HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
wieder von ihrem schlanken Finger glitt. Sir Adam verhinderte dies, indem er hastig nach Elises Hand griff.
Es widerstrebte Adam, ihre Rechte wieder loszulassen, und in diesem Augenblick bat der Bischof sie, niederzuknien und seinen Segen zu empfangen, und ihre ineinandergelegten Hände waren zwischen den Falten seines roten Samtrocks und ihres smaragdgrünen Seidengewandes verborgen.
Harry hörte den Zwerg Gilles, der neben ihm stand, aufseufzen.
„Meint Ihr nicht auch, dass die beiden ein schönes Paar sind?“, flüsterte er Elises seltsamem kleinen Diener zu.
„Nein“, erwiderte Gilles Le Petit. „Ich meine, wenn er ihr ein Leid antut, werde ich ihm das Herz aus der Brust schneiden!“
Während wohlklingendes Latein über ihn hinwegtönte, ließ Adam seinen Gedanken freien Lauf. Vergeblich versuchte er, das Bild von Elise aus seinem Bewusstsein zu verbannen – ihre Erscheinung, als er sie vor einer Stunde zu Gesicht bekam.
Sie glich einer Sirene in einem smaragdgrünen Gewand, das einer Prinzessin von Valois würdig gewesen wäre. Ihre fremdartig schrägen Augen spiegelten den Farbton des Seidendamastes, und der zu breite und zu rote Mund lächelte leicht über sein offenkundiges Staunen. Elise trug ihre Haare offen, wie es sich für eine Braut ziemte, und die lockige Fülle fiel in feuriger Pracht auf das smaragdgrüne Oberteil ihres Gewandes herab.
Da er wusste, dass seine Augen ihn bereits verraten hatten, hielt er sie zurück, als sie die Robe mit einem Umhang bedecken wollte. „Nein … ich möchte, dass Caen die schönste aller Bräute sieht, die bis zuletzt aufgehoben worden ist.“
„Aber … ich habe gehört, dass die anderen mit Dreck beworfen wurden, als sie zur Kirche ritten.“
„Bei Euch wird man das nicht tun, Madame. Ihr werdet es sehen.“ Er spürte, dass sein geheimnisvolles Gebaren sie noch gereizter machte, als sie schon war. Aber sie sagte nichts mehr, als er ihr auf einen geliehenen Zelter half.
„Wir werden nach der Zeremonie hierher zurückkehren“, teilte er ihr mit. „Seine Gnaden hat mir ein Privatgemach im Gästequartier für heute Nacht überlassen. Man wird uns dort ein spätes Mahl servieren, bevor wir uns zurückziehen.“
„Wie überaus freundlich von dem Herzog“, hatte sie gemurmelt und ihre langen Wimpern gesenkt.
In diesem Augenblick sah sie so mädchenhaft zart und bescheiden aus wie eine Jungfrau, obgleich sie eine Witwe war.
Zweifel waren immer da gewesen, aber nach dem Bankett am Vorabend, als Denis Coulet, der Spitzel des Königs, sich zu ihnen gesellt hatte, waren die Zweifel stark gewachsen und verströmten einen üblen, giftigen Geruch.
„Eure Anverlobte ist eine begehrenswerte Frau“, hatte der Spitzel gesagt und nutzte die Gelegenheit aus, als der König den Raum verlassen hatte.
„Oh? Und wann habt Ihr sie kennengelernt?“, entgegnete Adam mit hochgezogener Braue, da Coulet eben erst aus Chartres zurückgekehrt war, wo er die Königin und ihren Liebhaber, Herzog Jean Sans Peur, bespitzelt hatte.
„Ich hörte, dass der König Euch ‚vorgeschlagen‘ hat, eine der Französinnen zu heiraten, und ich sah Euch ihre Seite verlassen, um dem König hierher zu folgen. Ich dachte, ich sollte sie mir ansehen, ohne dass sie mich bemerkte. Also borgte ich mir ein Leinentuch und ein Tablett mit Weinbechern und voi là , ich näherte mich als Diener.“
„Sehr schlau“, bemerkte Adam trocken. „Und dann?“
„Wie ich schon sagte, eine begehrenswerte Frau“, fuhr Coulet grinsend fort und stocherte mit der Spitze seines Dolchs in seinen Zähnen, „aber vielleicht solltet Ihr sie gut im Auge behalten, wenn die Armee sich Rouen nähert.“
„Was soll das heißen, Coulet? Mein Kopf schmerzt, und ich habe keine Zeit für Rätsel. Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt, dann heraus damit!“ Coulet hatte ihnen bereits wertvolle Informationen gebracht, aber der Mann hatte etwas an sich, das Adam anwiderte. Hatte er das erst bemerkt, als der Mann anfing, von Elise zu sprechen?
„Was das heißt? Nun, ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie Eurem Knappen schöne Augen machte und mit den Wimpern klimperte und ihn fragte, ob die Armee als nächstes nach Rouen marschieren würde. Sie ‚kennt jemanden‘ dort, hat sie gesagt.“ Er hob und senkte seine Brauen zweimal rasch hintereinander und gab damit wortlos zu verstehen, dass Adam es gar nicht schätzen würde, zu wissen, dass da „jemand“ in Rouen war, den seine zukünftige Frau
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