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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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abzutupfen. „Nun?“, erkundigte sie sich nach einer Weile mit scharfer Stimme, als sie feststellte, dass Heywood immer noch hinter ihr im Zimmer stand. „Worauf wartet Ihr noch?“
    „Sera…“ Der Earl machte einen Schritt auf sie zu.
    „So geht doch endlich!“, rief sie zornig und stellte die Flasche mit dem Honigwasser so ungeschickt auf den Tisch zurück, dass sich der Inhalt über die polierte Platte ergoss. „Geht!“
    Erst als sie hörte, wie die Tür des Gemaches geschlossen wurde, gab sie die vergeblichen Versuche auf, die verschüttete Flüssigkeit mit ihrem Taschentuch aufzuwischen, und stützte müde ihren Kopf in die Hände.
    „Mylady?“ Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie wenige Minuten später zusammenfahren.
    „Was ist denn, Bess?“, fragte sie bedrückt, als sie zur Tür gegangen war und hinausgesehen hatte.
    „Robert, Mylady. Ich entdeckte ihn, wie er allein durch die Korridore lief.“
    „Oh, Robby, was tust du nur zu dieser Nachtzeit?“ Seraphina vergaß ihren eigenen Kummer, beugte sich nieder und nahm den kleinen Jungen mit der jammervollen Miene, in dem viel zu großen Nachthemd und der schief gerutschten Nachthaube in ihre Arme.
    „Mieze weg.“ Roberts rundes Gesichtchen verzog sich kläglich. „Is derannt in Pelle, un da is Spuk, un wird Mieze holen, wenn Mieze nich rausdommt.“
    „Habt Ihr verstanden, wovon er spricht?“, fragte Bess und folgte der Herrin ins Zimmer.
    „Er meint, sein Kätzchen ist in die Kapelle gelaufen, nicht wahr, Robby?“
    Robert nickte mit feierlichem Ernst.
    „Sie wird dort nur auf Mäusejagd sein und sich morgen früh pünktlich wieder einstellen, wenn es Milch gibt.“
    „Nein, hat doll Angst in Dunkeln, hat immer Angst, wenn Jane pust Lichter aus“, erklärte der Kleine und sah Seraphina mit Augen an, die die gleiche Farbe hatten wie die seines Vaters. „Du holst Mieze, bitte, bitte!“ Er schlang seine dicken Ärmchen um Seraphinas Hals und kuschelte seinen Kopf an ihre Schulter.
    „Aber gewiss.“ Seraphina tauschte einen raschen Blick mit Bess. „Es scheint wirklich so, als wäre die Mieze sehr verängstigt in der Dunkelheit. Ich werde mich also auf den Weg machen und sie suchen, und du, Bess, bleibst inzwischen mit Robert hier. Stecke ihn in mein Bett, bis ich wiederkomme, und dann bringen wir ihn wieder zu seiner Kinderfrau.“
    „Na, dann komm, Robby.“ Bess nahm Seraphina den Jungen ab. „Lady Seraphina wird dein Kätzchen schon finden, mach dir keine Sorgen.“
    Die Kapelle lag verlassen da, denn die Mitternachtsmesse war bereits vorüber, und nur auf dem Altar brannten noch ein paar Kerzen. Seraphina erschauerte in der kühlen Luft, beugte das Knie vor dem Kruzifix und rief dann leise nach dem Kätzchen.
    Zu ihrer Überraschung und zugleich Erleichterung antwortete von irgendwoher ein leises Miauen, und dann erschien das Kätzchen plötzlich auf dem oberen Rand der hohen Seitenwand eines rundum verkleideten Kirchenstuhls, wo die Mitglieder des Königshauses in völliger Abgeschiedenheit dem Gottesdienst beiwohnen konnten.
    Seraphina lachte, unterdrückte es aber schnell wieder. Irgendwie erschien es ihr immer nicht in der Ordnung, in einem Gotteshaus zu lachen. Dann versuchte sie, sich auf Zehenspitzen so lautlos wie möglich der kleinen Katze zu nähern.
    Sie hatte schon beinahe den Kirchenstuhl erreicht, als das Kätzchen hinabsprang, auf seinen vier Pfötchen landete und auf den Altar zueilte. Erschrocken beobachtete Seraphina, wie sich das Tierchen zum Sprung auf den Tisch des Herrn zusammenduckte.
    „Mieze!“, zischte Seraphina. „Lass das! Man hat kleine Katzen schon aus ganz anderen Gründen ins Feuer geworfen.“
    Als hätte sie die Warnung verstanden, wandte sich die Katze um und schoss durch die geöffnete Tür eines anderen, von geschnitzten Holzwänden umgebenen Kirchenstuhles. Seraphina folgte ihr und zog die Tür hinter sich zu. Jetzt musste es ein Leichtes sein, die Kleine zu fangen, wenn man nur etwas sehen könnte. Ein paar Minuten lang tastete Seraphina im Dunkeln nach dem Tierchen und bemühte sich dabei krampfhaft, nicht an Spinnen zu denken, die einzigen Lebewesen, die sie weder sehen noch berühren konnte. Endlich tippte die Katze mit einem ihrer Samtpfoten an ihre Finger, doch als Seraphina zupacken wollte, war sie schon wieder verschwunden.
    Seufzend ließ sich Seraphina auf dem gepolsterten Sitz nieder und überlegte, wie sie es wohl anstellen sollte, das Tierchen zu fangen. Minutenlang saß

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