HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
dem Bankett zur Feier der Übergabe Alençons und des Abkommens mit dem Herzog der Bretagne erscheinen würden, und es war jener Blick, der ihn nun verfolgte. Jetzt leuchteten ihre grünen Augen für einen anderen Mann. Adam leerte den Weinkrug.
Elise raffte ihre Röcke und stieg die Treppe zur Galerie hinauf. Sie hoffte, dort Adam zu finden – und wenn nicht, dann würde sie hier oben wenigstens vor herumlungernden Adligen mit lüsternen Augen und tätschelnden Händen sicher sein.
Ihre Sinne waren noch immer erregt, wenn sie an die Begegnung mit Adam in ihrem Gemach dachte. Sie hatte es genossen, beim Bankett neben ihrem Eheherrn zu sitzen und die ausgesuchten Fleischstücke anzunehmen, die er für sie mit seinem Dolch herunterschnitt, und mit ihm aus einem Kelch zu trinken. Ab und zu hatte sie sein Knie an dem ihren gefühlt – zufällig? – wenn er sich vorbeugte, um sich mit einem der anderen Gäste zu unterhalten.
Elise wusste, dass ihr smaragdgrünes Gewand sie zum Mittelpunkt aller Gäste machte, da die Farbe ihren Augen entsprach und das rotbraune Haar voll zur Geltung brachte, aber sie hatte es allein für Sir Adam getragen. Heute Nacht wird es geschehen, hatte sie gedacht, während sie neben ihm saß. Es wäre schon am Nachmittag geschehen, hätte Sir Ralph sie nicht so plötzlich gestört. Aber heute Abend, dachte sie, wenn wir nach dem Bankett in unserem Gemach allein sind, wird er nicht länger der Anziehung widerstehen …
Elise hatte nicht viel dagegen gehabt, dass der Herzog der Bretagne sie nach dem Festmahl eine Weile entführt hatte. Bei einem solchen Fest wurde schließlich erwartet, dass man sich unter die übrigen Gäste mischte, und der Duc war in der Tat ein höchst charmanter Unterhalter. Und es war angenehm, mit einem Franzosen Französisch zu sprechen, zudem war es nicht unmöglich, dass sie irgendetwas von Wert aufschnappte, das sie an Burgund weitergeben konnte.
Das Warten darauf, endlich mit ihrem Ehemann allein zu sein, verschaffte ihr eine gewisse zusätzliche Vorfreude, und sie fragte sich, ob es Adam wohl ähnlich erging. Mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, hatte sie nur halb den liebenswürdigen Komplimenten des Herzogs zugehört, aber schließlich wurde ihr doch der kühne Blick bewusst, den ihr Begleiter auf ihre Brüste gerichtet hielt, sowie die zunehmend wollüstige Zielrichtung seiner Bemerkungen. Hielt er etwa Sir Adam Saker für einen nachsichtigen Ehemann, der nichts dagegen hatte, sie einem wichtigen Aristokraten auszuleihen? Schließlich schützte sie Kopfschmerzen vor, um dem Herzog zu entkommen, und sein Klagen darüber, dass sie ihn verließ, folgte ihr, als sie sich entfernte.
Wo war nur Sir Adam? Es wurde spät, und die meisten der Feiernden hatten die große Halle bereits verlassen. War er verärgert, weil sie zu viel Zeit mit dem Herzog verbracht hatte? Wenn das der Fall war, würde sie ihrem grüblerischen, schwierigen Engländer beweisen – sobald sie ihn fand –, dass seine Blicke die einzigen waren, die sie auf sich spüren wollte, und seine gewagten Komplimente die einzigen, die sie zu hören wünschte.
Ah, da war er! Er saß auf einer Bank in der entfernten Ecke der dämmrigen Galerie, einen Weinkrug in der Hand, und blickte ihr entgegen, als sie auf ihn zueilte.
„So, da seid Ihr ja, Madame …“ Sein Gesicht war steinern, seine Augen undurchdringlich.
„Ja … seid Ihr bereit zu gehen? Ich schwöre, ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich dachte, ich würde es nicht schaffen, Seiner Gnaden Anwesenheit in höflicher Form zu entrinnen!“ Sie plapperte unsinniges Zeug und wusste es, aber Adams spöttischer Ton machte sie verlegen.
„Euer Kavalier, der Herzog der Bretagne, hat Euch also gehen lassen, wie? Dieser verdammte Lüstling! Wirklich sehr freundlich von ihm, Euch Gesellschaft zu leisten! Und wie freundlich von Euch, zu Eurem bescheidenen Ritter zurückzukehren, obgleich der Abend doch noch nicht ganz beendet ist“, höhnte er.
„Wir haben nur geredet. Ich gebe zu, dass mir unbehaglich zumute wurde, je länger wir uns unterhielten, und so habe ich mich dann entschuldigt. Zweifellos hat der Wein ihn etwas zu kühn gemacht.“
„Zu kühn?“, spottete Adam. „Ich habe gesehen, wie er seine Hand ausstreckte und eine Haarlocke von Eurer Schulter zurückstrich. Wäre ich nicht nur ein unbedeutender Ritter, würde es mir nicht an Kühnheit gefehlt haben, ihn mit meinem Schwert zu durchbohren!“
Diese Geste des Herzogs,
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