HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
bereit seid.“
Alayna wirbelte herum und rannte aus der Kammer. Lucien fuhr sich mit der Hand durch das Haar, während er sich fragte, was, zum Teufel, er eigentlich getan hatte.
Er zuckte zusammen, als Agravar eintrat und fragte: „Und, hat sie eingewilligt?“
Lucien stöhnte nur. „Hast du ihr deine Lage erklärt, freundlich mit ihr gesprochen?“, fragte der Wikinger weiter.
„Ich habe mich wie ein Narr benommen! Warum bringt mich diese Frau nur immer dazu, die Beherrschung zu verlieren?“
Agravar runzelte die Stirn. „Also hat sie abgelehnt?“
„Das ist nicht von Belang. Ich werde die Vermählung wie geplant in die Wege leiten. Diese Verbindung ist zu wichtig, um sie durch den verletzten Stolz eines Mädchens verhindern zu lassen.“
„Vielleicht solltest du deine Entscheidung noch einmal überdenken, Lucien. Wer auch immer Gastonbury für sich fordert, ist gewiss keine ernsthafte Bedrohung für dich. Du könntest die Witwe gar nicht brauchen.“
Lucien schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein. Wir wissen nicht sicher, wer sich an den König gewandt hat, aber vermutlich ist es Garrick. Immerhin besaß er Edgars Freundschaft und Vertrauen. Falls es ihm gelingt, mich in Verruf zu bringen, bin ich am Ende. Ich habe nicht so hart gekämpft, um mir jetzt wieder alles wegnehmen zu lassen.“
„Bedenke, worauf du dich einlässt“, warnte Agravar.
„Sie wird sich schon an ihre Lage gewöhnen“, sagte Lucien. „Ich werde die kleine Wildkatze heiraten und den Preis dafür bezahlen, wenn ich dadurch Gastonbury behalte.“
Zu Luciens Erstaunen schien Agravar nur mühsam ein Lächeln zu unterdrücken. „Ist es nicht seltsam, dass gerade Perrys Auftrag, Alaynas Brief an ihre Mutter abzuliefern, diese Neuigkeiten gebracht hat? Ansonsten hätten wir nicht einmal eine Warnung bekommen. Die Dame bringt dir bereits Glück, mein Freund.“
Lucien verzog das Gesicht. „Sie macht mir das Leben zur Hölle.“
„Warum bestehst du dann so hartnäckig darauf, sie hier festzuhalten?“
„Weil ich wusste, dass sie sich noch als nützlich erweisen würde, du begriffsstutziger Wikinger! Nun hör endlich auf, mich zu verspotten. Ich habe noch genug von meinem letzten Gast!“
Agravar brüllte vor Lachen. „Nun gut, ich werde verschwinden.“
Der Wikinger ging zur Tür, blieb dort jedoch noch einmal stehen. „Was hat sie zu der Antwort gesagt, die sie auf ihren Brief erhalten hat? Seltsam, ich dachte, die Nachricht würde sie besänftigen.“ Bei Luciens Blick fügte er hinzu: „Du hast es ihr doch nicht etwa verschwiegen?“
„Ich war abgelenkt“, erwiderte Lucien.
„Abgelenkt? Das sollte man meinen. Hättest du den Brief von Veronica erwähnt, dann wäre dir Alayna sicher viel freundlicher begegnet.“
„Ich habe es einfach vergessen. Die Göre reizt mich wie sonst niemand.“
Wieder warf der nordische Krieger seinen Kopf in den Nacken und lachte herzlich. „In der kurzen Zeit plagt sie dich ärger, als es selbst mein Vater in elf Jahren vermochte. Trotz der brutalen Behandlung, die er dir zukommen ließ, konnte er dich niemals brechen. Aber dieses Mädchen trifft anscheinend genau deine Achillesferse. Sei lieber vorsichtig – wer weiß, was sie dir nach der Vermählung antun könnte!“
Luciens verzweifelter Gesichtsausdruck erweckte offensichtlich so etwas wie Mitleid in Agravar. „Ich werde deiner Braut die freudige Nachricht überbringen und versuchen, sie etwas zu beruhigen. Bestimmt fällt ihr der schwere Schritt morgen leichter, wenn sie den Brief gelesen hat. Es sei denn, du willst ihn vor ihr verbergen. Fürchtest du etwa ihre Mutter?“
Lucien beschloss, diese Bemerkung zu überhören. „Nein, ich werde ihn ihr selbst geben. Ihre Mutter kann nicht viel unternehmen, denn wenn sie hier ankommt, wird ihre kostbare Tochter längst vermählt sein.“
Er drängte sich an seinem Freund vorbei, der selbstzufrieden lächelte. Dann ging er mit langen Schritten durch die Korridore, bis er an Alaynas Tür angelangt war und anklopfte. Es fiel ihm schwer, die Tür nicht sofort einzutreten.
Alayna öffnete mit roten, geschwollenen Augen die Tür und warf sie ihm beinahe wieder vor der Nase zu. Lucien streckte schnell die Hand aus und hielt ihr ein Pergament entgegen.
„Perry hat das für Euch mitgebracht“, sagte er und machte auf dem Absatz kehrt.
Alayna hielt verwirrt die Rolle in der Hand, während sie den Rücken ihres davoneilenden Peinigers anstarrte. Schließlich öffnete sie
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