HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
schon längst wieder glücklich mit Rupert Aires vereint.
Wolf berichtete Heinrich Dinge über Kathryn, an die er sich von der Reise her erinnerte. Er erzählte dem König alles, was er über Somerton und Kathryns Leitung der Besitztümer wusste. Außerdem erwähnte er die brutale Behandlung durch ihren Stiefvater. Er beschrieb die Pflege, die sie Bridget hatte angedeihen lassen, und ihre Trauer um den Tod der alten Frau. Auch sprach er von Kathryns klugem und geschicktem Eingreifen bei der Begebenheit auf dem Markt in Windermere, als sie verhinderte, dass Philip Colston den jungen Alfie Juvet zu Unrecht bestrafte.
Heinrich war sehr angetan. Nicht nur von den Geschichten über diese junge Frau, sondern auch von Sir Gerhart, diesem deutschen Edelmann, der ihm stets so beherrscht, so kühl und vernunftbetont, so zurückhaltend erschienen war. Sie waren sich während der Feldzüge in Frankreich nähergekommen, aber er hatte Gerhart sich noch nie so sehr für eine Frau begeistern sehen. Kathryn Somers musste einen großen Eindruck auf den Ritter gemacht haben, und Heinrich wollte gerne mehr darüber erfahren.
Der König musste ein Lächeln unterdrücken, als er einige seiner Pläne und Möglichkeiten, besonders im Hinblick auf Lady Kathryn Somers, neu überdachte. Vor seiner Rückkehr nach Frankreich gab es noch viel zu tun, und er wollte alle Angelegenheiten in England vor seiner Abreise geregelt haben.
„Erzählt mir von ihrem Aussehen.“
Wolf fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich habe Lady Kathryn eigentlich nie so gesehen, wie sie wirklich ist, Sire“, begann er. „Als wir uns das erste Mal trafen, trug sie bäuerische Kleidung – schmutzige Beinkleider, einen Überwurf und einen kurzen Umhang. Ihr Gesicht und ihre Hände waren mit Schmutz beschmiert, ein Auge war geschwollen und blutunterlaufen. Lord Somers hatte auch ihre Lippe mit heftigen Schlägen traktiert, sodass es nicht möglich war, herauszufinden, wie sie wirklich aussah.“
„Ich nehme an, sie hat ihr Gesicht schließlich doch einmal gewaschen?“
Natürlich hatte Kathryn sich das Gesicht gewaschen. Worauf wollte Heinrich hinaus? Was wollte er wissen? Dass sie Augen hatte, so grün wie der Smaragd an Heinrichs linker Hand? Oder eine Haut, so hell wie Alabaster, so weich wie der Atlasstoff des königlichen Gewandes … dass ihr Erröten so sanft war wie die Morgenröte?
„Ihr Kinn weist ein kleines Grübchen auf, genau wie Eures, Majestät“, sagte Wolf plötzlich.
Heinrich schien sprachlos zu sein, und Wolf bemühte sich, über die Forschheit seiner ersten Antwort hinwegzugehen.
„Ihr Aussehen ist sehr angenehm, obwohl ich nicht glaube, dass ich sie schon jemals ohne Gebände gesehen habe“, sagte er. „Ihre Kleidung hat niemals etwas von ihrer Figur erkennen lassen, aber sie ist etwa so groß …“ Wolf hob die Hand bis zur Schulterhöhe, „… und passt mit mir auf meinen Sattel, wobei sogar noch ein bisschen Platz übrig bleibt …“
Und der Ritter ist von ihr ganz bezaubert, dachte Heinrich. Auch aus ihrer kurzen Unterhaltung über sie konnte der König ersehen, dass Lady Kathryn Gerhart für sich gewonnen hatte.
Gerhart hatte alles zu Heinrichs Zufriedenheit erledigt. Der König war hoch zufrieden mit ihm. Nicht nur dafür, dass er Lady Kathryn sicher und wohlbehalten nach Westminster gebracht hatte, sondern auch für seine Dienste in den vergangenen Jahren. Es war schon lange die Absicht des Königs gewesen, ihn für seine außerordentliche Treue zu belohnen. In Anbetracht dieser jüngsten Entwicklungen mit Kathryn war es gut möglich, dass Gerharts Lohn mehr als nur einen Zweck erfüllen könnte. Er würde darüber nachdenken.
„Es ist schön, Euch zu sehen, Beauchamp“, sagte der König, indem er sich an den Marquess wandte, der sich während Wolfs Bericht still verhalten hatte. Er war genauso fasziniert von der Geschichte des Ritters wie Heinrich. „Wir haben Euren Sohn bei Catherines Krönung getroffen.“
„Ja, Euer Majestät“, erwiderte der Marquess, „wir haben darüber gesprochen. Er und seine Frau waren sehr erfreut, Königin Catherine in England willkommen zu heißen. Wir wünschen Euch alles erdenklich Gute, Sire.“
Der König nickte anerkennend.
„Was meine Gründe anbelangt, diese Audienz bei Euch zu erbitten …“ Beauchamp breitete das Pergament und die übrigen Beweismittel auf dem Tisch aus, damit der König sie durchsehen konnte, und begann mit seiner Rede zu Wolfs Gunsten.
* * *
Der
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