HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
eigentlich nach Absolution von der Sünde, die sie an diesem Tag begehen würde: die Teilnahme am heiligen Sakrament der Ehe aus ganz und gar nicht heiligen Gründen.
„Nun, jetzt sind wir verheiratet“, sagte sie mit gespielter Munterkeit in die anhaltende Stille hinein, „und doch weiß ich kaum etwas von Euch oder Eurer Familie. Wollt Ihr mir nicht von Euch und Eurem bisherigen Leben erzählen, mein chevalier ?“
Einen Augenblick lang schien es, als wollte Adam ihre Frage einfach überhören, und Elise fragte sich, was sie tun sollte. Aber dann blickte er sie mit einem Halblächeln an, das ihr verriet, dass er möglicherweise ebenso froh war, einen Gesprächsstoff gefunden zu haben wie sie.
„Nun gut, ich denke, Ihr habt das Recht zu wissen, mit wem Ihr verheiratet seid. Ich bin der zweite Sohn eines Earl in Leicestershire, der vor vier Jahren starb. Seitdem ist mein Bruder John der Earl of Saker. Meine Frau Mutter folgte meinem Vater innerhalb von zwölf Monaten ins Grab. Saker Castle liegt in dem Teil Englands, der als die Midlands bekannt ist. Die Sakers begannen als Falkner von König Henry I, wurden von Henry II geadelt, und wir sind weiterhin bekannt gewesen für unsere Falken bis zum heutigen Tag.“
„Ihr erinnert mich auch ein wenig an einen Falken“, bemerkte Elise nachdenklich und neigte den Kopf etwas zur Seite, während sie ihn betrachtete. „Ihr wirkt so sehr wachsam und habt scharfe Augen … und Eure Nase ist so stolz wie der Schnabel eines Falken …“ Sie streckte einen Finger aus, und bevor er begriff, was sie vorhatte, strich sie mit dem Finger über seine Nase und zeichnete die Konturen nach.
„Ich kann nicht recht entscheiden, ob das eine Beleidigung war, meine Nase mit einem Schnabel zu vergleichen oder nicht“, sagte er trocken.
„Oh! Euch zu beleidigen war gewiss nicht meine Absicht, Monseigneur!“ Hatte er unter ihrer Berührung gezittert?
„So formell, Madame? Wenn wir unter uns sind, könntet Ihr mich doch gewiss Adam nennen.“
Das ermutigte sie. „Adam, also. Aber bitte, so erzählt mir doch noch etwas mehr. Hattet Ihr keine Schwestern?“
„Doch, drei. Mary-Claire wurde Nonne, Cecily ist jetzt Witwe – ihr Ritter fiel bei Harfleur –, und dann ist da noch Amicia.“
„Ist Amicia schon alt genug, um zu heiraten?“
„Sie wird niemals heiraten. Sie lebt immer noch in Saker Castle. Sie wurde … als Krüppel geboren. Sie ist nicht deformiert … sie kann bloß nicht laufen. Alle lieben sie jedoch. Ich denke, sie ist so etwas wie eine Heilige“, meinte Adam sinnend.
„Ach, das ist traurig. Ich kann sehen, dass Ihr Eure Schwester liebt, und es muss schwer für Euch sein, sie leiden zu sehen.“
„Sie hat keine Schmerzen, aber ja, es ist hart, sie den ganzen Tag in ihrem gepolsterten Stuhl in der Halle zu sehen. Sie besteht darauf, dort zu sein, wo sie sehen kann, was vor sich geht. Jemand muss sie morgens nach unten und abends wieder nach oben in ihr Bett tragen.“
Elise bemerkte wohl, dass er sorgfältig vermieden hatte, die Gemahlin seines Bruders – Anne – zu erwähnen. Sie musste aber unbedingt wissen, wie er jetzt zu dieser Frau stand. Nahm Anne immer noch denselben Platz in seinem Herzen ein, nachdem er durch die kirchliche Zeremonie mit einer anderen Frau verbunden war?
„Und seid Ihr immer noch der Erbe Eures Bruders?“ Es war eine indirekte Art zu fragen, ob sein Bruder verheiratet war, und Elise war recht stolz darauf, die Frage so formuliert zu haben, dass nichts darauf hinwies, dass sein Knappe mit ihr über seine Familie gesprochen hatte.
Sog er scharf die Luft ein? Elise war nicht ganz sicher, aber sie sah seinen Mund schmal und hart werden, und sie bildete sich die plötzliche Trauer in diesen glänzenden braunen Augen nicht ein.
„Nein“, erwiderte er, „das heißt, vermutlich nicht mehr viel länger. Er hat Lady Anne Stratham geheiratet – eine sehr vorteilhafte Ehe für beide. Sie ist eine bezaubernde Frau.“
Wie sehr mochte es ihn geschmerzt haben, ihren Namen auszusprechen? Es war ihm nicht anzumerken – bis auf ein erneutes kurzes Zusammenpressen der Lippen.
„Ihr meint, dass sie ihm noch keinen Erben geschenkt hat?“
„Noch nicht, aber sie zieht seinen illegitimen Sohn auf, den John von einer Magd bekam, bevor er heiratete.“
„Welch eine außergewöhnliche Frau, die das uneheliche Kind ihres Ehegatten aufzieht!“
„Ja …“, meinte er sinnend. Dann fügte er hinzu: „Ich danke Euch, dass Ihr meinen
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