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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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kam, als der unvermittelte Schreck abgeklungen war.
    „In der Tat“, erwiderte der Unbekannte trocken und fügte, als sich ihre Blicke erneut begegneten, hinzu: „Ich hatte es völlig vergessen.“
    Ich auch, dachte Seraphina, und diese Erkenntnis versetzte ihr einen Schock. Einen Augenblick lang hatte sie buchstäblich alles vergessen, Vergangenheit und Zukunft, hatte vergessen, wer sie war und dass ein Fremder vor ihr stand. Sie hatte nur noch die Wärme in seinen goldbraunen Augen gesehen, seinen schön gezeichneten Mund, und die gebändigte Kraft in den Fingern gespürt, die sich um ihre Taille spannten. Und sie hatte sich gewünscht, er möge sie küssen. Diese Einsicht erschütterte sie erneut. Sie war so sicher gewesen, dass Edmund all solche Gefühle in ihr abgetötet hatte, so sicher, dass sie unempfindlich geworden war gegen die Schmeicheleien und Zärtlichkeiten welches Mannes auch immer, und nun … nun wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Plötzlich wurde sie gewahr, dass der Fremde sie immer noch anblickte. Sie holte tief Luft und bemühte sich, kühl zu erscheinen. „Dann war es wohl ganz gut, dass ich Euch daran erinnert habe“, sagte sie und wagte nicht, ihn dabei anzusehen.
    „Ja“, bestätigte die Fremde mit einem Lächeln, dass seine Augen jedoch nicht erreichte. „So ist es.“ Mühelos hob der Unbekannte sie empor und setzte sie in den Sattel, ohne sie dabei länger festzuhalten, als unbedingt notwendig war. Doch das machte auch schon keinen Unterschied mehr. Wieder schien ihr Herzschlag plötzlich auszusetzen, als sie die Nähe seines Körpers spürte.
    Was zum Teufel hatte ihn nur geritten, sein Spiel mit einer Jungfer zu treiben, die sich noch nicht einmal entschlossen hatte, ob sie nun mitspielen wollte oder nicht! In bitterer Selbstverhöhnung verzog er den Mund. Es war bar jeder Vernunft gewesen. Ihre Berührung, die wie eine Kostprobe schweren Weines gewirkt hatte, ließ die Sehnsucht nach mehr zurück. Nicht einmal Lettice war es gelungen, ein so plötzliches wildes Verlangen in ihm zu entzünden, das auch nicht geringer wurde, nun das Mädchen außer Reichweite war. Heywood lachte leise. Er war den Fallstricken wohl eines guten Dutzend der Hofschönheiten entkommen, und dieses grüne Ding hätte ihn um ein Haar ohne Mühe in seine Netze verstrickt.
    Einen Augenblick lang fühlte Seraphina nichts anderes als Erleichterung. Er ließ sie gehen! Doch als sie einen Blick in sein lächelndes Gesicht wagte, geriet sie wieder völlig außer Fassung. Zorn ergriff sie und das Gefühl der Demütigung, aber aus einem völlig unerwarteten Grunde. Sie konnte sich nicht empören, so sehr sie sich auch bemühte, über die Art, wie er sie festgehalten hatte, wie er mit ihr geflüstert hatte, als sei sie eine Schankdirne. Vielmehr war es die Leichtigkeit, mit der er sich von ihr wieder trennte, über die sie sich ärgerte. Sie verdachte ihm, dass er ungerührt dastand und sogar noch lächeln konnte, während sie bis ins Innerste aufgewühlt war.
    Abrupt wandte sie den Blick ab, strich ihre Röcke glatt und angelte mit den Füßen nach den Steigbügeln. Als einer der Riemen sich in ihrem Unterrock verfing, fluchte sie halblaut.
    „Hier.“ Der Fremde streckte die Hand aus, ergriff ihren Fuß und schob ihn in den eisernen Bügel.
    „Ich danke Euch.“ Seraphina war überzeugt gewesen, ihren Stolz wiedergefunden zu haben und kühl und höflich mit dem Fremden reden zu können. Doch als sich ihre Blicke wiederum trafen, versagte sie jämmerlich. Sie hätte Tränen vergießen können über diese Niedertracht des Schicksals. Warum musste der Zufall ihr ausgerechnet jetzt beweisen, dass es doch noch Männer gab, die ihren Körper in Brand setzen konnten mit einer Berührung, ihren Herzschlag zum Stocken bringen mit einem Lächeln? Zum ersten Mal in ihren Leben bedauerte sie, als eine Carey zur Welt gekommen und die Erbin von Mayfield zu sein. Nur für einen Tag, für eine Stunde wenigstens wünschte sie sich frei zu sein von der Verpflichtung ihres Ranges und dem Gebot ihres Gewissens.
    „Wenn ich frei wäre …“ Das Bedauern in der Stimme des Fremden spiegelte diese Gedanken so treffend wider, dass Seraphina sich einen Augenblick lang betroffen fragte, ob sie wohl so töricht gewesen war, sie auszusprechen.
    „Aber Ihr seid es eben nicht“, erwiderte sie hastig und verriet damit mehr, als sie ahnte.
    „Nein“, bestätigte Heywood rau, „ich bin es nicht. Ich habe Pflichten …“ Er konnte

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