HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
eingehüllt in die Stille der Winterlandschaft.
„Danke, Adam …“, flüsterte Elise, als fürchtete sie, lautes Sprechen könnte den Bann brechen. „Ihr habt für ihn gesprochen, um ihn zu retten – selbst als Ihr dachtet, dass es Jean wäre“, sagte sie in verwundertem Ton und meinte damit: obgleich Ihr dachtet, Jean wäre mein Liebhaber.
Es entging Adam nicht, dass Elise nicht im Mindesten gezögert hatte, als sie Jean erwähnte, aber ob Bruder oder Geliebter, er erkannte plötzlich, dass es nicht mehr von Bedeutung war. So wie er gelernt hatte, seine Liebe für Anne zu überwinden, so hatte er auch zu akzeptieren gelernt, dass Elise zu einer Zeit während ihrer Witwenschaft einen Liebhaber namens Jean gehabt hatte und sich fürchtete, ihm das einzugestehen. Vielleicht hatte dieser Jean ihr einmal viel bedeutet, aber er glaubte, dass es jetzt vorüber war. Er vertraute der Liebe, die er aus ihren Augen leuchten sah.
„Zuerst dachte ich, es wäre Jean … angesichts dieses weißblonden Haares, doch er war es nicht. Er war nur ein Jüngling; dieser Dieb – ich meine, mein Bruder ist einige Jahre älter.“ Elise trat näher, nahm seine Hand, legte sie an ihre Wange und schloss für ein Weilchen die Augen. Als sie sie wieder öffnete, ertrank Adam fast in den grünen Tiefen ihrer tränenfeuchten Augen.
„Habt Ihr mir mein … meine betrunkenen Annäherungen in Alençon verziehen?“, fragte er sie. „Ich war außer mir vor Eifersucht und Enttäuschung …“
Elise unterbrach ihn mit ihrer erhobenen Hand. „Ich liebe Euch, Sir Adam Saker …“
„Und ich liebe Euch, mein Eheweib …“ Er nahm ihr Gesicht zwischen seine beiden Hände. „Elise … ich begehre Euch.“
Ja, erwiderten ihre Augen, ja und nochmals ja.
Über ihnen auf dem Hügel knackte ein Zweig. „Kommt schon, Saker, Ihr könnt jederzeit mit Eurer Lady tändeln – aber jetzt haben wir einen Belagerungsturm fertigzustellen, wie Ihr wisst“, durchbrach die Stimme des Duke of Clarence die Stille.
Adam biss die Zähne zusammen und war froh, dass er dem Herzog den Rücken zuwandte und dieser daher seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. „Ich eile, Euer Gnaden“, rief er und drehte sich halb um. Dann sah er wieder Elise an. „Ich werde bei Sonnenuntergang zu Euch kommen“, versprach er.
Adam bewahrte ihr Lächeln in seinem Herzen, als er sich abwandte, um zu Clarence zu sehen, während Elise zu ihrer Hütte zurückkehrte. Heute Nacht, sang sein Herz, heute Nacht wird sie mir gehören.
„Es freut mich zu sehen, dass die Dinge mit Eurer französischen Braut so angenehm stehen“, bemerkte der Herzog, als Adam ihn eingeholt hatte und sie den Wald betraten. „Sie muss im Bett ganz vorzüglich sein, nach Eurem betörten Grinsen zu urteilen.“ Dann fiel Thomas of Clarence die steife Haltung seines Vasallen auf, und ihm entging auch nicht der frostige Blick, mit dem Adam ihn bedachte. „Nur ruhig Blut, alter Junge. Ich wollte Euch nicht beleidigen. Ich gestehe, dass ich eifersüchtig bin, dass Euch eine so reizvolle Lady in Eurer Hütte erwartet, während meine Unterkunft einsam und kalt ist. Doch nun ans Werk. Die Belagerungstürme müssen morgen fertig sein, und wir müssen uns ranhalten.“
Singend betrat Elise die kleine Hütte, sah sich um und kreuzte schützend die Arme vor der Brust, in der kalten Luft fröstelnd. Dies war gewiss kein Palast, aber dieses primitive Obdach würde für immer in ihrem Herzen und Gedächtnis bleiben als der Ort, an dem sie und Adam eins wurden. Immer noch vor sich hinsummend, tanzte sie durch den Raum, glättete eine Falte in der rauen Wolldecke, die auf ihrer Strohmatratze lag, und rückte die über einer Leine hängende Decke zurecht, die die Schlafecke abteilte. In der anderen Hälfte schliefen Harry und Gilles.
Die Tür knarrte, und Elises Herz setzte einen Schlag lang aus, aber es war nur Gilles, der hereinkam.
„Oh! Ich dachte, du würdest meinem Herrn Gemahl beim Bau des Belagerungsturmes helfen“, sagte sie.
„Das habe ich auch getan, Madame, aber da er fast fertig ist, hat er mich gebeten, zu Euch zu gehen und nachzusehen, ob Ihr irgendetwas braucht“, erwiderte der Zwerg.
„Ob ich etwas brauche? O ja! Könntest du das Wunder vollbringen und zum Essen heute Abend etwas Wein besorgen, Gilles? Und könntest du den Koch des Königs bestechen, um einen Laib frisches Brot zu bekommen? Sag ihm, ich werde ihm dafür alles flicken, was er zum Ausbessern hat. Und nach dem Mahl
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