HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
kannte.
„Ich hoffe, Ihr macht es nicht zur Gewohnheit, in dieser Weise etwas aus nichts zu erschaffen, wenn es um Spionage geht“, hatte Adam kühl erwidert. „Sie könnte ebenso gut eine Tante gemeint haben, Dummkopf!“
„Höchstwahrscheinlich“, sagte der Mann in beschwichtigendem Ton, der Adams Ärger keineswegs besänftigte. „Ich habe zu voreilig gesprochen. Es ist nur so, dass meine Landsmänninnen sehr … äh, falsch sein können, und ich möchte Euch ungern getäuscht sehen, Herr.“
„Ich danke für Eure Besorgnis.“ Adam hatte sich zwingen müssen, die Worte über die Lippen zu bringen. „Ich versichere Euch, dass Eure Befürchtungen, was mich betrifft, grundlos sind.“ Sie hatten in Französisch gesprochen, und die fremde Sprache ermöglichte es Adam, seinen Sarkasmus zu verbergen, der in Englisch gewisslich zum Ausdruck gekommen sein würde. In diesem Augenblick war der König zurückgekommen und hatte ihrem kurzen Gespräch unter vier Augen ein Ende gemacht, und Adam hatte sich bemüht, den giftigen Samen zu vergessen, den der Spitzel gesät hatte.
Dennoch hatten ihm die Worte des Mannes im Magen gelegen, während Coulet dem König und ihm Bericht erstattete von Vorfällen am königlichen Hof, und Argwohn hatte Adam letzte Nacht in seinen Träumen gequält.
Viele von denen, die den anderen französischen Bräuten Schmähungen entgegengeschleudert und sie mit faulem Gemüse und Schlimmerem beworfen hatten, waren inzwischen zu ihrem Abendessen heimgegangen, aber die Straßenbengel, die er bezahlt hatte, säumten jetzt erfolgreich die Straßen zwischen dem Kloster und der Kirche.
„ Vive le chevalier anglais! “, hatten sie geschrien und „Langes Leben und Glück dem Freunde Frankreichs und seiner schönen Gemahlin!“ während Adam ihnen wahre Schauer von sous zuwarf.
Elise hatte ihn erstaunt angesehen, als die Hochrufe ertönten, und Adam war bewusst geworden, dass sie sich davor gefürchtet hatte, ebenso schlecht behandelt zu werden wie die anderen Bräute.
Das Verhalten der Menge ließ ihn nur noch zynischer empfinden. Er hatte schon immer geargwöhnt, dass die Franzosen käuflich waren, solange der Preis stimmte und das Geld greifbar war. Aber diese Menschen waren auch wankelmütig, und sie würden verschwinden, sobald keine Münzen mehr durch die Luft flogen. Immerhin hatte er durch seine „Großzügigkeit“ zwei Ziele erreicht: Er hatte Elise vor Schmähungen und Beleidigungen bewahrt, und er hatte sein Ansehen als sympathischer, pro-französischer Engländer weiter gestärkt, genauso, wie es der König von ihm gewünscht hatte.
„Es war höchst gütig vom König und vom Herzog, dass sie an unserer Trauung teilnahmen“, bemerkte Elise.
„Ja, es war eine große Ehre“, erwiderte Adam, aber er blickte nicht von dem in Weißwein gedünsteten Hecht auf, von dem er noch nicht gekostet hatte.
Sie saßen allein an dem kleinen Tisch in dem Gemach, das ihnen für die Hochzeitsnacht zur Verfügung gestellt worden war. Draußen war es inzwischen ganz dunkel, drinnen war der Raum von zwei Wandleuchtern in der Nähe des Tisches und einer dicken Stundenkerze erhellt. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt zu glühender Asche. Vor ihnen stand ihr Hochzeitsmahl. Außer dem Fisch gab es frisch gebackenes Brot und süße Butter, getrocknete Aprikosen, Eier in Gelee und Vanillepudding. Sie hätten eigentlich hungrig sein müssen, denn weder Adam noch Elise hatten seit dem Morgen nach dem Ablegen der Beichte nichts mehr zu sich genommen, aber keiner von ihnen verspürte Appetit.
Für Elise zumindest war die Beichte eine Farce gewesen, denn was konnte sie schon bekennen, ohne sich in Gefahr zu bringen? Die Beichte war zwar geheim und sollte alle Sünder schützen, und der Priester war ein Franzose, aber wer wusste schon, wem seine Treue galt? War er ein Anhänger der Armagnacs, die den Dauphin unterstützten, oder ein Anhänger der Burgunder? Vielleicht schuldete die Geistlichkeit auch König Henry Dankbarkeit, weil er die Klöster verschont hatte. Sie wagte nicht, ihr Leben in diesen Tagen einem Priester anzuvertrauen, wenn schon Herzöge wie Burgund sich damit brüsteten, „ihre“ Bischöfe zu haben, die nach ihrem Willen handelten.
Also war Elise gezwungen, nur unbedeutende kleine Sünden zu beichten, wie etwa Ärger auf Thérèse Montelieu, als diese einen ausgeborgten Kopfputz beschädigt zurückgegeben hatte, sowie mangelnden Fleiß in ihren Gebeten. Dabei sehnte Elise sich
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