HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
war ihm ebenso unverständlich gewesen, dass seine kleine Armee vor zwei Jahren bei Agincourt gegen eine so überwältigende Übermacht gewinnen konnte. Er schüttelte den Kopf, aber dann erhellte sich seine Miene, als er auf die vortrefflich gebauten, starken Mauern der Burg blickte.
„Nun, was immer der Grund war, dem Herrgott sei Dank. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich möchte die Königliche Kapelle … dort haben“, sagte er und deutete nach Südosten. „Würdest du dich darum kümmern, Thomas?“
Thomas machte auf dem Rücken seines Schlachtrosses eine Verbeugung und blickte dann zu Adam hin, wobei er mit den Augen rollte und offensichtlich Henrys Frömmigkeit belustigend fand. Adam verzog keine Miene. Es war eine Sache, wenn der Herzog über seinen älteren Bruder lachte, aber eine ganz andere, sollte sich ein bloßer Ritter desgleichen erdreisten. Adam fand König Henrys religiösen Eifer eher bewundernswert, hatte indes nicht das Bedürfnis, ihm nachzueifern. Wer konnte schon wissen, ob der englische Erfolg nicht doch Henrys Gebeten zu verdanken war?
„Wir werden morgen Abend ein Bankett im Dreifaltigkeitskloster geben, um den großen Sieg zu feiern, der uns gewährt wurde“, verkündete der König unerwartet. „Für alle meine Edlen und so viele meiner Ritter wie möglich. Die übrigen sollen an langen Tischen, die im Hof des Konvents aufzustellen sind, bewirtet werden.“
„Sehr wohl, Bruder, aber wieso dort?“, fragte Thomas überrascht. Als Henry angelegentlich eine Braue hob, fügte er hastig hinzu: „Natürlich bist du willkommen … ich dachte nur, du würdest lieber in St. Stephen feiern wollen und dir die Mühe ersparen, dich auf die andere Seite der Stadt zu begeben.“
„Es wird keine Mühe sein und zudem vielleicht weise, sich in königlichem Prunk zu zeigen – der Eroberer, mit allem, was dazu gehört“, erklärte König Henry. „Es geht darum, dass dein Hauptquartier dort ist, wo die Frauen sind – das heißt, die Bräute.“
„Bräute?“, wiederholte Thomas verständnislos.
„Ja.“ Henry lächelte über die verblüffte Miene seines Bruders. „Ich habe beschlossen, so zu verfahren wie schon zuvor und unvermählten Edlen meines Gefolges, die bereit sind, hier zu siedeln, willige französische Bräute anzubieten. Auf diese Weise kann ein loyaler Kern unter den Einwohnern gebildet werden, die willens sind zu kooperieren, solange wir sie nur in Frieden lassen. Es ist bereits eine Botschaft ausgesandt worden, sowohl zur Stadt als auch zu den Frauen, die im Kloster Zuflucht gesucht haben. Sie verkündet ein großzügiges Angebot von fünf Pfund Belohnung und die Zuerkennung von verfügbarem Grundbesitz für jeden Engländer, der eine französische Braut nimmt. Sie können sich bei dem Bankett kennenlernen und gegenseitig auswählen.“
„Wahrhaftig, Bruder, du bist sehr emsig gewesen“, murmelte Thomas voller Bewunderung. „Das zu beobachten dürfte ein rechter Spaß werden … und vielleicht gelingt es mir, irgendeine junge demoiselle davon zu überzeugen, dass es auch mich nach einer französischen Braut gelüstet. Zumindest lange genug, um dem Abend ein reizvolles Ende zu sichern.“ Der Herzog schmunzelte in Gedanken an diese Aussicht. Henry tat, als würde er nicht verstehen.
Also würde die kleine kupferhaarige französische Witwe nicht verhungern oder in erniedrigenden Dienst gehen müssen. Dieser Gedanke versetzte Adam einen unerwartet schmerzhaften Stich. Sie braucht nur auf den ersten unverheirateten Gentleman zuzugehen, der ihrem anspruchsvollen Geschmack entspricht, mit ihren langen Wimpern klimpern, und schon ist sie eine achtbare englische Braut mit einem Ehegespons, der fürderhin für ihre Bedürfnisse aufkommt. Die Vorstellung hinterließ einen üblen Geschmack in Adams Mund.
„Zweifellos werden viele unserer Junggesellen das Angebot annehmen“, bemerkte Thomas mit einem Seitenblick zu Adam hin. „Weshalb heiratet nicht auch Ihr eine Französin, Adam? Es ist an der Zeit, für einen Erben zu sorgen, meint Ihr nicht? Wie steht es mit diesem leckeren Rotschopf, den Ihr gerettet habt? Ich habe sie im Klostergarten gesehen – sie würde Euch des Nachts angenehm warmhalten!“
„Nein, danke, Euer Gnaden. Wenn ich bereit bin, eine Frau zu nehmen, werden gewiss noch einige englische Edelfräulein übrig sein“, entgegnete Adam.
„Schau her, jetzt hab ich ihn aus der Fassung gebracht! Es war nur ein Scherz, Adam“, beschwichtigte Clarence
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