HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Gleichgültigkeit.
Doch Glenna war klug genug, um nicht auf ihre List hereinzufallen. „Oh, mein Herr würde es gar nicht mögen, wenn ich ihm seinen Spaß verderben würde. Ihr müsst wissen, dass es auch für Euch eine Überraschung sein wird.“ Seufzend blickte sie Alayna an. „Ich war so enttäuscht, als es John nicht gelang, Euch zu entführen. Dabei hatte er mir versprochen, dass es ihm gelingen würde. Er sagte, er würde dafür sorgen, dass Ihr niemals nach Gastonbury zurückkehren würdet. Ich war so glücklich, dass ich Euch endlich aus dem Weg geräumt hatte. Doch Lord Lucien – er war so wütend! Ich hatte angenommen, er würde sich mir zuwenden, nachdem Ihr verschwunden wart.“ Plötzlich erhellte sich ihre Miene, und ein gefährliches Glitzern trat in ihre Augen. „Und dennoch hat sich mir eine neue Chance geboten. John erzählte mir von jemandem, der mir helfen könnte. Und ich half ihm im Gegenzug. Dieses Mal verläuft alles zu meiner Zufriedenheit.“
Glennas Worte schienen keinen Sinn zu ergeben, doch Alayna wusste, dass sie wichtige Informationen enthielten. Aber sie war zu verwirrt, um in Ruhe nachdenken zu können. Als sie ihr karges Mahl beendet hatte, kam Jasper mit dem Wasser zurück. Hastig trank sie es und bat um mehr. Er brachte ihr noch einen Becher, und sie hatte gerade noch genügend Zeit, um zu trinken. Danach wurde sie von Glenna gepackt, die ihr die Handgelenke hinter dem Rücken fesselte.
Eine erneute Handvoll Pulver schickte Alayna wieder in das Reich der Träume. Sie fühlte gerade noch, wie sie über den Rücken eines Pferdes geworfen wurde, bevor sie die Dunkelheit völlig umhüllte.
Als Alayna erwachte, war es in der hellen Mittagssonne. Ihre Kopfschmerzen waren immer noch da, ebenso ihr Hunger. Beides war sogar schlimmer geworden.
Sie lag irgendwo im Freien auf dem blanken Boden. Ihre Hände waren noch immer hinter ihrem Rücken gefesselt, und sie war nicht allein. Stimmen drangen zu ihr herüber, die von Glenna und Jasper. Und noch eine dritte, die tief und herrisch klang. Seltsam, sie kam ihr irgendwie bekannt vor …
Es musste ihr geheimnisvoller Auftraggeber sein. Er war nun hier bei seinen beiden Verbündeten, stellte sie fest.
Alayna versuchte angestrengt, sich auf ihre andere Seite zu rollen. Sie wollte ihren Feind sehen, den Mann, der ihre Entführung in die Wege geleitet hatte. Langsam stieg ein furchtbarer Verdacht in ihr auf. Diese Stimme …
„Ah, wie ich sehe, ist die gute Lady Alayna wach!“
Sie hörte Schritte, dann schob sich ein Stiefel unter ihren Bauch und drehte sie grob auf ihren Rücken. Endlich konnte sie ihren Peiniger sehen.
Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, der zwischen den Bäumen des Waldes widerhallte. Lucien, der ganz in der Nähe war, hörte ihn ebenfalls, und er gab seinem Wallach die Sporen.
Alaynas entsetzte Reaktion brachte ihr nur ein spöttisches Lachen des Mannes ein, der grinsend über ihr stand. Es war Edgar du Berg, der totgeglaubte Lord of Gastonbury, der auf sie herabblickte.
„Was für eine Begrüßung, die mir meine fröhliche Witwe da angedeihen lässt. Was meinst du, Jasper?“
Der widerwärtige alte Mann kicherte heiser. Edgar sah furchtbar aus, klein und gebeugt. Er besaß kaum noch Ähnlichkeit mit dem starken Krieger, der sie zu der Vermählung gezwungen hatte. Sein Gesicht war schmal und eingefallen, seine Gestalt ausgemergelt. Er bemerkte ihren erschrockenen Blick und nickte.
„Ja, die Veränderung ist beängstigend, nicht wahr? Mein gutes Aussehen ist dahin, ebenso wie meine einstige Gesundheit. Dein neuer Gemahl hat mir das angetan. Oh, ich vergaß – in Wirklichkeit ist er ja gar nicht dein Gemahl!“ Der verkniffene Mund mit seinen schlaffen Lippen, der früher oft so charmant gelächelt hatte, verzog sich zu einem Grinsen. Die abstoßende Grimasse vergrößerte Alaynas Angst noch mehr. „Ich bin dein wahrer Gatte.“
„Du bist tot“, sagte sie schließlich.
Wieder brach Edgar in hämisches Gelächter aus. „O nein, liebste Gemahlin. Ich bin nicht tot. Wie du siehst, hat mich euer neuer Baron nicht getötet. Ja, er versetzte mir einen tödlichen Stoß, so viel ist sicher. Doch das Schicksal war mir wohlgesonnen. Er verpasste das lebenswichtige Organ, auf das er gezielt hatte, nur um Haaresbreite. Der Wundarzt, der mich untersuchte, nannte es ein Wunder. Er konnte es sich nicht erklären. Allerdings vermutete er, dass meine Innereien anders angeordnet sind als bei anderen Menschen. Das mag
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