HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
überzeugen.“
„Sir William?“ Seraphina sah ihn bestürzt an. „Was hat er mit all dem zu tun? Ich begreife das nicht.“
„Wirklich nicht? Wirklich und wahrhaftig?“ In Heywoods Blick und Stimme lag unverkennbare Erleichterung. „Gut! Einen Augenblick lang habe ich heute Abend geglaubt, dass ich mich geirrt hätte.“
„Worüber?“
„Es ist nichts, was Ihr erfahren müsst. Wissen ist gefährlich.“
„Ihr habt mir einmal zugestimmt, als ich sagte, dass es zwischen Mann und Frau keine Geheimnisse geben sollte, und nun behandelt Ihr mich wie ein dummes Kind!“ Seraphina hob den Kopf und schaute Heywood ärgerlich an.
„Ich will Euch doch nur schützen.“
„Vermutlich soll ich deshalb meine Demütigungen mit anderen Augen betrachten!“, rief sie verbittert.
„Sera…“ Der Earl seufzte leise, als dieser Kosename über seine Lippen kam. „Hört mir zu. Es ist jetzt nicht die Zeit zum Streiten. Wenn Euch irgendjemand über den Tod von John Malgreave befragt, dann antwortet ihm, Ihr nehmt an, er sei das Opfer von Vagabunden geworden, die des Nachts den Park von Whitehall unsicher machen. Versprecht Ihr mir das?“
„Aber der Griff des Dolches war mit Juwelen besetzt. Es war die Waffe eines Edelmannes. Und es gab auch keinerlei Anzeichen für einen Kampf. Malgreave muss gewusst haben …“
„Versprecht es!“ Heywoods Eindringlichkeit brachte Seraphina zum Schweigen. „Wenn Ihr auch nur ein bisschen für mich übrig habt, dann versprecht es“, fügte er sanfter hinzu und die harten Züge seines Gesichts milderten sich, als er bemerkte, dass Seraphina den Blick senkte, damit er nicht in ihren Augen lesen konnte.
„Das ist nicht fair“, protestierte sie leise.
„Ich weiß“, räumte Heywood ruhig ein. „Aber ich habe Euer Wort, nicht wahr?“
„Ja“. Seufzend schickte sich Seraphina in seine Wünsche.
„Ich danke Euch.“ Zu ihrer Überraschung umfasste der Earl ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie ganz leicht, bevor er sie mit einem kleinen Lächeln wieder freigab. „Als Gegenleistung versichere ich Euch, dass Ihr bald nicht mehr so viele Gründe haben werdet, Eure Hochzeit mit mir zu bereuen. Und nun lasst Euch von Bess aus Euerm Gewand helfen und sagt ihr, dass sie heute Nacht auf dem Feldbett schlafen soll.“
„Ihr geht noch einmal aus?“ Seraphina konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen, als Heywood den reich bestickten, halbkreisförmigen Umhang aus lohfarbener Seide ablegte und es mit einem einfachen Wollcape vertauschte. Sie war müde, durchfroren und verängstigt und wünschte sich sehnlich, dass sie ihn bitten dürfte, bei ihr zu bleiben.
„Ja, es wäre mir auch lieber, wenn Ihr nicht allein sein müsstet.“
„Ich wäre nicht allein“, sagte Seraphina, während sie das Gemach durchschritt und vor dem Frisiertisch Platz nahm, wo Bess bereits zwei Kerzen neben dem Spiegel angezündet hatte, „… ich wäre nicht allein, wenn Ihr hierbliebet.“
Sie beobachtete im Spiegel, wie der Earl die Hände, mit denen er gerade den Verschluss in die Kette einhaken wollte, sinken ließ. „Ich kann doch nicht“, sagte er langsam. „Ich muss unbedingt mit jemandem sprechen.“
„Nach Mitternacht? Mit wem?“ Seraphinas Hände zitterten ein wenig, als sie das schwere mit Topasen besetzte Goldgeschmeide von Ohren und Hals entfernte und auf den mit Intarsien versehenen Tisch fallen ließ. Das Klappern der Edelsteine schien in der lastenden Stille, die sich nach ihrer Frage über den Raum gelegt hatte, widerzuhallen.
Heywoods Bild im Spiegel war verschwommen und undeutlich, aber doch nicht so sehr, dass sie nicht die abweisende Kälte in seinen Zügen erkennen konnte, die zu bestätigen schien, was die Stille bereits angedeutet hatte.
Langsam wandte sie sich um. Ihre weit geöffneten grünen Augen wirkten unnatürlich groß in dem blassen Gesicht. „Wie?“, fragte sie kaum beherrscht. „Ihr lügt, um mich zu schützen, Ihr schenkt mir Madrigal, und manchmal scheint es so, als würde ich Euch sogar etwas Vergnügen bereiten … also, warum geht Ihr dann zu ihr?“
„Jedenfalls nicht aus den Gründen, die Ihr vermutet“, erwiderte der Earl müde. „Doch bevor Ihr weiter fragt, muss ich Euch sagen, dass ich es Euch nicht erklären kann … noch nicht.“
„Habe ich Euch denn gefragt?“ Seraphina drehte sich unvermittelt wieder zum Spiegel, ergriff eine Flasche mit Honigwasser, goss etwas davon auf ein Batisttuch und begann, sich damit das Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher