HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
sich daran, dass ihre Schleuder und ein Beutel mit Steinen in einer der Satteltaschen waren. Wenn sie wüsste, wo Egbert und Claude sie beim Abladen der Pferde gelassen hatten, würde sie vielleicht den zahlenmäßigen Nachteil mit ihrem Eingreifen wettmachen können. Sie hoffte, Wolf hatte nichts dagegen. Kathryn war sich sicher, dass Baron Somers sie dafür geschlagen hätte. Aber sie hatte die Hoffnung, dass Wolf ihren Versuch, seinen Männern zu helfen, zu schätzen wusste.
Kathryn zwang sich dazu, ruhig zu bleiben, und entfernte sich von dem Getümmel. Als sie die Taschen gefunden hatte, durchsuchte sie ihre Habe nach ihrer kleinen Waffe. Die Schleuder taugte zwar nur dazu, kleine Tiere zu töten, konnte ein größeres jedoch betäuben. Mehr wollte sie nicht – ein paar von diesen Gesetzlosen zu Boden zu strecken.
Kathryn befestigte den Beutel mit Steinen an ihrem Gürtel und kletterte auf die sanfte Stute, die Philip ihr geschenkt hatte. Von hier oben konnte sie ungehindert auf die Angreifer schießen.
Der Kampf ging weiter. Kathryn schleuderte immer dann einen Stein, wenn ihr nächstes Opfer in Reichweite kam. Ihre Aufmerksamkeit war so sehr auf ihr eigenes Tun gerichtet, dass sie gar nicht bemerkte, wie sie von den Räubern entdeckt wurde. Einer von ihnen schlich sich um die Pferde herum, um sie von hinten zu überwältigen. Mit einem Ruck riss er sie unsanft von der Stute und schleppte sie weg von dem Kampfgeschehen.
„An Eurer Kehle befindet sich ein Messer, Mylady. Ich an Eurer Stelle würde nicht versuchen zu schreien“, sagte der Räuber mit einem rauen Flüstern.
Kathryns Angreifer hielt schließlich bei einem kleinen Bach an und stieß sie auf den Boden. Einen Moment später war er auf ihr und schnitt ihr die Kleider vom Leib. Sie schrie auf, als sie die kalte Schneide an ihrer Haut fühlte.
„Halt’s Maul!“ Er versetzte ihr einen harten Faustschlag ans Kinn, sodass sie beinahe ohnmächtig wurde. „Sonst werde ich dich erstechen und dann erst nehmen, das verspreche ich dir!“
Kathryn sträubte sich mit aller Kraft gegen ihn. Sie würde sich nicht kampflos töten lassen. Endlich bekam sie eine Hand frei und konnte ihr Messer fassen, aber ihr Gegner schlug es ihr blitzschnell weg. Als sie spürte, wie er ihre Kleider brutal zerriss, verfiel sie in panische Angst. Sie trat wild um sich und kämpfte verzweifelt, sich von diesem ekelhaften Mann zu befreien. Dabei landete sie einen guten Treffer mit dem Knie, was ihn nur noch wütender machte. Wiederum schlug er sie heftig, woraufhin ihr Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung in die Augen stiegen.
Dann hörte sie in einiger Entfernung Wolfs Stimme, der nach ihr rief.
„Verfluchter Bastard!“, murmelte ihr Angreifer, packte sie noch wilder und riss wütend an ihr. Kathryn schrie laut auf und wehrte sich immer noch, um Zeit zu gewinnen.
Als Wolf sie endlich erreichte, war es schnell vorbei. Ihr abscheulicher Gegner lag tot neben ihr auf dem Boden, und dann nahm Wolf sie auf den Arm und brachte sie weg von diesem gräulichen Ort. Er trug sie zu dem Bächlein, das sie vorhin hatte rauschen hören, setzte sich mit ihr auf einen etwas erhöhten, flachen Felsvorsprung und barg sie in seinen Armen, während sie hemmungslos weinte.
Wolf ließ Hugh Dryden gehen, der mit ihm gekommen war, um ihm falls nötig beizustehen. Auch am Lagerplatz war der Kampf jetzt vorüber. Keiner von Wolfs Männern war getötet worden, es gab nur zwei Verwundete. Die meisten Angreifer waren tot. Zwei waren geflüchtet, nachdem ihnen klar geworden war, dass sie nicht mehr auf einen Sieg über König Heinrichs erfahrene Krieger hoffen konnten.
Da Kathryn zitterte, zog Wolf sie fest an sich. „Ihr müsst mir Eure kleine Waffe zeigen“, sagte er.
Sie nickte.
„Glaubt Ihr, Ihr könnt selbst zurücklaufen?“
„Natürlich“, erwiderte sie mit zittriger Stimme und glitt von seinem Schoß, während sie ihr zerrissenes Gewand zusammenhielt. Aber ihre Knie gaben sofort unter ihr nach, sodass sie zu Boden gestürzt wäre, wenn Wolf sie nicht schnell aufgefangen hätte. Sie legte die Arme um seinen Nacken und schaute zu ihm auf.
„Kathryn.“ Seine Stimme war nur noch ein raues Flüstern. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie gut es sich anfühlte, sie so sicher und geschützt in seinen Armen zu halten.
Er zögerte noch einen Augenblick, dann fand sein Mund den ihren, und Kathryn erschauerte von dem sinnlichen Gefühl, das seine Berührung
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