HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Euch“, sagte er, als sie die Treppen hinuntergingen. Ein Stallbursche brachte die Stute, auf der Kathryn diesen Nachmittag geritten war, gesattelt zu ihnen.
„Mylord, solch ein kostbares Geschenk kann ich nicht annehmen. Ich …“
„Natürlich könnt Ihr das“, sagte Philip. „Sie wird Euch viele Meilen bequem und sicher tragen. Ich hoffe, dass sie Euch auch eines Tages wieder nach Windermere bringen wird. Sehr bald schon. Kommt. Lasst mich Euch behilflich sein …“
In diesem Augenblick ritt Wolf zu ihnen und streckte den Arm aus, um Kathryn vor sich aufs Ross zu heben. „Lady Kathryn reitet mit mir.“
Philip wollte schon protestieren, aber Wolf schnitt ihm das Wort ab.
„Wir kommen so schneller voran“, sagte er. Dann lächelte er. „Doch … erlaubt mir, mich im Namen des Königs bei Euch für dieses prächtige Pferd zu bedanken. Es ist ein sehr schönes Tier.“
Sie ritten in gemächlichem Tempo, und Kathryn lehnte mit dem Rücken an Wolfs eiserner Brust. Da der Nachmittag warm und sonnig war, trug Wolf keine Kettenhandschuhe.
„Es ist eine lange Geschichte“, hob er an, „und eine, die ich wahrscheinlich nicht einmal vollständig wiedergeben kann.“
„Hm“, murmelte Kathryn schläfrig. Es war sehr angenehm, so geborgen mit Wolf auf seinem großen Streitross zu sitzen. Die letzten Tage hatten ihr viel abverlangt, sodass Kathryn sich äußerst bereitwillig von Wolfs tiefer, melodischer Stimme einlullen ließ, während er ihr von dem geheimnisvollen Siegelring erzählte. Sie schlief schon halb, als er mit seinem Bericht begann.
„Philips Vater war Clarence Colston, der jüngere Bruder Bartholomew Colstons, der vor ihm Earl of Windermere gewesen war. Bartholomew hatte eine Frau namens Margrethe, eine Tochter des Markgrafen von Bremen. Bartholomew und Margrethe hatten drei Söhne.“ Wolf war erstaunt, mit welcher Gelassenheit er ihr von seiner Familie berichten konnte. Er hatte noch niemandem zuvor diese Geschichte erzählt.
„Die Leute von Windermere halten Bartholomew auch heute noch in hohem Ansehen. Sie sagen, er sei ein guter und gerechter Lord gewesen, klug und gleichermaßen beliebt bei den Städtern und Dörflern. Er hatte einen achtbaren Kämmerer, einen gerechten Vogt und einen vernünftigen Gutsverwalter. Es herrschten Wohlstand und Zufriedenheit in seinen Landen. Sie erzählen, dass es in Windermere immer genügend Arbeiter und Freisassen gegeben habe, um neue Pläne in Angriff zu nehmen. Die einzigen Schwierigkeiten kamen durch Lord Bartholomews Bruder Clarence, der es liebte, die Bauern und Stadtleute zu plagen. Man sagt, dass er Bartholomew dafür gerügt haben soll, bestimmte Traditionen abgeschafft zu haben, wie beispielsweise den Merchet oder den Heriot , den Ehezins und das Sterbegeld.“
„Aber jeder angesehene Landesherr hat diese veralteten Abgabenforderungen aufgegeben“, sagte Kathryn. „Sie haben zu großen Spannungen zwischen den Gutsbesitzern und den Bauern geführt. Selbst Lord Somers, nun ja …“
„Ihr habt recht. Selbst die rückständigsten Lords haben darauf verzichtet. Und es gab auch noch andere unbeliebte Traditionen, die Bartholomew ebenfalls unterbunden hat, wodurch die Loyalität der Bevölkerung von Windermere zu ihm noch verstärkt wurde.“
Kathryn hatte Wolf noch nie so langatmig erzählen hören, und seine Geschichte überraschte sie. Von seiner angenehmen Stimme besänftigt, lauschte sie seinen Worten wie einem unterhaltsamen Märchen und bemerkte bei all den Sorgen, die sie selbst beschäftigten, nicht, welches persönliche Interesse Wolf trieb.
„Der Ring, den Euch Agatha gegeben hat, gehörte Bartholomew. Er wurde vor etwa zwanzig Jahren gestohlen und ist nie wieder aufgetaucht – bis jetzt. Als die Petschaft verschwand, gab es zwar Gerüchte, dass Clarence oder Philip für den Diebstahl verantwortlich seien, aber nichts konnte jemals bewiesen werden.“
„Warum sollte der Bruder des Earls das Siegel haben wollen?“, fragte Kathryn schläfrig. „Was hätte er damit anfangen können?“
„Nichts“, antwortete Wolf. „Aber ich vermute, dass Clarence – oder Philip – es widerrechtlich benutzt haben, um Bartholomew mit einem schweren Verbrechen in Verbindung zu bringen … Hochverrat.“
„Warum, glaubt Ihr, hat Agatha mir den Ring gegeben?“, fragte Kathryn. „Was für eine Bedeutung hat er jetzt noch?“
„Er könnte Licht in die Geschehnisse um den Tod von Bartholomew und seinen Söhnen bringen.“
„Nämlich
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