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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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Caen übermorgen verlassen. Ich bin nur neugierig … marschieren wir geradewegs nach Rouen? Ich kenne dort nämlich jemanden, müsst Ihr wissen.“
    „Nein, Madame, es geht nach Süden, habe ich gehört. Um genau zu sein, in die Richtung von Argentan und Alençon.“ Wie leicht das gewesen war! „Wie merkwürdig“, murmelte sie. „Jedermann weiß doch, dass Rouen letztlich König Henrys Ziel ist.“
    Harry zuckte die Schultern. „Ich bin nur ein Knappe, Madame. Es ist nicht meine Aufgabe, die Gründe des Königs zu verstehen.“
    Keiner von ihnen achtete sonderlich auf den Diener mit dem Weintablett, der neben ihnen verharrte und die Becher auf seinem Tablett zurechtrückte. Dann setzte er seine Runde durch den Saal fort.
    Eine Stunde verging, und Adam kam noch immer nicht zurück. Während Harry sich tapfer bemühte, sie mit geistreichen Bemerkungen zu unterhalten, fragte Elise sich, was der König wohl mit ihm zu bereden hatte, das so lange Zeit in Anspruch nahm. Es gab vieles, das sie von ihrem zukünftigen Ehegemahl nicht wusste.
    „Harry, ich glaube, ich habe Kopfschmerzen“, sagte sie schließlich. „Zu viel Wein, Essen und Lärm, wisst Ihr. Würdet Ihr so freundlich sein und mich zu meiner Kammer begleiten und mich bei Eurem Herrn entschuldigen? Er kann mir eine Nachricht zusenden, um welche Zeit unsere Trauungszeremonie stattfinden soll.“
    Es war die Wahrheit. Ihr Kopf dröhnte wirklich ganz abscheulich. Sie sehnte sich danach, die Ruhe und den Frieden ihrer Zelle zu erreichen und sich in den Schlaf zu flüchten, bevor Thérèse Montelieu erschien. Sie wusste, dass Thérèse überschäumend aufgeregt und darauf erpicht sein würde, weibliche Vertraulichkeiten und hinterhältige Bemerkungen über die beiden Bräutigame auszutauschen, und Elise wollte nichts dergleichen. Bevor sie zu Bett ging, musste sie jedoch noch eine Botschaft an Herzog Jean de Burgund schreiben und ihm mitteilen, welchen Weg Henrys Armee durch die Normandie zu nehmen beabsichtigte. Dann würde sie Gilles beauftragen, das Schreiben der Äbtissin zu überbringen. Am Morgen war vielleicht keine Zeit mehr dafür, und je eher Jean Sans Peur von König Henrys Plänen erfuhr, desto besser.

6. KAPITEL
    Unzählige Kerzen brannten auf dem Altar. Das flackernde Licht spiegelte sich in dem goldenen Glanz der Kandelaber und dem juwelenbesetzten Kelch für die Hostie vor dem Kruzifix. Altartücher aus rotem Samt und Goldbrokat wetteiferten mit der Pracht der Gewänder des englischen Bischofs.
    Im September wurde es in der Normandie schon früh dunkel, sodass man die wunderschönen bunten Glasfenster der prächtigen romanischen Kirche von St. Etienne le Vieux nicht wirklich bewundern konnte. Aber wer mehr Schönheit genießen wollte, brauchte nur das Paar zu betrachten, das jetzt vor dem Bischof stand. Jedenfalls fand Harry Ingles das.
    In einem Anfall von Heldenverehrung entschied Junker Harry, dass sein Herr noch nie besser ausgesehen hatte als in diesem Augenblick. Sir Adams Lehnsherr, der Duke of Clarence, hatte seinem Ritter prächtige Gewänder aus Samt und Brokat geliehen. Adams breite Kriegerschultern sprengten fast die Säume, denn Thomas of Clarence hatte nicht Stunden damit verbracht, ein Kampfschwert zu schwingen und eine Lanze zu führen.
    Harry hatte Sir Adam selbst den Bart abgeschabt und das frisch gewaschene Haar geschnitten, das jetzt im Kerzenlicht schimmerte. Der Ritter hatte seine Dienste stumm und geduldig über sich ergehen lassen, hatte aber Einhalt geboten, als Harry vorschlug, ihm die Haare modisch zu kräuseln.
    „Ich bin kein französischer Weichling mit weibischen Löckchen und Rosenölduft, Harry“, hatte er gebrummt und war sich mit der Hand durch das feuchte schwarze Haar gefahren. „Lass die Lady Elise de Vire sehen, dass sie einen echten Engländer bekommt, einen richtigen Mann, und wenn sie mich für einen Barbaren hält im Vergleich zu diesen hübschen Burschen, dann ist es ihr Pech.“
    Tatsächlich war Sir Adam Saker dann das prachtvollste Mannsbild, das anwesend war, eine Tatsache, die Elise nicht entging, obgleich der König und sein Bruder Clarence sie mit ihrer Anwesenheit beehrten.
    Elise blickte zu ihrem stattlichen Bräutigam auf wie geblendet. Sir Adam steckte ihr jetzt seinen Siegelring mit dem eingravierten Falkenwappen an den Finger. Natürlich war er viel zu groß für sie, aber der unvorbereitete Bräutigam hatte nichts anderes. Harry sah Elise etwas benommen lächeln, als der Ring fast

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