HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
die Baronie von Gastonbury für sich beansprucht.“ Er trat aus dem Licht des Kamins, und Alayna sah seinen ernsten Gesichtsausdruck.
„Dieser Mann behauptet, dass Edgar ihm seinen Besitz übereignet habe, bevor ich meine Ansprüche geltend machen konnte.“
„Also gehört Gastonbury nicht Euch“, sagte sie überrascht.
„Nein, so einfach ist es nicht. Es ist wahr, ohne Henrys Zustimmung gehört mir die Baronie nicht. Ich habe jedoch keinen Zweifel, dass er sie bald geben wird. Das Gesetz wird mein Recht auf den Titel und die Ländereien anerkennen. Schließlich habe ich Edgar ehrenhaft besiegt, und die Vasallen der Baronie haben mir den Treueeid geschworen.“
„Was bereitet Euch dann Sorgen?“ Alayna machte sein ungewohnt geduldiges Verhalten misstrauisch, und sie hatte das Gefühl, dass gleich eine Falle über ihr zuschnappen würde.
„Alles, was auch nur im Geringsten meinen Anspruch auf Gastonbury gefährdet, ist von höchster Wichtigkeit für mich. Ich habe gelernt, immer auf das Schlimmste gefasst zu sein“, erwiderte er.
„Aber was hat das alles mit mir zu tun?“
Lucien ging zum Tisch und füllte seinen Kelch mit Wein. Nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte, fuhr er fort: „Wie ich schon sagte, ich besitze alles, was für mein Anliegen wichtig ist. Ich habe das Schloss, die Leibeigenen und die Vasallen. Aber vor allem, Lady Gastonbury …“, er legte eine bedeutungsvolle Pause ein, „habe ich Euch.“
Alayna spürte einen Stich in ihrem Magen. „Was meint Ihr damit?“
„Ihr seid Edgars rechtmäßige Gemahlin. Mein Anspruch auf Gastonbury würde durch eine Allianz zwischen uns erheblich gestärkt werden.“
Seine Worte ergaben zunächst keinen Sinn für sie. Eine Allianz? Aber er konnte doch nicht meinen, dass …
Lucien sprach ungerührt weiter. „Deshalb habe ich entschieden, dass es für mein Problem nur eine schnelle und einfache Lösung gibt. Morgen werden wir beide vermählt, und dadurch wird jedes Recht auf Edgars Besitz mir zufallen. Durch diese Verbindung wird kein anderer eine Möglichkeit bekommen, mir die Baronie abzuerkennen.“
„Seid Ihr von Sinnen?“, fragte Alayna, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Euer Vorschlag ist lächerlich. Ich dachte sogar einen Moment lang, Ihr würdet es ernst meinen …“
„Ich versichere Euch, Mylady, ich meine es ernst.“
„Dann erklärt mir bitte, welche Vorteile diese Vermählung Euch bringen könnte.“
„Außer dem Glück, mit einer wunderschönen Gemahlin wie Euch gesegnet zu sein?“, spottete er. „Aber Euch sollte doch klar sein, von welchem Wert Ihr für mich seid. Da Edgar keine Erben hatte, hättet Ihr, seine Witwe, all seine Besitztümer geerbt.“
Langsam begriff sie den Sinn seiner Worte. „Also bin ich Edgars wahre Erbin? Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen?“
Luciens Brauen zogen sich finster zusammen. „Weil es absurd gewesen wäre. Ihr müsstet mich erst in einer Schlacht besiegen, um Euer Erbe antreten zu können, und ich bezweifle, dass Euch dies gelingen würde.“ Ein kaltes Lächeln trat in sein Gesicht. „Es sei denn, Ihr wollt mich im Zweikampf herausfordern.“ Alayna ignorierte seine unziemliche Anspielung.
„Nein, ich werde nicht zustimmen“, sagte sie kopfschüttelnd. „Vielleicht habt Ihr es noch nicht begriffen, de Montregnier. Ich verachte Euch, bereits der bloße Gedanke an Euch widert mich an, und ich lebe nur für den Tag, an dem ich endlich von Eurer widerlichen Gegenwart befreit werde.“
„Über Eure Gefühle mache ich mir keine Illusionen, aber sie sind auch nicht wichtig. Die Zukunft einer der größten Grafschaften Englands steht auf dem Spiel. Als Euer Lord kann ich Euren Gemahl wählen, und ich wähle mich selbst. Ihr könnt nichts anderes tun, als zu gehorchen.“
„Das werde ich nicht!“, rief Alayna. „Ich werde vor dem Altar niemals die Gelübde ablegen!“
Lucien war überrascht, wie sehr ihn ihre heftige Ablehnung traf. „Ihr werdet gehorchen.“ Er sprach langsam und betonte jedes einzelne Wort.
„Nichts könnte mich dazu bringen, einzuwilligen! Lieber wäre ich mit einem Schakal vermählt!“, schrie sie.
Er packte sie am Arm und zog sie näher zu sich. „O doch, Demoiselle, Ihr werdet meine Gemahlin“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „und niemand wird meine Stellung als der rechtmäßige Lord of Gastonbury mehr anzweifeln.“ Widerstrebend ließ er sie los. „Seht zu, dass Ihr morgen früh
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