HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
belustigt über Kathryns Gesichtsausdruck, als er Wolf erwähnte. Er goss etwas Wein in einen Becher und reichte ihn seiner Schwester. „Man sagte mir, dass der Kampf nicht so glücklich ausgegangen wäre, wenn Eure lederne Schleuder und die wohl gezielten Steinwürfe nicht gewesen wären.“
„Das hat Gerhart gesagt?“ Sie wusste, dass sie atemlos war, und versuchte, dies zu ändern.
„Selbstverständlich.“ Heinrich setzte sich neben sie. „Das ist doch die Wahrheit, oder?“
„Warum hat er mich dann so verhöhnt …?“ Sie verstummte, da sie es vorzog, nicht gerade jetzt über Gerhart zu sprechen. Es war schon verwirrend genug, zu wissen, dass sie die illegitime Schwester der Königs war, die bald irgendeinen greisen, altersschwachen Duke heiraten musste. Es wäre verhängnisvoll, jetzt an Gerhart zu denken. „Verzeiht mir, Sire“, sagte sie, „aber Gerhart schien meinen Beistand als nicht besonders hilfreich zu empfinden.“
„Im Gegenteil, er gab sich besondere Mühe, mir von Eurer Tapferkeit in der Schlacht zu berichten. Er fand, Ihr könntet es leicht mit dem erfahrensten Kämpfer seiner Schar aufnehmen.“
„Aber …“
„In Wahrheit ist dies einer der Gründe, warum ich mich entschlossen habe, Euch mit dem Duke zu vermählen. Carlisle braucht eine Frau mit Feuer, eine, die über seine Fehler und seine scheinbaren Unzulänglichkeiten hinwegsehen kann. Er muss eine Frau heiraten, die ihm ebenbürtig ist. Nicht so ein geziertes, zimperliches Weibchen …“
„Aber Euer Majestät, vielleicht bin ich noch nicht … bereit.“ Es war einen Versuch wert.
„Unsinn.“ Heinrich lachte.„Unser Vater hat festgesetzt, dass Ihr einem mächtigen Adeligen angetraut werden sollt, möglichst noch vor Eurem siebzehnten Geburtstag. Unglücklicherweise hat unser Vater sich nicht die Mühe gemacht, mich von Eurer Existenz in Kenntnis zu setzen. Ich entdeckte Euch erst kürzlich und ganz zufällig.“
Kathryn trank einen großen Schluck Wein. „Könnten wir unsere verwandtschaftliche Beziehung nicht beiseite lassen und weitermachen wie bisher, Sire? Niemand weiß davon, und ich würde es ebenfalls gerne vergessen, falls …“
„Ganz im Gegenteil, teure Schwester“, sagte Heinrich lächelnd. „Es gibt viele, die davon wissen. Und bald werden es noch mehr sein.“
„O nein.“ Ihre Antwort war nur ein Flüstern.
„Als König und als Euer Bruder habe ich eine gewisse Verantwortung für Euch. Wir aus dem Hause Lancaster – und ich betone wir – haben mehr als nur ein paar Feinde. Es gibt geg nerische Gruppierungen, die mit strategischem Geschick versuchen, ihre Ziele zu erreichen. Einige davon sind frech und unbesonnen, wie beispielsweise diese Lollarden, die sich als ziemlich unberechenbar und gefährlich herausgestellt haben. Ich hatte gehofft, Langston könnte es Euch erleichtern, doch jetzt sehe ich, dass diese Entdeckungen beunruhigend sein müssen, egal, wie zartfühlend sie Euch beigebracht werden.“
„Beunruhigend … allerdings …“ Nur mit Mühe bewahrte sie die Fassung. Wie konnte sie vor dem König zugeben, dass sie nicht den Wunsch hatte, seine Schwester zu sein, dass sie seine Bemühungen, sie abzusichern, ablehnte? Sollten diese fanatischen Lollarden – oder wer auch immer – doch ruhig kommen …
„Erlaubt mir, Euch daran zu erinnern, dass es einige … illegitime Mitglieder in unserer Familie gibt. Unser Großvater John of Gaunt hatte zum Beispiel Söhne mit einer Mätresse, die er später geheiratet hat.“
„Die Beauforts“, sagte Kathryn. „Eure Onkel.“
„ Unsere Onkel.“
„Aber unser Vater hat meine Mutter nie geheiratet.“
„Das konnte er nicht, Kathryn“, sagte Heinrich. „Es gab viele Schwierigkeiten. Glendower aus Wales, die Lage in Frankreich, eine mögliche Ehe aus politischen Gründen …“ Er machte eine ausschweifende Geste. „Ein König ist nicht immer frei in seinen Entscheidungen.“
Sie trank ihren Wein aus, in dem verzweifelten Versuch, sich mit irgendetwas für einen kurzen Augenblick zu beschäftigen, um die Beherrschung nicht zu verlieren.
Königin Catherine legte Kathryn ihre Hand auf die Schulter. „Lord Edward Markham, Earl of Langston, hat uns mitgeteilt, dass der alte König Heinrich Eure Mutter geliebt habe“, sagte sie warmherzig. Kathryn erschien ihre Stimme durch den französischen Akzent zart und vornehm. „Er sagte, der König habe ihren Tod nie verwunden.“
„Das ist nur ein geringer Trost.“
„Aber trotzdem
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