HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
könntest du heißes Wasser hereinbringen, sodass mein Gemahl sich waschen kann? Und Gilles … gibt es … ich meine, gibt es einen anderen Ort, wo du und Harry heute Nacht schlafen könnt?“ Elise fühlte, dass sie rot wurde, und wandte sich ab. Der Blick ihres Dieners war zu scharf.
„So wird nun doch noch alles gut“, sagte Gilles ruhig. „Das erfreut mich, Madame Elise. Ja, ich glaube, ich kann den Wein und das Brot besorgen. Und macht Euch keine Sorgen – es wird Harry und mir nicht allzu schwerfallen, anderswo zu schlafen – so lange Ihr wollt.“
„Ich danke dir, Gilles!“ Sie hatte plötzlich einen Schatten der Sehnsucht über das Gesicht des kleinen Mannes huschen sehen, und er tat ihr leid. Wie einsam musste Gilles sich fühlen. Wegen seines Aussehens würde er wahrscheinlich nie eine Frau finden, die ihn lieben und in ihm etwas anderes sehen konnte als eine Missgeburt. Auf einmal machte die Liebe Elise hellsichtig für das Bedürfnis nach diesem besonderen Gefühl im Leben anderer Menschen.
„Gilles … es ist doch nicht unrecht, dass ich ihn liebe?“
Seine schwarzen Augen begegneten ihrem Blick, und dann lächelte er leicht. „Nein, Madame. Ich habe auch gesehen, was er vorhin dort draußen getan hat … um das Leben dieses Jungen zu retten.“
„Und dabei dachte er sogar, dass es Jean wäre – und glaubte immer noch, dass Jean mein Liebhaber sei und nicht mein Bruder!“, erzählte sie ihm, noch immer ganz benommen von Adams Liebe und Großzügigkeit.
„Er ist kein Mann, der Ungerechtigkeiten gutheißt.“
„Vielleicht ist es nur das, aber es gibt mir zu denken, Gilles. Ist es möglich, dass seine Liebe zu mir ihn dazu bringen könnte, der französischen Sache zu dienen?“
Der Zwerg seufzte und blickte besorgt. „Vermutlich ist alles möglich. Doch ich denke, da handelt Ihr Euch Kummer ein. Seid froh und glücklich, dass Sir Adam Saker Euch liebt, wenn es so ist, und versucht nicht, ihn zu ändern und einen anderen Mann aus ihm zu machen, als er ist.“
Elise seufzte ihrerseits. „Wahrscheinlich hast du recht, mein weiser alter Freund. Indes, wie kann ich in seinen Armen glücklich sein und gleichzeitig als Füchsin planen, die Pläne seines Königs zu vereiteln?“
„Madame, Ihr versucht zu viele Lösungen zu finden, bevor die Nacht überhaupt begonnen hat. In dieser Nacht solltet Ihr nur an Liebe denken.“
10. KAPITEL
Die Abendmahlzeit war beendet, und nachdem sie das heiße Wasser hereingebracht hatten, verdrückten sich Harry Ingles und Gilles. Adam hatte sich hinter die Decke zurückgezogen und wusch sich den Schweiß und Schmutz des Tages ab.
Er kam wieder zum Vorschein in einer langen, pelzverbrämten, gegürteten Robe. Sein schwarzes Haar glänzte nass. Er nieste, als er auf Elise zuging.
Sie konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Sie war sehr aufgeregt. „O Adam! Kommt her zum Kohlenbecken!“
Er bedachte sie mit einem Lächeln, das ihr heftiges Herzklopfen verursachte. „Nein, mein liebes Weib. Ihr habt darauf bestanden, dass ich bade, also ist es jetzt Eure Aufgabe, mich zu wärmen, denke ich.“ Er breitete die Arme nach ihr aus.
In diesem Augenblick gab es nur noch ihn. Er war ihre ganze Welt. Sie sah nur noch sein markantes Gesicht und seine braunen Augen mit bernsteinfarbenen Lichtern, die sie mit Blicken liebkosten, bevor sie die erste Berührung seiner rauen Fingerspitzen auf ihrem Gesicht spürte.
„Wisst Ihr, bevor der herzogliche Esel heute Nachmittag zu schreien begann, wollte ich Euch gerade küssen“, sagte er, und in seinem Ton lag noch eine Spur des Bedauerns, das er empfunden hatte.
Elise atmete seinen frischen, männlichen Geruch ein und lächelte etwas zittrig. „Dann solltet Ihr vielleicht jetzt Eure Absicht in die Tat umsetzen, Monseigneur.“
Er näherte ihr sein Gesicht. „Oh, das habe ich auch vor, Elise“, versprach er mit von Leidenschaft rauer Stimme. „Heute Nacht werdet Ihr all die Küsse erhalten, die ich Euch bereits in den vergangenen Wochen hätte geben sollen.“
Seine Lippen waren nur noch Zentimeter von ihrem Mund entfernt.
„Alle heute Nacht, Adam?“ Sie strich sich mit den Fingerspitzen über die Lippen, als könnte sie bereits spüren, wie wund sie nach seinen leidenschaftlichen Küssen sein würden. „Ich werde einen Schleier vor dem Gesicht tragen müssen wie eine Sarazenenfrau.“ Aber in ihren Augen stand ein Lächeln.
„Nein, meine kupferhaarige, faszinierende Gemahlin. Wenn diese Nacht vorüber
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