „Aber wenn es nicht der Vikar war, wer dann?“
Jeffries schüttelte den Kopf. „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Miss. Ich gebe gern zu, dass ich nicht weiterweiß. Ich habe mit allen Bediensteten gesprochen, aber keiner scheint etwas zu wissen. Alle behaupten, dass der Bursche, der vor dem Schlafzimmer Wache gehalten hat, seinen Platz zu keinem Zeitpunkt verließ und auch nicht eingeschlafen ist. Die Liste mit den Gästen, die mir gegeben wurde, half mir auch nicht weiter. Alle haben für die Tatzeit ein Alibi, und jene, die keines haben, hätten die Tat nicht ausführen können.“
„Vielleicht ist jemand gekommen, der nicht eingeladen war“, meinte sie.
Jeffries nickte. „Und auch nicht bemerkt wurde.“ Wieder rieb er geistesabwesend sein Kinn. „Das abgeschlossene Zimmer ist irgendwie ein Rätsel, nicht wahr? Es erinnert mich an …“ Er sprach nicht weiter, sondern schüttelte den Kopf. „Aber nein, das ist schon zu lange her, und Bath ist auch zu weit weg.“
Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her und erreichten den Royal Crescent. Georgiana wollte ihn gerade fragen, was er mit seiner Bemerkung gemeint habe, als sie Mr. Savonierre erblickte, der gerade eine der besten Adressen in dem vornehmen Halbrund von Stadthäusern betrat. Sie zitterte, obwohl es warm war. Etwas an dem schwarz gekleideten Gentleman beunruhigte sie. Sie dachte an die Begegnung vom Tag zuvor und wandte sich an Jeffries.
„Ich habe den Eindruck, dass Mr. Savonierre ungeduldig wird“, erklärte sie. „Und Ashdowne sagt, er sei sehr mächtig. Ich hoffe, dass er Ihnen keine Probleme bereitet.“ Auch wenn sie ihr Leben lang wohlbehütet gewesen war, wusste Georgiana doch, dass die Reichen oft ihre Macht ausnutzten und dabei kaum auf andere achteten. Es wäre schrecklich, wenn der Detektiv
Weitere Kostenlose Bücher