HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
als dieser sich vor ihm verneigte.
„Carlisle.“
12. KAPITEL
Ein paar Augenblicke später erwachte Kathryn aus ihrer Ohnmacht und fand sich allein mit Wolf in einem kleinen Raum wieder, der an die Festhalle grenzte. Sie wollte die Arme um ihn legen, doch sein Gesichtsausdruck schreckte sie ab. Offensichtlich wusste er schon von ihrer Abstammung und war ungehalten über die Aussicht, einen Bastard zur Frau zu nehmen. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen, sie so misstrauisch anzuschauen.
„Glaubt ja nicht, ich würde Euch abnehmen, dass Ihr einfach so in Ohnmacht gefallen seid, Kathryn“, sagte er in einem barschen Ton. Sein Zorn spiegelte sich in seinen Augen wider. „Denkt daran, ich habe Euch schon in weitaus schlimmeren Situationen erlebt.“
Meinte er das ernst? Konnte er wirklich glauben, sie habe ihren Schreck nur vorgetäuscht – sie, die noch nie im Leben das Bewusstsein verloren hatte? Sie sollte verdammt sein, wenn sie es absichtlich getan hatte, und verflucht, wenn sie zulassen würde, dass er sie wie den Bastard behandelte, der sie war. „Pah!“, sagte sie ebenso verärgert wie er. „Es kann überhaupt keine schlimmere Situation als diese geben!“
„Stimmt“, sagte Wolf. „Aber wir sind nun einmal auf Befehl des Königs aneinander gekettet. Und ich bin fest entschlossen, dies durchzustehen.“
„Ach, wirklich!“ Kathryn war jetzt außer sich vor Wut. Wie konnte er bezüglich einer Ehe mit ihr nur davon reden „aneinander gekettet“ zu sein! Sie stand mit wackeligen Knien auf und hatte vor zu gehen, merkte aber bald, dass ihre Beine ihr nicht gehorchen wollten. Während sie sich wieder setzte, sah Wolf sie einen Blick zur Tür werfen.
Er fragte sich, ob sie einen Gedanken darauf verschwendete, dass Rupert Aires kommen würde, um sie zu retten. „Sobald Ihr wieder laufen könnt, werden wir zur Tafel zurückkehren. Gemeinsam.“
„Ich gehe dann, wenn ich dazu bereit bin“, antwortete sie, „und bestimmt nicht mit Euch.“
„Ich bin Euer Verlobter, wie unangenehm Euch das auch sein mag.“ Die Bitterkeit seiner Worte war nicht zu überhören.
Nur Heinrichs Leibwache hatte Lady Kathryns Ohnmacht bemerkt. Als Wolf gesehen hatte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht gewichen war, hatte er sich beeilt, sie aufzufangen und aus der Festhalle zu bringen, bevor einer der Gäste Zeuge ihrer Notlage werden konnte.
Nun, Kathryn Somers würde Duchess of Carlisle werden. Bald schon. König Heinrich hatte angeordnet, dass die Hochzeit in drei Tagen stattfinden sollte.
„Du bist ja noch mehr in deine Gedanken versunken als sonst“, sagte Nicholas zu seinem Freund am Vorabend der Hochzeit. „Hast du Annegret denn so viel lieber gemocht?“, stichelte er, um Wolf aus der Reserve zu locken. Nicholas wusste, dass Wolf keine echte Zuneigung für Annegret empfand, dennoch war seine Stimmung seit dem Bankett düster gewesen, und er weigerte sich, darüber zu sprechen. Nicholas hätte vermutet, Wolf würde seiner Erleichterung, wenn nicht gar seinem großen Entzücken Ausdruck verleihen, nachdem er erfahren hatte, dass Kathryn Somers die Schwester des Königs war. Wolf hätte mit seinem Herzogtitel, mit der Rückerlangung von Windermere und mit Kathryn als seiner Gemahlin mehr als nur zufrieden sein sollen.
„Annegret …“, sagte Wolf.
„Ich vermute, sie wäre eine ergebenere Frau gewesen, viel …“
„Nicholas! Kathryn liebt einen anderen.“
„Unmöglich.“
„Du hast sie doch mit Rupert Aires gesehen, nachdem man ihr mitgeteilt hatte, dass sie mir angetraut werden sollte.“
„Du meinst, sie zieht Rupert dir vor?“
„Nein. Ich bin mir sicher , dass sie Rupert vorzieht.“
„Sie würde lieber einen von König Heinrichs einfachen Rittern nehmen als einen Duke?“, spottete Nicholas. Endlich hatte er verstanden, dass es verletzter Stolz war, der seinem Freund so zusetzte. Offensichtlich begehrte er sie.
„Sie ist keine Närrin, Wolf.“
„Nein.“
„Du musst sie halt umstimmen.“
Überrascht zog Wolf die Brauen hoch. „Sie umstimmen?“ Er hatte noch nie zuvor eine Frau überreden müssen. Entweder sie wollte ihn, oder sie wollte ihn nicht.
Nicholas nickte. „Ja. Versuch sie davon zu überzeugen, dass der König für seine Schwester eine gute Wahl getroffen hat“, sagte er. „Zeig ihr deine Überlegenheit.“
Es war ihm nie in den Sinn gekommen, sie für sich zu gewinnen. Wolf wusste, dass sie Rupert schon seit Langem liebte. Wie konnte er ihre Meinung, ihre
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